Adolf Franz Hecht
Geb. am: |
08. August 1876 |
Fakultät: |
Medizinische Fakultät | Medizin Universität Wien |
Kategorie: |
Vertriebene WissenschafterInnen |
Adolf Franz HECHT, geb. am 8. August 1876 in Wien, gest. am 19. Dezember 1938 in Wien. Er war Dozent und tit. a.o. Univ.-Prof. für Kinderheilkunde an der Medizinischen Fakultät der Universität Wien.
Er hatte am Franz-Joseph-Gymnasium in Wien maturiert und auch sein Medizinstudium in Wien absolviert. Er promovierte am 19. Mai 1899 zum Dr. med. univ. und assistierte dann an der Heidelberger Kinderklinik und an der Allgemeinen Poliklinik in Wien. Er habilitierte sich 1915 für Kinderheilkunde und arbeitete als Dozent an der Kinderklinik an der Medizinischen Fakultät der Universität Wien, wo er auch die Herzuntersuchungsstation leitete. 1932 erhielt er den Titel eines ausserordentlichen Professors.
Er Mitglied in der Gesellschaft der Ärzte in Wien sowie der Gesellschaft für innere Medizin und Kinderheilkunde in Wien. Er publizierte zahlreiche wissenschaftliche Arbeiten über Biologie der Milch, über Ernährungsstörungen, über Zirkulationskrankheiten und Herzerkrankungen bei Kindern.
Er wurde im Nationalsozialismus aus rassistischen Gründen verfolgt, 1938 wurde seine Venia legendi widerrufen und am 22. April 1938 wurde er seines Amtes enthoben und von der Universität Wien vertrieben. Ebenso war seine Tochter,
Annemarie HECHT, gezwungen ihr Psychologiestudium an der Philosophischen Fakultät im 5. Semester abzubrechen. Sie wurde ebenfalls von der Universität vertrieben.
Von seinen beiden jüngeren Brüdern überlebte Otto HECHT (1886-1969, er konvertierte als Student bereits 1903, er wurde Rechtsanwalt und konnte nach London flüchten, kehrte bereits im August 1946 nach Wien zurück und war dort wieder bis 1963 als Rechtsanwalt tätig), während der Jurist Dr. Robert HECHT (1881-1938, er konvertierte als Student 1900) 1938 verhaftet, deportiert und am 9. Mai 1938 im Konzentrationslager Dachau ermordet wurde. Robert Hecht war Spitzenbeamter zur Zeit des Austrofaschismus, Sektionschef im Kriegsministerium, Berater und Vertrauter des langjährigen Heeresministers Carl Vaugoin, seit 1932 auch Berater von Bundeskanzler Engelbert Dollfuß und war an der Formulierung der austrofaschistischen Verfassung von 1934 und weiterer wichtiger Gesetze des autoritären Ständestaats beteiligt und ab 1936 Leiter des Postsparkassenamtes.
Adolf Franz HECHT selbst starb am 19. Dezember 1938 in Wien durch Suizid, seine Frau Margarethe Hecht, geb. Eisert, und seine Kinder Hans und Annemarie konnten noch emigrieren, der Partezettel trägt Ende 1938 schon "Wien - Buenos Aires - Shanghai" als Wohnorte der Familie.
Lit.: Archiv der Universität Wien, S304.458; MERINSKY 1980, 90-91; TRAGL 2007, 646f.; UB MedUni Wien/van Swieten Blog; geni.com; Peter Huemer, , Sektionschef Robert Hecht und die Zerstörung der Demokratie in Österreich. Wien 1975.
Herbert Posch