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Bella (Beila) Bauminger

Geb. am: 20. November 1907
Fakultät: Philosophische Fakultät
Kategorie: Vertriebene Studierende

Bella (Beila) BAUMINGER, geb. am 20. November 1907 in Stanislau, Galizien/Österreich-Ungarn [später: Stanisławów/Polen, heute: Iwano-Frankiwsk|Івано-Франківськ/Ukraine] (heimatberechtigt in Stanisławów/Polen, Staatsbürgerschaft 1938: Polen) als Tochter von Samuel Leib Bauminger (1879–1935) und Zipe Bauminger, geb. Horowitz, lebte später in den Niederlanden, wo sie auch die Volksschule in Den Haag besuchte, als der Erste Weltkrieg ausbrach. 1920 übersiedelte die Familie nach Wien und sie besuchte das private Reformrealgymnasium des Elternvereins in Wien 16 (Koflerpark/Ludo-Hartmann-Platz 7) und legte dort am 22. Juni 1928 die Reifeprüfung (Matura) erfolgreich ab. Sie begann im Wintersemester 1928/29 an der Universität Wien Chemie und Physik zu studieren, wohnte in Wien 7, Lindengasse 11/13 und war zuletzt im Wintersemester 1932/33 an der Philosophischen Fakultät inskribiert. Sie befand sich seither im Prüfungsstadium.
Sie hatte am medizinisch-chemischen Institut auch bereits ihre Dissertation "Über die Oxydation von Aminosäuren und Proteinen mittels Kaliumpermangat und Natriumhypochlorit" unter Betreuung von Doz. Fritz Lieben (1890–1966) abgeschlossen, die am 29. September 1933 auch von Prof. Ernst Späth und Prof. Hermann Mark (1895–1992) approbiert worden war. Am 7. Juli 1934 bestand sie das einstündige Rigorosum ("Philosophicum") bei Prof. Karl Bühler (1879–1963) und Prof. Robert Reiniger. Lediglich das zweistündige Rigorosum bei ihren beiden Dissertationsbegutachtern war noch offen. In dieser Zeit spondierte sie auch am 11 Mai 1935 zur Pharmazeutin und erwarb den Titel "Mag.pharm.", musste aber aufgrund ihrer polnischen Staatsbürgerschaft Revers einlegen, dass sie nicht in Österreich praktizieren werde. 

Sie konnte, nach längerer Unsicherheit, doch noch am 28. Juni 1938 zum zweistündigen Rigorosum antreten (Prof. Hermann Mark war zu diesem Zeitpunkt bereits von der Universität Wien entlassen worden und sie wurde stattdessen von Prof. Kailan geprüft) und mit der bestandenen letzten Prüfung ihr Chemie-Studium abschließen. Am 21. Juli 1938 konnte sie unter zahlreichen symbolischen Diskriminierungen im Rahmen einer "Nichtarierpromotion" noch promovieren, bei gleichzeitig ausgesprochenem Berufsverbot im gesamten Deutschen Reich.

Sie musste aus Wien fliehen und konnte mit einem "Dienstbotenvisum" noch rechtzeitig nach Großbritannien emigrieren, wo sie, obwohl Doktorin der Chemie nur als Hausmädchen bei Mrs. Clark in "The Chestnuts", Furzenhilll Road, Elstree, Hertfordshire/England eine Anstellung fand, und wurde im Dezember 1939 von der Internierung als "enemy alien" ausgenommen. Sie lebte später in Edgbaston, Birmingham, Warwickshire, England, wurde am 3. Jul. 1947 britische Staatsbürgerin und lebte mit Sarah R. Pickard in Rotton Park Road 23/1, Edgbaston, Birmingham (ab 1965 in Hagley Road E1, Brimingham).

Mag. pharm. Dr.phil. Bella Bauminger starb im Juli 1987 in Edgbaston, Birmingham/England.


Lit: Archiv der Universität Wien/Nationale PHIL 1928–1935, Rigorosenprotokoll PHIL Nr. 11832, Promotionsprotokoll PHIL 1931–1941 Nr. 2821; FRITSCH 2007; POSCH 2009, 366; www.ancestry.de; www.myheritage.com.
 


Herbert Posch


Bella (Beila) Bauminger, Eintrag 2821 'Nichtarierpromotion' 21. Juli 1938, Promotionsprotokoll Philosophische Fakultät 1931-1941, Foto: Herbert Posch, (c) Archiv Universität Wien
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