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Egon Gallia

Geb. am: 20. September 1901
Fakultät: Juridische Fakultät
Kategorie: Doktorgradaberkennung

Egon Eduard Hugo GALLIA, geb. am 20. September 1901 in Purkersdorf, NÖ als Sohn von Hugo Eduard Gallia (Bahnbeamter, 1866-1935) und Gabriele Gallia, geb. Danzer, wiederverh. Modern (1875-1957), hatte an der Universität Wien Rechtswissenschaften studiert, 1925 die judizielle Staatsprüfung bestanden und hatte am 28. Januar 1926 an der Juridischen Fakultät den Grad eines Dr. iur. erworben.

Er war römisch-katholisch, wurde Amtsrichter und heiratete am 31. Jänner 1931 in der evang. Pfarrkirche Wien 18 die zum evang.A.B Glauben konvertierte Annemarie von Boschan (1904-1992). Sie hatten zwei Kinder - Gotthart (Godfrey) Eugen Gallia (1932-2011) und Dorothea Gabriella Gallia (Dorothea Mary Cavenagh, 1935-1997) und lebten in Wien 4., Prinz-Eugenstraße 30/I/5 (zuletzt im Haus des Schwagers in Wien 18., Julienstraße 7).

Obwohl er als "deutschblütig" galt, mussten er und seine Familie nach der Machtergreifung des Nationalsozialismus aus Österreich fliehen und konnte noch rechtzeitig nach England emigrieren. Dort lebte er 1939 anfangs in London-Chelsea und wurde nach Kriegsausbruch vorerst noch von einer Internierung als "enemy alien" ausgenommen, von Juni 1940 bis April 1941 dann aber doch inhaftiert.

Da sie der rassistischen Verfolgung durch das NS-Regime durch Flucht in Ausland entkommen waren, entzog ihnen das Deutsche Reich die Deutsche Staatsangehörigkeit, beschlagnahmte das gesamte Vermögen und ersuchte die Universität Wien, Eugen Gallia auch den Doktorgrad abzuerkennen. Das Berliner Reichsinnenministerium vermutet sie in einem Schreiben an das Reichserziehungsministerium vom 18. Mai 1942 noch in Frankreich, in einem Schreiben vom 10. April 1943 dann korrekt in London.

Am 29. Juni 1943 wurde Egon Gallia der akademische Grad aus rassistischen Gründen infolge der Ausbürgerung aberkannt.

Erst 12 Jahre nach der Aberkennung und lange nach dem Ende des Nationalsozialismus wurde ihm der Doktorgrad am 15. Mai 1955 wieder zuerkannt, bzw. die Aberkennung für "von Anfang an nichtig" erklärt.

Seit Mitte der 1940er Jahre lebte die Familie in Old Wharf, Shillingford, Oxon. Seine Frau Annemarie Gallia stellt nach Ende der NS-Herrschaft in Wien einen Rückstellungsantrag für die enteignete Villa in Pötzleinsdorf, die aber erst von der russischen Besatzungsmacht, später von der U.S-Army beschlagnahmt worden war (sie starb 1992 in Carmarthon, Carmartbenshire, England).

Dr. Egon Hugo Gallia starb 75-jährig am 23. Juni 1977 in Oxford, Oxfordshire, England/Großbritannien


Lit.: Archiv der Universität Wien/Promotionsprotokoll IUR 1924–1939 Nr. 304, Rektorat GZ 151 ex 1942/43, GZ 561 ex 1944/45 ONr. 15; Deutscher Reichsanzeiger Nr. 136 vom 15. Juni 1943; POSCH 2009, 416.


Herbert Posch


Reichserziehungsministerium Berlin fordert am 23. Juni 1943 das Rektorat der Universität Wien auf, den Doktorgrad von Egon Gallia abzuerkennen, © Archiv der Universität Wien RA GZ 151 ex 1942/43 ONr 89
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