Geb. am: | 14. September 1915 |
Fakultät: | Philosophische Fakultät |
Kategorie: | Vertriebene Studierende |
Elisabeth LAIZNER, geb. am 14. September 1915 in Wien/Österreich (heimatberechtigt in Wien/Österreich, Staatsbürgerschaft 1938: Österreich), Tochter von Dr. Moriz Laizner (Landesregierungspräsident, 1872-1930) und Henriette Laizner, geb. Lehmann (1877-1970, am 3. Juni 1914 aus der IKG Wien ausgetreten, wohnte in Wien 1, Lichtenfelsgasse 7. Sie hatte die Reifeprüfung (Matura) am 18. Juni 1934 am Mädchengymnasium des Vereins für erweiterte Frauenbildung in 6, Rahlgasse 4, abgelegt und studierte ab Wintersemester 1934/35 an der Philosophischen Fakultät der Universität Wien Klassische Archäologie. Sie war zuletzt im Sommersemester 1938 an der Philosophischen Fakultät im 8. Studiensemester inskribiert und belegte Vorlesungen in Kunstgeschichte, Alter Geschichte und Orientalistik.
Sie war römisch-katholisch, galt aber im Nationalsozialismus als "Mischling 1. Grades" und konnte ihr Studium – bei jederzeitigem Widerruf – nur vorläufig fortsetzen (Absolutorium wurde am 2. Juli 1938 ausgestellt).
Laizner arbeitete 1937/38 in London/England an der Vorbereitung der Arbeit an den Originalen im dortigen British Museum und kehrte 1938, kurz vor dem "Anschluss" Österreichs, nach Wien zurück. Sie hatte sich am 15. März 1939 zu den Abschlussprüfungen ("Rigorosen") in Klassischer Archäologie mit Nebenfach Alter Geschichte angemeldet. Ihre Dissertation: „Die Parthenon-Südmetopen“ (Gutachter: Praschniker, Keil) war am 26. März 1939 approbiert worden. Am 15. April 1939 hatte sie das zweistündige Rigorosum bestanden (Prüfer: Praschniker, Keil, Egger) und am 29. April 1939 auch das „einstündige Rigorosum“ bzw. "Philosophicum" (Prüfer: Eibl, Kainz). Sie konnte am 3. Mai 1939 zur "Dr. phil." promovieren. Das war die einzige wissenschaftliche Nachwuchsarbeit, die sich mit Praschnikers wissenschaftlichem Hauptthema, dem Parthenon, beschäftigte.
Sie musste Wien verlassen und emigrierte nach ihrer Promotion in die französischsprachige Schweiz und von dort weiter nach Frankreich wo sie sich mit Deutschnachhilfe für Schüler*innen und Student*innen durchbrachte. Nach dem Einmarsch der Deutschen Wehrmacht in Frankreich emigrierte sie über Portugal in die USA. Ihre Mutter Henriette war in Wien geblieben und von dort am 25. Februar 1942 in das Ghetto Theresienstadt [Terezín] deportiert, überlebte aber das Lager und kehrte nach 1945 nach Wien zurück (2017 wurde für sie, ihre in Minsk ermordete Schwester und für 13 weitere aus dem Haus deportierte und ermordete Jüdinnen und Juden ein Gedenkstein in Wien 1., Lichtenfelsgasse 17 gesetzt).
Elisabeth Laizner kam 1940 in New York an und arbeitete in verschiedensten Bereichen, u.a. als Kindermädchen, Nachhilfelehrerin, und 1950 als Textildruckerin. Am 28. Juni 1954 wurde sie in New York U.S.-Staatsbürgerin und ab 1961 arbeitete sie als Fremdsprachenlehrerin (Deutsch und Französisch) am Bennett College for Women in Greensboro und in selber Fu nktion an der Shaw University in Greensboro für über dreißig Jahre von 1966 bis 1998. Sie war von Anfang an auch als Menschenrechtsaktivistin gegen die Rassentrennung in den USA sehr aktiv, organisierte den Marsch auf Washington 1963 mit und wurde viermal für Engagement in Haft genommen. Wie einer ihrer Mitstreiter bestätigte:
"She had a real sense of what the movement was about, based on the fact she was a refugee from Austria during the Nazi campaign. There was a strong sense of justice with her, and a commitment to the cause of civil rights."
Dr. Elisabeth Laizner starb am 28. Jänner 2004 im Alter von 88 Jahren in Greensboro, Guilford County, North Carolina, USA und wurde im elterlichen Grab in Wien-Hietzing bestattet.
Lit.: Archiv der Universität Wien/Nationale PHIL 1937– Rigorosenakt und -protokoll PHIL 14940, Promotionsprotokoll PHIL (1931-1941) Nr. 3082; Gudrun WLACH, Camillo Praschniker (1884–1949). Wiedergewinnung aus der Zerstörung, in: K. Hruza (Hg.), Österreichische Historiker 1900–1945 Bd. 3, 2016, 48 f. mit Anm. 268; www.geni.com; Georg GAUGUSCH, Wer einmal war: das jüdische Großbürgertum Wiens 1800–1938. L–R, Wien 2016, 2862; Bennett College Faculty Profile Dr. Elisabeth Laizner, in: The Bennett Banner, Dezember 1963, 3; Nachruf von Bruce Siceloff in: The News and Observer (Raleigh, North Carolina), 3. Februar 2004, B7; Gedenkstein für Mutter Henriette Laizner 2017; freundlicher Hinweis Dr.in Gudrun Wlach, Wien 12/2024.
Herbert Posch