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Hedy Neufeld (verh. Schless)

Geb. am: 12. Juli 1914
Fakultät: Medizinische Fakultät | Medizin Universität Wien
Kategorie: Vertriebene Studierende
Hedy NEUFELD, geb. am 12. Juli 1914 in Wien (heimatberechtigt in Wien, Staatsbürgerschaft: Österreich), Tochter von Dr. Arnold Neufeld (Kaufmann), wohnte in Wien 5, Wehrgasse 31/13, war im Wintersemester 1937/38 an der Medizinischen Fakultät im 9. und vorletzten Studiensemester inskribiert (Sommersemester 1938 wurde ihr am 15. Oktober 1938 als gültig angerechnet). Nach dem "Anschluss" im März 1938 durfte sie im Sommersemester 1938 vorerst zumindest noch zwei Monate im Rahmen des 2%-numerus clausus für jüdische Studierende weiterstudieren, war aber dann aus rassistischen Gründen gezwungen ihr Studium endgültig abzubrechen und musste die Universität Wien verlassen (Absolutorium ausgestellt am 24. November 1938). In dieser Zeit unterstützte Hedy Neufeld, die ausgezeichnet Englisch sprach, in der Wiener Kultusgemeinde das amerikanische jüdische Ehepaar Eleanor (-) und Dr. Gilbert J. Kraus (1898-1975, Anwalt), die es geschafft hatten 50 Affidavits zu organisieren, um verfolgte jüdische Kinder aus dem Dritten Reich in die USA in Sicherheit zu bringen. Das Ehepaar kam im April 1939 gemeinsam mit dem befeundeten Kinderarzt Dr. Robert Avrom Schless nach Wien, um die Kinder auszuwählen und auf der Reise zu begleiten. Sie unterstützte bei der Erledigung der zahlreichen Formalitäten, dolmetschte bei den Interviews und half bei der Entscheidung die 50 aus der grossen Gruppe der verfolgten Kinder auszuwählen. Sie begleitete die drei AmerikanerInnen während ihres zweiwöchigen Wien-Aufenthaltes und klärte sie über die Situation vor Ort auf. In der Nacht des 20./21. Mai 1939 verließ der Zug - begleitet von Hedy Neufeldt - mit den Kindern Wien in Richtung Berlin. Von dort konnte sie die Kindergruppe noch bis zum Hamburger Hafen begleiten, von wo die Kinder mit der SS Harding in Richtung USA abreisten, wo sie am 3. Juni ankamen.
Noch vom Schiff erfolgte per Telegramm ein Heiratsantrag von Bob A. Schless an di nach wien zurückgekehrte Hedy Neufeldt, die diesen erfreut annahm. Nachdem die 50 Kinder erfolgreich in den USA angekommen waren, reiste Bob Schless zurück nach Wien und heiratete im Juli 1939 Hedy Neufeldt in Wien und reiste mit ihr, nunmehr amerikanicshe Staatsbürgerin, auf der SS Washington in die USA, wo sie am 3. August 1939 in New York ankamen. Nach Kriegsende holte er auch Hedy Neufelds Schwester und ihre Mutter in die USA. Nach seiner Pensionierung als Kinderarzt übersiedelten Bob und Hedy Schloss in die Schweiz und lebten in Bern, wo er im Juni 1972 starb. Hedy Schloss übersiedelte nach dem Ableben ihres Mann wieder in die USA wo sie bis zu ihrem Tod in Philadelphia lebte. Hedy Schloss, geb. Neufeld, starb 74jährig im Februar 1989 in den USA. Die einzigartige individuelle Rettungsaktion der fünfzig jüdische Kinder aus dem Dritten Reich wurde von Steven Pressman in dem Buch "50 children. One Ordinary American Couple's Extraordinary Rescue mission into the heart of Nazi Germany" dokumentiert.


Lit.: Archiv der Universität Wien/Nationale MED 1937-1938; POSCH/INGRISCH/DRESSEL 2008, 443, Bulletin of Sidney Kimmel Medical College, Jefferson University, Spring 2019; Steven PRESSMAN, 50 children. One Ordinary American Couple's Extraordinary Rescue mission into the heart of Nazi German, 2015.


Herbert Posch


Nationale von Hedy Neufeld, Wintersemester 1937/38 (1. Formular Vorderseite), Foto: H. Posch (c) Universitätsarchiv Wien

Nationale von Hedy Neufeld, Wintersemester 1937/38 (1. Formular Vorderseite), Foto: H. Posch (c) Universitätsarchiv Wien

Nationale von Hedy Neufeld, Sommersemester 1938 (1. Formular Vorderseite), Foto: H. Posch (c) Universitätsarchiv Wien

Nationale von Hedy Neufeld, Sommersemester 1938 (1. Formular Vorderseite), Foto: H. Posch (c) Universitätsarchiv Wien

Nationale von Hedy Neufeld, Sommersemester 1938 (1. Formular Vorderseite), Foto: H. Posch (c) Universitätsarchiv Wien

Nationale von Hedy Neufeld, Sommersemester 1938 (1. Formular Vorderseite), Foto: H. Posch (c) Universitätsarchiv Wien
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