Geb. am: | 30. März 1909 |
Fakultät: | Medizinische Fakultät | Medizin Universität Wien |
Kategorie: | Vertriebene Studierende |
Meyer MONCHEK, geb. am 30. März 1909 in Brooklyn NY/USA (heimatberechtigt in Brooklyn NY/USA, Staatsbürgerschaft 1938: USA), Sohn von Pincus (Pinches) Monchek (1879–1955, Kaufmann in New York) und Anna (Hannah Henya) Monchek, geb. Bronitsky (1878–1939), wohnte in Wien 9, Pelikangasse 14, war zuletzt im Wintersemester 1937/38 an der Medizinischen Fakultät im 9. Studiensemester inskribiert (Wintersemester 1937/38 wurde ihm am 19. Februar 1938 als gültig angerechnet).
Obwohl er als Amerikaner nicht den NS-Rassegesetzen unterlag, wurde ihm nach dem "Anschluss" aus rassistischen Gründen nahegelegt, das Studium abzubrechen und die Universität Wien zu verlassen (Abgangszeugnis vom 4. April 1938).
Sein Sohn Mark Monchek erinnert sich später, dass die Familie ursprünglich 1880 aus Polen und Russland über Ellis Island nach New York emigrierte und sich in Brownsville Brooklyn (Bristol Street) ansiedelten. Meyer hatte sechs Geschwister, die alle im Bereich Spielwaren-Großhandel (Shepher Toy) arbeiteten, und nur Meyer ging aufs College. Sein Versuch danach an der New York University Medizin zu studieren um Arzt werden zu können, scheiterte an der dortigen jüdischen Quote. So entschied er sich, trotz der großen Distanz, nach Europa zu gehen, um Medizin studieren und entschied sich für die Universität Wien, da ihm das Jiddisch der Großeltern noch vertraut war und er in der High School Deutsch als Fremdsprache gelernt hatte. Er studierte ab dem Wintersemester 1933/34 an der Universität Wien, fuhr zwischenzeitig wieder nach Hause um in den USA in einem Postamt zu arbeiten und Geld zu verdienen. Nach dem "Anschluss" und der Unmöglichkeit im Nationalsozialismus weiter Medizin studieren zu können, wechselte er in die Schweiz, an die ebenfalls deutschsprachige Universität Basel, und beendete sein Studium dort mit der Dissertation "Kongenitale, wahrscheinlich durch Gefäßhypoplasie bedingte Kleinhirnatrophie" (Schahl:Basel 1939).
Er kehrte nach der Promotion 1939 in die USA zurück, arbeitete in Brooklyn am Unity Hospital in der Ambulanz und praktizierte als Allgemeinmediziner. Er absolvierte aber auch die Ausbildung zum Psychiater und Psychoanalytiker. Seine erste Frau Barbara Shilo (1923-2015) war als Jüdin 1938 aus Prag in die USA geflohen, wurde Schriftstellerin und Malerin. In zweiter Ehe heiratete er 1970 die in Wien geborene Fotografin Lisl Steiner (1927-2023), die 1938 als Jüdin aus Österreich nach Argentinien flüchten musste, wo sie in Buenos Aires an der Escuela Superior de Bellas Artes „Fernando Fader“ Kunst studierte, dann im Dokumentarfilmbereich arbeitete und später als Fotografin 1960 in die USA emigrierte und als Fotografin für Time, Newsweek, The New York Times, Life und Associated Press arbeitete. Anfang der 1970er-Jahre zogen sie und Meyer Monchek nach Pound Ridge.
Dr. Meyer Monchek starb am 5. Mai 1992 in Pound Ridge, NY/USA.
Lit.: Archiv der Universität Wien/Nationale MED 1937–1938; POSCH/INGRISCH/DRESSEL 2008, 440; Mark MONCHEK,The Legacy of Surviving Disaster, 2022; wikipedia: Lisl Steiner; freundlicher Hinweis von Ernst Sehnal, Wien 06/2023.
Herbert Posch