Martha Meisl
Geb. am: |
30. September 1920 |
Fakultät: |
Philosophische Fakultät |
Kategorie: |
Vertriebene Studierende |
Martha MEISL, geb. am 30. September 1920 in Wien, Tochter von Hugo Meisl (1881-1937, Sportjournalist und Fußballtrainer) und Maria Meisl, geb. Bican (Haushalt, 1891-1980) wohnte seit 1929 gemeinsam mit ihren Eltern und ihren Geschwistern Helga (geb. 1923 in Wien) und Herbert (1925-1993) im neu errichteten Karl-Marx-Hof in Wien 19, Heiligenstädter Straße 82/13/2. Nach der Matura am Realgymnasium in Wien 19 war sie im Wintersemester 1938/39 an der Philosophischen Fakultät im 1. Studiensemester inskribiert und belegte Vorlesungen in Germanistik und Geschichte (galt als "Mischling 1. Grades" und konnte ihr Studium – bei jederzeitigem Widerruf – vorläufig fortsetzen.
Als "Mischlinge" ab dem 1. Trimester 1940 ein Gesuch an das Reichserziehungsministerium Berlin um Studienzulassung stellen mussten, reichte auch Martha Meisl ein Ansuchen zur Fortsetzung ihrer Studien ein. Das Reichserziehungsministerium entschied jedoch am 9. Mai 1940, ihr das weitere Studium zu untersagen.
Sie konnte ihr Studium erst nach dem Ende des Nationalsozialismus wieder fortsetzen und am 20. Mai 1947 abschließen mit ihrer Dissertation: 'Der Wandel des Naturgefühls in der Dichtung des österreichischen Spätbarocks' im Fach Germanistik (Dissertationsbetreuer: Rupprich, Kralik).
Sie wurde 1951 Gymnasiallehrerin für Deutsch und Geschichte am humanistischen Gymnasium Wien 3, Kundmanngasse. Ihre ehemalige Schülerin Mag.pharm. Ingrid Kaan berichtet dazu:
"Diese Schule galt, wie ich auch erst später erfuhr, als 'braun', was mich im Zusammenhang von Dr. Meisl`s Vorgeschichte, die uns allen damals absolut nicht bekannt war, doch wundert, daß sie dort lehrte. Sie hatte einen angenehm lockeren Stil zu unterrichten und hat uns zu einer Zeit, da die Jahre 1920 bis 1950 im Geschichtsunterricht eigentlich ausgeblendet waren, über Judenverfolgung, Holocaust, KZ erzählt. Und ich erinnere mich heute noch an den von den Alliierten (Amerikanern) abgedrehten Film aus dem KZ Mauthausen, den wir von unserer Meisl initiiert in der Albertina gesehen haben, da wir alle, wie alle später, total brüskiert waren, erschüttert, beeindruckt, Unfaßbares nicht fassen konnten." (Mag.pharm. Ingrid Kaan, 2014)
Um 1970 wechselte sie ins Gymnasium in Wien 2, Vereinsgasse, und später in das Bundesrealgymnasium für Mädchen in Wien 2, Kleine Sperlgasse 2c, wo sie 1982 in Pension ging.
Meisl musste 2010 aus Altersgründen ihre Wohnung im Karl-Marx-Hof verlassen, einige Möbel und Erinnerungsstücke wurden in das Fußballmuseum der Austria Wien übernommen, wo 2011 zum 130. Geburtstag ihres Vaters die
Hugo-Meisl-Gedenkstätte eröffnet wurde.
Sie war auch künstlerisch tätig, ihr Werk (Malereien, Zeichnungen und Plastiken) werden im Archiv des Bezirksmuseums Döbling in der Villa Wertheimstein in Wien 19, Döblinger Hauptstraße 96, aufbewahrt, wo im Februar 2013 einige ihrer Werke in einer Ausstellung gezeigt wurden.
Martha Meisl starb am 16. Jänner 2014 im Alter von 93 Jahren und wurde am Friedhof Sievering (Gruppe 18, Reihe 1, Nummer 17) in Wien 19 bei ihrer Mutter Maria und ihrem Bruder Herbert bestattet.
Lit.: freundliche Hinweise von ihrer ehemaligen Schülerinnen Mag.pharm. Ingrid Kaan (Kundmanngasse) sowie Petra Nowak, Helga Maier und Martina Endelweber (Kleine Sperlgasse), Wien, 2014; Petra Nowak, 2016; Archiv der Universität Wien (Rektorat, Dekanat der Philosophischen Fakultät); Friedhöfe Wien/Verstorbenensuche; Meldearchiv/Wiener Stadt- und Landesarchiv, 2. Mai 2014; SPÖ Wiener Bildung: Ausstellung Martha Meisl, 14.02.2013; Einladung zur Ausstellung Martha Meisl, Februar 2013 (pdf); Österreichisches Pressebüro: Hugo-Meisl-Wohnung, 5. April 2011; KNIEFACZ/POSCH 2016.
Katharina Kniefacz