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Richard Lederer

Geb. am: 11. Juni 1885
Fakultät: Medizinische Fakultät | Medizin Universität Wien
Kategorie: Vertriebene WissenschafterInnen
Richard LEDERER, geb. am 11. Juni 1885 in Karlsbad, Böhmen/Österreich-Ungarn [Karlovy Vary, Tschechien], Sohn von Gustav (1844-1917) und Rosa (geb. Mayer, 1861-1940) Lederer war seit 1923 Privatdozent für Kinderheilkunde an der Medizinischen Fakultät der Universität Wien. Er wurde im Nationalsozialismus aus rassistischen Gründen verfolgt, 1938 wurde seine Venia legendi widerrufen und er am 22. April 1938 seines Amtes enthoben und von der Universität Wien vertrieben. Er hatte am 28. November 1908 an der Universität Wien promoviert (und war zuvor vom mosaischen zum röm.-kath. Glauben gewechselt) und sich 1923 zum Privatdozenten für Kinderheilkunde habilitiert. Er arbeitete als Assistent an der Kinderklinik in Straßburg und am Kaiser Franz Josefs-Spital, war Leiter des Kinderambulatoriums IX. der Wiener Bezirks-Krankenkasse und hatte eine Facharztpraxis in Wien 9., Alser Straße 18. Er veröffentlichte zahlreiche wissenschaftliche Fachbücher und Artikel wie "Kinderheilkunde" (Berlin 1924), "Die Ernährung des Säuglings an der Brust" (Wien 1926), bzw. zuletzt den Artikel "A new form of acute haemolytic anaemia, 'Baghdad spring anaemia'" (Bagdad 1941). Richard Lederer hatte am 6. Mai 1914 in einer konfessionslosen Ziviltrauung Dr. Elsa Schornstein geheiratet (geb. 21 April 1881 in Neusandez, Galizien/Österreich-Ungarn [Nowy Sącz/Polen], gest. 1965 in England), die 1910 an der Universität Krakau in Medizin promoviert hatte und sie hatten eine Tochter, Maria. 1938 emigrierte Richard Lederer nach Bagdad im Irak. Seine Tochter Maria floh nach England, 1939 gefolgt von ihrer Mutter, Dr. Elsa Lederer (gest. 1965), und beide wohnten später in Watchfield Court, Sutton Court Road. Nach Angaben seiner Tochter Maria Hull (geb. Lederer), wurde Richard Lederer als persönlicher Kinderarzt des Sohnes und Erben des Haschemitischen Königs Ghazi I. (gest. 1939) von Irak berufen, dem Kronprinzen Faisal, der im Folgejahr mit nur 4 Jahren als König Faisal II inthronisiert wurde (ermordet beim Putsch 1958). Richard Lederer wurde auch Professor am Kinderspital des Royal College of Medicine in Bagdad. Privat war er ein begnadeter Pianist und liebte es, Partituren zu lesen, wie andere Bücher. Er entdeckte im Irak auch eine neue Form akuter hämolytischer Anämie für die er den Namen "Baghdad spring anaemia" vorschlug. Doch kurz darauf erkrankte er an einer schweren und unheilbaren Hautkrankheit und starb noch 1941.


Lit.: Archiv der Universität Wien/MED Promotionsprotokoll, Personalstand 1937/38, 40, Rektorat GZ 680 ex 1937/38, GZ 1097 ex 1937/38; MERINSKY 1980, 134-135; MÜHLBERGER 1993, 26; UB MedUni Wien/van Swieten Blog, AJR Journal 2011, Mai, August und September;  KAGAN 1952; FISCHER 1932/33/II; BLUMESBERGER 2002, 802; STAUDACHER 2009, 357; REITER-ZATLOUKAL/SAUER 2022; freundlicher Hinweis seiner Enkelin Cathy Jacquet (née Hull), GB 05/2020.


Herbert Posch


Richard Lederer aus Kosic, 1935, S. 221

Richard Lederer an Medizinisches Dekanat am 2. april 1938, (c) Archiv der Universität Wien, Foto: Herbert Posch

Richard Lederer (1885-1941) am Dach der Universitäts-Kinderklinik im AKH Wien vor 1938, © Cathy Jacquet (geb. Hull), GB

Richard Lederer (1885-1941) in Baghdad, um 1939, © Cathy Jacquet (geb. Hull), GB

Richard und Elsa Lederer vor ihrem Landhaus in Thumersbach bei Zell am See, 1930er, © Cathy Jacquet (geb. Hull), GB

Richard Lederer (1885-1941), Kinderarzt, 1930er, © Cathy Jacquet (geb. Hull), GB
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