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Josef Lehner

Geb. am: 15. Februar 1868
Fakultät: Katholisch-Theologische Fakultät
Kategorie: Vertriebene WissenschafterInnen

Josef LEHNER, geb. am 15. Februar 1868 in Wien, gest. am 3. August 1949 in Wien, war 1938 o. Prof. für Spezielle Dogmatik an der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Wien.
Er wurde im Nationalsozialismus aus politischen Gründen verfolgt und 1938 seines Amtes enthoben und von der Universität Wien vertrieben.

Lehner besuchte für zwei Jahre das k. k. Staatsgymnasium in Wien-Josefstadt und anschließend für sechs Jahre jenes in Oberhollabrunn,[1] um 1887 zu maturieren. Daraufhin studierte von 1887 bis 1891 an der theologischen Fakultät der Universität Wien und fungierte nach seiner Priesterweihe im Juli 1891 zum Teil als Studienpräfekt und Subregens am erzbischöflichen Klerikalseminar in Wien (1893–1897) wie auch als Kooperator in der Seelsorge der Erzdiözese (1891–1893 sowie 1897–1905). Ab 1905 war er k. u. k. Hofkaplan und Hofburgpfarrvikar. Indes promovierte er 1902 zum Doktor der Theologie und unternahm wenig später (1903/04) eine zweisemestrige Studienreise nach Rom (für ein Semester) ebenso wie nach Deutschland,[2] wo er sechs theologische Fakultäten besuchte. [3] 1906 folgte die Habilitation für spezielle Dogmatik an der theologischen Fakultät der Universität Wien, wobei er für einen Teil seines Fachbereiches auch einen Lehrauftrag erhielt. Sechs Jahre später folgte seine Berufung an die Lehrkanzel für spezielle Dogmatik, die er bis 1938 innehaben sollte. Als Ordinarius übte er auch verschiedene Funktionen an der Universität Wien aus: Von 1913 bis 1915 war er Senator sowie in den Studienjahren 1915/16, 1922/23 und 1930/31 Dekan der katholisch-theologischen Fakultät. [4] Nach dem "Anschluss", am 23. April 1938, wurde er von Seiten des Rektorats aufgefordert, "unverzüglich um [seine] Versetzung in den Ruhestand anzusuchen". Jegliche Lehrtätigkeit war ihm von nun untersagt. [5] Laut Klieber/Schwarz war diese wenig später erfolgte Pensionierung auf die neuen Altersgrenzen für Professoren zurückzuführen. Im Gegensatz zu Leopold Krebs, Wenzel Pohl und Franz Zehentbauer blieb Lehner eine weitere Lehrtätigkeit als Supplent aber verwehrt. [6] Möglicher Grund hierfür könnte seine führende Rolle in der Leo-Gesellschaft gewesen sein, wo er als Leiter der philosophisch-theologischen Sektion fungierte. [7]

Nach Kriegsende sollte er ob seines fortgeschrittenen Alters – im Mai 1945 stand er im 78. Lebensjahr – nicht mehr an die Universität Wien zurückkehren.

Lehner war schließlich auch im erzbischöflichen Ehegericht, als Prosynodalexaminator sowie als Superior einiger Frauenklöster tätig gewesen und war Träger des Titels eines päpstlichen Hausprälaten. Zu seinen wichtigsten Arbeiten zählen "Ein Kommentar zum Antimodernisteneide" (Separatabdruck aus dem Jahrbuch des Vereins für christliche Erziehungswissenschaft, 1911) und "Das Mysterium der heiligen Messe, dogmatisch behandelt" (in: Bericht der liturgischen Priestertagung in Wien 1924, 1925). [8]


Lit.: Archiv der Universität Wien (UA) / Rectorat GZ 677 ex 1937/38; Österreichisches Staatsarchiv (OeStA) / AVA / PA; KLIEBER/SCHWARZ 2005.


[1] ÖStA/AVA, PA, k. k. Min. f. Cultus und Unterricht Nr. 39.210 (1906), Curriculum vitae, 27. 6. 1906.

[2] Nachruf von Carl Jellouschek, in: Die Feierliche Inauguration des Rektors der Wiener Universität für das Studienjahr 1949/50. Wien 1950, 39–41, 39.

[3] ÖStA/AVA, PA, k. k. Min. f. Cultus und Unterricht Nr. 39.210 (1906), Curriculum vitae, 27. 6. 1906.

[4] Jellouschek, Nachruf, 40, Personalstand Universität Wien für das Studienjahr 1934/35, 3.

[5] UA, RA GZ 677-1937/38, O.-Nr. 67, Rektorat an Lehner, 23. 4. 1938 (Konzept).

[7] Jellouschek, Inauguration, 40.

[8] Ebd.

Andreas Huber

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