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Hermann [Herman] Merl

Geb. am: 03. Juli 1912
Fakultät: Medizinische Fakultät | Medizin Universität Wien
Kategorie: Vertriebene Studierende

Hermann MERL, geb. am 3. Juli 1912 in Wien (heimatberechtigt in Wien, Staatsbürgerschaft: Österreich), Sohn von Littmann Merl (1897-1942, Kleinhändler, Wien 2., Wehlistraße 218/10) und der Sara Merl, geb. Ellenberg (-1942), wohnte in Wien 21 [Wien 22], an der Alten Donau in der Florian-Berndl-Gasse 37 (Hinterhaus). Er hatte am 11. Oktober 1934 die Reifeprüfung (Matura) am Bundesgymnasium Wien V (Rainergasse) und daraufhin mit dem Medizinstudium an der Universität Wien begonnen. Er war zuletzt im Wintersemester 1937/38 an der Medizinischen Fakultät im 4. Studiensemester inskribiert und er hatte bereits die ersten beiden Teilprüfungen des Ersten Rigorosums im Jänner bzw. Februar 1938 mit ausgezeichnetem Erfolg abgelegt (Wintersemester 1937/38 wurde ihm am 16. Februar 1938 als gültig angerechnet).

Er wurde im Nationalsozialismus nach dem "Anschluss" aus rassistischen Gründen gezwungen, das Studium abzubrechen und die Universität Wien zu verlassen (Abgangszeugnis vom 6. Dezember 1938).

Hermann Merl konnte mit Unterstützung der Auswanderungsabteilung der Israelitischen Kultusgemeinde Wien und im Rahmen der Gildemeester-Aktion  noch rechtzeitig aus Wien flüchten und reiste am 8. Oktober 1938 mit der SS Koenigstein von Antwerpen aus in die USA aus, wo er am 21. Oktober in New York ankam. Er hatte als berufliche Fähigkeiten "Mechaniker, Maschinenschlosser, Medizinstudent" angegeben, da er nach der Absolvierung der Bürgerschule eine dreijährige Werkzeugschlosserlehre samt Gesellenpraxis absolviert hatte, bevor er als Externist die Matura nachholte (1934) um anschließend Medizin studieren zu können. In Vorbereitung auf die Ausreise hatte er auch noch als Mechaniker bei der Firma Neuhaus & Dörflinger in Wien 9., Garnisongasse die Medizintechnik-Werkzeuge herstellte, sowie in Dr. Neuhaus' Laboratorium für Mikroskopie und Bakteriologie.ein Praktikum für Blutuntersuchungen absolviert.
Als Kontakte konnte er in den USA seine Cousins L. Redlow und Jakob Bader und seine Tante Gittel Bader in Bronx, New York, NY angeben.
Hermanns Vater Littman Merl wurde 1942 in das Ghetto Theresienstadt [Terezín] deportiert und 1944 von dort weiter in das Konzentrationslager Auschwitz [Oświęcim im deutsch besetzten Polen] und dort ermordet, seine Stiefmutter Chaje Feige wurde 1942 auch in das Ghetto Theresienstadt deportiert und starb dort ein Monat später und auch seine Schwester Paula überlebte den Nationalsozialismus nicht.

Er konnte sein Studium abschließen und trat danach im September 1943 in die US-Army ein. Zu diesem Zeitpunkt war er geschieden und arbeitete im medizintechnischen Laborbereich.

Hermann Merl adaptierte seinen Vornamen auf "Herman" und war nach Kriegsende im September 1945 in Deutschland als Vernehmungsoffizier des US Military Intelligence Service an den Befragungen von Hitlers Ärzten beteiligt (Dr. Theodor Morell, Dr. Karl Brandt u.a.), die später in den Bericht "Hitler as seen by his doctors" der US-Army einflossen.

Dr. Herman Merl lebte zuletzt in 90242 Vowney, Los Angeles/CA und starb am 16. Jänner 2004 im Los Angeles County/CA, USA.


Lit.: Archiv der Universität Wien/Nationale MED 1937-1938; Studienevidensstelle der Medizischen Universität Wien: Rigorosenteilprüfungsbeurkundung 18.441; POSCH/INGRISCH/DRESSEL 2008, 438; freundlicher Hinweis von Dr. Clemens Brunn, 2017, und von seinem Enkel Pascal Merl, 09/2020; www.ancestry.de; www.findagrave.com; Passagierlisten-Datenbank Ellis Island; mooseroots.


Herbert Posch


Nationale von Hermann Merl, Wintersemester 1937/38 (1. Formular Vorderseite), Foto: H. Posch (c) Universitätsarchiv Wien

Nationale von Hermann Merl, Wintersemester 1937/38 (1. Formular Rückseite), Foto: H. Posch (c) Universitätsarchiv Wien
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