Carl Nachmias

Carl NACHMIAS, geb. am 14. August 1917 in Wien (heimatberechtigt in Wien, Staatsbürgerschaft: Österreich), Sohn von Moise/Moses Benjamin Nachmias (1870-1943) und Bella Nachmias, geb. Elias (1881-1942), wohnte in Wien 2, Josef-Gall-Gasse 3/6. Er hatte am 21. Juni 1935 am Bundesgymnasium in Wien 3, Kundmanngasse 22, die Reifeprüfung (Matura) bestanden und begann an der Universität Wien Klassische Philologie zu studieren. Er war zuletzt im Sommersemester 1938 an der Philosophischen Fakultät im 6. Studiensemester inskribiert und belegte Vorlesungen in Klassischer Philologie und Kunstgeschichte.

Er wurde im Nationalsozialismus nach dem "Anschluss" aus rassistischen Gründen gezwungen, das Studium abzubrechen und die Universität Wien zu verlassen.

Er musste aus Wien fliehen und konnte noch rechtzeitig emigrieren und ging nach Frankreich.
Seine Eltern konnten nicht mehr rechtzeitig emigrieren - seine Mutter, geb. 1881 in Sofia|София/Bulgarien, wurde im Oktober 1942 von Wien nach Maly Trostinec bei Minsk|Мінск/Belarus deportiert und kurz nach der Ankunft am 9. Oktober ermordet und sein Vater, geb. 1870 in Rustschuk [Russe|Русе/Bulgarien], wurde von Frankreich in das Konzentrationslager Auschwitz [Oświęcim/Polen] deportiert, wo er am 16. Februar 1943 ermordet wurde.

Carl Nachmias wurde am 22. Februar 1947 in Frankreich eingebürgert und war verheiratet mit der in Paris geborenen Germaine Barthelmé (1903-1991). Er war Professor und lebte und arbeitete in Paris in den 1950er und 19560er Jahren.

Die Ausstellung "Ausgegrenzt, Vertrieben, Ermordet" (Jänner-Mai 2010) am Institut für Kunstgeschichte der Universität Wien erinnerte an Carl Nachmias und 20 weitere 1938 vertriebene Studierende der Universität Wien mit Schwerpunkt im Fach Kunstgeschichte.

Lit.: Archiv der Universität Wien/Nationale PHIL 1935–1938; POSCH/INGRISCH/DRESSEL 2008, 442; Ausstellung "Ausgegrenzt, Vertrieben, Ermordet" 2010; www.ancestry.de; www.myheritage.at; www.doew.at; yvng.yadvashem.org.

Herbert Posch