Geb. am: | 02. Jänner 1913 |
Fakultät: | Medizinische Fakultät | Medizin Universität Wien |
Kategorie: | Vertriebene Studierende |
Fritz (Fred) LEINER, geb. am 2. Januar 1913 in Wien (heimatberechtigt in Wien, Staatsbürgerschaft: Österreich), als Sohn von Abraham Joel Schönberg recte Leiner und Rudolfine Leiner, geb. Wasservogel (1889–1958), wohnte in Wien 10, Kolumbusgasse 1/7 und hatte am Realgymnasium Wien 4 die Matura abgelegt und anschließend begonnen, an der Universität Wien Medizin zu studieren. 1935 unterbrach er das Studium bis zum Sommersemester 1937 und setzte es ab Wintersemester 1937/38 wieder fort und war zuletzt im Sommersemester 1938 an der Medizinischen Fakultät im 5. Studiensemester inskribiert.
Er wurde im Nationalsozialismus nach dem "Anschluss" aus rassistischen Gründen gezwungen, das Studium abzubrechen und die Universität Wien zu verlassen (Abgangszeugnis vom 11. Juni 1938).
Er versuchte noch am 18. Mai 1938 mit einem Antrag bei der Auswanderungsabteilung der Israelitischen Kulturgemeinde aus Österreich fliehen zu können, doch konnten er und sein Bruder Erich (1914–1984) nicht mehr rechtzeitig aus Wien flüchten und wurden am 31. Mai 1938 ins Konzentrationslager Dachau deportiert (Häftlingsnummer 14882 und 15094) und von dort am 23. September 1938 in das Konzentrationslager Buchenwald überstellt (Häftlingsnummer 8448 und 9414). Am 14. April 1939 wurden beide wieder entlassen und kehrten nach Wien zurück, wo aber das Lederwarengeschäft der Mutter enteignet ("arisiert") worden war aber es gelang ihnen beiden, rasch nach Großbritannien auszureisen, wo sie aber als enemy alien im Kitchener Camp in Richborough, Sandwich, Kent, interniert wurden (Fritz arbeitete dort im Straßenbau und sein Bruder Erich als Schuhmacher). Sie wurden am 6. Juni 1940 entlassen, nachdem ihnen mit Hilfe der Mutter in Wien gelungen war, Affidavits und Visa für die USA zu erhalten. Am 11. Juni 1940 konnten sie von Richborough/England in die USA ausreisen, wo sie am 21. Juni 1940 in New York, NY ankamen. Im Juli 1941 konnte auch ihre Mutter von Wien über Lissabon/Portugal nach New York emigrieren wo sie bei ihrer Tochter Elizabet Leiner, verh. Schwager (1920–2002) lebte. Fritz und sein Bruder lebten anfangs in Perth Amboy, NJ, wo Fritz in der Textilindustrie (Caddelact Shirt Factory) arbeitete und später in New York, NY. Am 10. Dezember 1945 wurde er US-Staatsbürger und änderte dabei seinen Vornamen von "Fritz" zu "Fred" (zu diesem Zeitpunkt wohnte er mit Mutter, Schwester und Schwager in New York 202 W. 107th str.).
Er konnte sein Medizinstudium nie mehr fortsetzen oder abschließen. Während sein Bruder 1943-1945 in der US-Army diente, blieb er Zivilist und heiratete am 5. April 1948 in Bronx, NYC/NY die Amerikanerin Tess Schiffrin (1909- 1996), Tochter russischer Einwanderer. Bei der Volkszählung im April 1950 lebte er mit seiner Frau und den Schwiegereltern in 250 E Gun Hill Road, The Bronx, NY, und war Fahrer einer Wäscherei.
Fred (Fritz) LEINER, starb am 25. Februar 1976 in Bronx, New York City, NY/USA.
Lit.: Archiv der Universität Wien/Nationale MED 1937–1938; Arolsen Archives, Inhaftierungsdokumente KZ Dachau und KZ Buchenwald; POSCH/INGRISCH/DRESSEL 2008, 428; www.genteam.at; www.ancestry.de; www.myheritage.at; freundlicher Hinweis von Dr.in Ruth Contreras, Wien 10/2023.
Herbert Posch