Peter Hermann Löwy
Geb. am: |
03. Jänner 1914 |
Fakultät: |
Philosophische Fakultät |
Kategorie: |
Vertriebene Studierende |
Peter Hermann LÖWY (Peter H. Lowy), geb. am 3. Jänner 1914 in Wien (heimatberechtigt in Wien, Staatsbürgerschaft: Österreich), Sohn von Robert Löwy (Kaufmann) und Marianne, geb. Rosenberg, wohnte in Wien 3, Vordere Zollamtsstraße 11/11. Er hatte am 2. Juni 1932 seine Reifeprüfung am Bundesgymnasium in Wien 3 bestanden und begann im Wintersemester 1932/33 an der Universität Wien Chemie zu studieren. Er war zuletzt im Wintersemester 1937/38 an der Philosophischen Fakultät im 11. Studiensemester inskribiert.
Er hatte sich bereits am 13. Oktober 1937 zu den Abschlussprüfungen ("Rigorosen") angemeldet, seine Dissertation fertiggestellt, die er unter der Betreuung von Prof. Ernst Späth verfasst hatte und auch das erste Rigorosum ("Philosophicum" bei den Professoren Robert Reininger und Karl Bühler am 23. Oktober 1937 bestanden.
Durch den "Anschluß" wurde das Prüfungsverfahren aber unterbrochen. Er konnte im Nationalsozialismus aus rassistischen Gründen sein Studium nicht mehr abschließen und war gezwungen die Universität Wien zu verlassen.
Er musste aus Österreich flüchten und konnte schon am 2. Juni 1938 über Rotterdam/Niederlande mit der "Nieuw Amsterdam" in die USA emigrieren, wo er am 9. Juni in New York, NY, ankam.
Er lebte dann mit seinen Eltern 1940 in Rochester, Monroe, New York und arbeitete im April noch als "counterman", im Oktober dann schon in den
National Testing Laboratories in Rochester, seine Eltern Marianne (49) und Robert (58) in einem Lunchroom/Restaurant. Am 30. August 1940 heiratete er die Amerikanerin Ruth Schlosberg (1917-1990) mit der er drei Kinder hatte: Judith Jacobson, geb. Lowy, Richard Lowy and Robert Lowy und wurde US-Staatsbürger.
Ab 1946 lebte er mit seiner Familie in Pasadena, wo er als Biochemiker am
California Institute of Technology, William G. Kerckhoff Laboratories of the Biological Sciences zu arbeiten begonnen hatte. Im Dezember 1946 wandte er sich von dort an die Universität Wien, verwies auf das absolvierte Studium, das bestandene Rigorosum, die fertiggestellte Dissertation und dass ihm 1938 als Jude die Promotion verwehrt worden sei:
"Ich hoffe sehr, dass die geänderten Verhältnisse es möglich machen, mir das Doktorat in Absentia zu geben".
Rektor Adamovich leitete das Schreiben an den Dekan der Philosophischen Fakultät weiter, den Physiker Hans Thirring, zur direkten Erledigung. Das Dekanat teilt dann aber Peter Lowy am 17. Jänner 1947 mit, dass es in Wien nur die Unterlagen über das absolvierte Studium und das bestandene Rigorosum gäbe, von der Dissertation aber nichts vermerkt sei. Da Prof. Späth zwei Monate zuvor verstorben sei, könne er dazu auch nicht mehr befragt werden:
"Unter diesen Umständen wird es von Seiten des Dekanats lebhaft bedauert, Ihrem Wunsche nicht entsprechen zu können."
Ohne einen Hinweis, unter welchen Bedingungen eine Promotion allenfalls doch noch möglich sei, wurde die Promotion damit erneut verunmöglicht. Offensichtlich hat Peter Lowy allerdings doch noch ein - neue - Dissertation verfasst und vorglegt: "
1. Über Cumarino-Alpha-pyrone, 2. Über ein neues Dioxytropan und 3. über Carpain" die von den beiden Gutachtern Prof. Wessely und Ebert sehr positiv bewertet wurde ("
Die Versuche sind mit großem Geschick durchgeführt und auch die theoretische Bearbeitung der Probleme entspricht sehr gut den an die Doktorarbeit zu stellenden Anforderungen") und am 14. Juni 1947 mit "sehr gut" approbiert, danach endet das Promotionsverfahren aber erneut und endgültig.
Peter H. Lowy arbeitete auch ohne Wiener Doktorat weiter als Biochemiker am "Caltech" - bis 1965 als research fellow, ab 1965 als senior research fellow -, wo er bis zu seiner Pensionierung 1982 forschte.
Daneben engagierte er sich, wie seine Frau, sehr für blinde und sehschwache Menschen, unterstützte aktiv "Recording for the blind" sowie auch die "Huntington Library".
Peter H. Lowy starb am 2. Mai 1993 in Pasadena, Los Angeles, Kalifornien/USA
Lit.: Archiv der Universität Wien/Nationale PHIL 1932-1938, Rigorosenakt und -protokoll PHIL 13783; POSCH/INGRISCH/DRESSEL 2008, 433; Nachruf in Pasadena Star-News vom 6. Mai 1993 www.ancestry.de; www.genteam.at.
Herbert Posch