Siegmund Löwenherz (später: Levarie)
Geb. am: |
24. Juli 1911 |
Fakultät: |
Philosophische Fakultät |
Kategorie: |
Vertriebene Studierende |
Siegmund LÖWENHERZ (später: LEVARIE), geb. am 24. Juli 1914 in Lemberg/Polen [Lwiw/Ukraine], hatte sich nach seiner Reifeprüfung 1932 für ein Jahr bei seinem Onkel in den USA aufgehalten und ein Studium an der Northwestern University in Illinois begonnen. Er kehrte nach Wien zurück und nahm hier ein Studium der Musikwissenschaft an der Philosophischen Fakultät der Universität Wien auf. Gleichzeitig studierte er 1933–1935 Dirigieren am Neuen Wiener Konservatorium (Kapellmeisterdiplom 1935).
Nach dem "Anschluss" 1938 hatte er bereits alle musikwissenschaftlichen Lehrveranstaltungen absolviert, war nicht mehr an der Philosophischen Fakultät inskribiert, sondern befand sich bereits im Stadium der Abschlussprüfungen. Er hatte sich bereits am 3. Februar 1938 zu den Abschlussprüfungen ('Rigorosen') in Musikwissenschaft angemeldet und das erste Rigorosum am 6. Juli 1938 bestanden. Seine Dissertation 'Untersuchungen am Basso ostinato' war am 6. Februar 1938 approbiert worden. Am 2. März 1938 hatte er auch das zweite Rigorosum bestanden. Er konnte somit, nach längerer Unsicherheit, doch noch sein Studium abschließen und am 21. Juli 1938 unter zahlreichen symbolischen Diskriminierungen im Rahmen einer 'Nichtarierpromotion' promovieren, bei gleichzeitig ausgesprochenem Berufsverbot im gesamten Deutschen Reich.
Noch im Sommer 1938 emigrierte der Musikwissenschaftler in die USA, arbeitete zunächst auf Vermittlung seines Onkels in einer High School in Chicago, erhielt aber bald eine Stelle an der Universität Chicago, an der er bis 1952 Fakultätsmitglied blieb, das erste amerikanische Collegium Musicum für Alte Musik gründete und auch als Dirigent wirkte. Anschließend war er für zwei Jahre Dekan des Chicago Musical College. 1941–1946 US-Army. 1954 wurde er Professor an der Abteilung für Musik (bis 1962 auch Abteilungsleiter) des Brooklyn College, City University New York. Außerdem arbeitete er 1952–1956 als executive director der Fromm Music Foundation und 1954–1958 als Dirigent des Brooklyn Community Symphony Orchestra. 1984 wurde Siegmund Levarie von seiner Position an der City University in New York emeritiert. In den 1980er und 1990er Jahren hielt er sich mehrmals als Gastprofessor an der Universität bzw. an der Scuola Normale Superiore in Pisa/Italien auf.
Siegmund Levarie starb am 7. März 2010 in New York City.
Lit.: Video-Interview mit Siegmund Levarie am 22. Februar 2006 in New York (Interviewer: Herbert Posch, Videodokumentation: Gabriele Mathes); Austrian Heritage Collection am Leo Baeck Institute New York [AHC 1141]; Interview mit Siegmund Levarie, 2008 (von Robert Birnecker); Österreichisches Musiklexikon; Nachruf von Roger Evans; KNIEFACZ/POSCH 2017a.
Herbert Posch