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Friedrich Silberstein

Geb. am: 20. November 1888
Fakultät: Medizinische Fakultät | Medizin Universität Wien
Kategorie: Vertriebene WissenschafterInnen
Friedrich SILBERSTEIN, geb. am 20. November 1888 in Teschen/österr. Schlesien [polnisch-tschechische Doppelstadt Cieszyn/Český Těšín], war 1938 Privatdozent (ausserordentlicher Professor) und Assistent für Allgemeine und experimentelle Pathologie am gleichnamigen Institut (Leitung: Prof. Rothberger) an der Medizinischen Fakultät der Universität Wien. Er arbeitete seit seiner Habilitation 1920 durchgehend an der Medizinischen Fakultät der Universität Wien und wurde im Nationalsozialismus aus rassistischen Gründen verfolgt und am 22. April 1938 seines Amtes enthoben und von der Universität Wien vertrieben. Seine Tochter Maria Margarete Silberstein, die an der Medizinischen Fakultät studierte, wurde ebenfalls aus rassistischen Gründen von der Universität Wien vertrieben. Friedrich Silberstein musste aus Österreich fliehen und konnte nach Großbritannien emigrieren und übernahm dort 1942-1945 den Vorsitz der "Association of Austrian doctors in Great Britain", die die Medizinerinnenemigration aus Österreich organisierte. Im Februar 1939 entwickelte Friedrich Silberstein gemeinsam mit dem Deutschen Verterinärmediziner Hans Enoch einen Plan für die Errichtung einer dringend benötigten Tierserumsanlage ("animal serum manufacturing") im britischen Neuseeland mit dem Angebot, diese vor Ort aufzubauen und zu betreiben. Doch wurde dieser Plan von Neuseeländischer Seite aufgrund von Vorbehalten gegenüber deutschen und österreichischen Ärzten während des Zweiten Weltkrieges abgelehnt und beide Wissenschafter blieben in Großbritannien. Friedrich Silberstein starb 1975 in Perth, Australien.


Lit.: Archiv der Universität Wien: Rektorat GZ 677 ex 1937/38, GZ 680 ex 1937/38, Senat S 304.1200;
KOSIK 1935, 335, MERINSKY 1980, 224-225; MÜHLBERGER 1993, 32; Renate FEIKES, Exil der Wiener Medizin in Großbritannien, in: Charmian Brinson, Richard Dove u. Jennifer Taylor (Hg.), Immortal Austria? Austrians in Exile in Britain, The Yearbook of the Research Centre for German and Austrian Exile studies, 8 (2006), 61-74, 69; UB MedUni Wien/van Swieten Blog; 100 Jahre Österreichische Krebshilfe 2010, 40f., 53; freundlicher Hinweis von Dr.in Barbara Sauer, Wien 2018; REITER-ZATLOUKAL/SAUER 2022; Paul WEINDLING, Restricted Refuge: Medical Refugees in New Zealand 1933-45, in: Anthony Grenville, Swen Steinberg, eds., Yearbook of the Research Centre for German and Austrian Exile Studies, 2019.


Herbert Posch

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