Geb. am: | 17. November 1908 |
Fakultät: | Philosophische Fakultät |
Kategorie: | Vertriebene Studierende |
David Lanner, geb. am 17. November 1908 in Belz, Galizien/Österreich-Ungarn [später Polen, heute: Bels|Белз/Ukraine] (heimatberechtigt 1938 in Belz/Polen, Staatsbürgerschaft 1938: Polen), Sohn des verstorbenen Baruch Lanner und der verwitweten Beile/Betty Lanner (Lebensmittelgeschäft, Wien 2, Große Schiffgasse 5), wohnte in Wien 2, Herminengasse 6/2, war zuletzt im Sommersemester 1938 an der Philosophischen Fakultät im 7. Studiensemester inskribiert und belegte Vorlesungen in Geographie, Geschichte und Hebräisch.
Er wurde im Nationalsozialismus nach dem "Anschluss" aus rassistischen Gründen gezwungen, das Studium abzubrechen und die Universität Wien zu verlassen.
Er musste aus Wien fliehen und es gelang ihm rechtzeitig, Österreich gemeinsam mit seiner Mutter zu verlassen. Sie gelangten über Belgien nach Frankreich wo er zuletzt in Nizza lebte, bevor er Ende November 1942 nach Spanien emigrierte. Dort wurden nach dem Ende des Spanischen Bürgerkriegs in der Franko-Diktatur viele internationale Flüchtlinge, die nach der Besetzung Frankreichs durch deutsche Truppen über die Pyrenäen nach Spanien flohen, interniert – so auch David Lanner von Jänner bis März 1943 im Lager in Miranda de Ebro.
Erst im April 1943 gelang es ihm und seiner Mutter in Barcelona Ausreisevisa in die USA zu erhalten und am 8. Juni von Lissabon [Lisboa]/Portugal mit der SS Serpa Pinto in die USA zu emigrieren, wo sie am 22. Juni 1943 in Philadelphia ankamen und sich in der Bronx, New York City, NY, niederließen, wo David Lanners Schwester Mali Zwiebel bereits lebte. David Lanner gab als Berufsbezeichnung an "theological student" und die Familie lebte bei seiner Schwester und seinem Schwager Pinkus Zwiebel in 63 Prospect Ave.
Kurz darauf heiratete er im Juni 1945 die 1933 aus Essen/Deutschland ebenfalls über Frankreich, Spanien und Portugal in die USA emigrierte Augusta Rosa Parnes (1921–2007), 1949 kam ihr Sohn Bernard/Baruch Lanner (Rabbi) zur Welt.
Über seinen weiteren Lebensweg ist bislang wenig bekannt.
David Lanner starb am 26. Dezember 1986 in Bronx, New York City, NY/USA.
An ihn wird an der Universität Wien im "Gedenkbuch für die Opfer des Nationalsozialismus an der Universität Wien 1938" (2009) erinnert und auch auf dem "Denkmal für die im Nationalsozialismus vertriebenen Geschichte-Studierenden und -Lehrenden der Universität Wien | Wenn Namen leuchten" (2022).
Lit.: Archiv der Universität Wien/Nationale PHIL 1937–1938; POSCH/INGRISCH/DRESSEL 2008, 427; USC Shoah Foundation Institute for Visual History and Education, University of Southern California, interview 9690 mit Augusta Rosa Lanner, geb. Parnes, am 16. November 1995 in West Palm Beach, FL, USA, Interviewerin: Barbara Waskover); www.ancestry.de; POSCH/FUCHS 2022, 122.
Herbert Posch