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Richard Kuschnitzky

Geb. am: 09. Februar 1883
Fakultät: Juridische Fakultät
Kategorie: Doktorgradaberkennung
Richard KUSCHNITZKY, geb. am 9. Februar 1883 in Wien, hatte am 16. März 1908 an der Juridischen Fakultät der Universität Wien den Grad eines Dr. iur. erworben. Er war seit Dezember 1918 in die Wiener Rechtsanwaltsliste eingetragen und hatte eine eigene Rechtsanwaltspraxis in Wien 1, Goldschmiedgasse 5. Nach dem "Anschluss" konnte er aus rassistischen Gründen nicht mehr weiter praktizieren und wurde im Nationalsozialismus als Jude gemäß Reichsbürgergesetz am 8. April 1939 aus der Rechtsanwaltsliste gestrichen. Richard Kuschnitzky konnte mit seiner Frau Johanna, geb. Rathaus (1890-1977), noch rechtzeitig aus Wien fliehen und nach Frankreich emigrieren, wo sie zuletzt in Grenoble lebten. Mitte März 1940 konnten sie in Lyon U.S.-Einreisevisa erhalten und damit noch rechtzeitig vor der Deutschen Besetzung Frankreichs am 30. März 1940 von St Nazaire/Frankreich mit der SS Champlain in die USA emigrieren. Sie kamen am 8. Apr 1940 in New York City, NY, an um dann zu ihrer Tochter Gerda Newman (1914-1987) nach Miami, FL/USA weiterzureisen (sie war mit ihrem Ehemann Paul Neumann bereits im Sommer 1938 in die USA emigriert).
Sie suchten auch um die U.S.-Staatsbürgerschaft an, da bereits absehbar war, dass sie aus dem Deutschen Reich ausgebürgert werden würde - was am 15. Mai 1941 auch amtlich verlautbart wurde -, was neben der Staatenlosigkeit und Vermögenskonfiskation auch zur Aberkennung der akademischen Grade führte. Am 17. Juli 1942 wurde ihm der Doktorgrad von der Universität Wien aus rassistischen Gründen aberkannt, da er im Nationalsozialismus "als Jude als eines akademischen Grades einer deutschen Hochschule unwürdig" galt. Er kehrte nach dem Ende des Nationalsozialismus und des Zweiten Weltkrieges wieder nach Österreich zurück und wurde am 25. Jänner 1949 neuerlich als Rechtsanwalt in Wien eingetragen. Aber erst 13 Jahre nach der Aberkennung und lange nach dem Ende des Nationalsozialismus wurde ihm auch der Doktorgrad am 15. Mai 1955 wieder zuerkannt, bzw. die Aberkennung für "von Anfang an nichtig" erklärt. Er starb am 20. Mai 1970 in Wien und ist am Wiener Zentralfriedhof bestattet.


Lit.: Archiv der Universität Wien/Promotionsprotokoll IUR 1903–1908 Nr. 1450, Rektorat GZ 118 ex 1941/42 ONr. 23, GZ 561 ex 1944/45 ONr. 15; Österreichisches Staatsarchiv ÖStA/AdR/EuReang/VVSt/VA 14187; Deutscher Reichsanzeiger Nr. 111 vom 15. Mai 1941; POSCH 2009, 441; SAUER/REITER-ZATLOUKAL 2010, 218, freundlicher Hinweis von Dr.in Barbara Sauer, Wien 12/2021.


Herbert Posch

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