Geb. am: | 03. August 1902 |
Fakultät: | Medizinische Fakultät | Medizin Universität Wien |
Kategorie: | Vertriebene Studierende |
Otto KRONFELD, geb. am 3. August 1902 in Purkersdorf/Niederösterreich (heimatberechtigt in Wien, Staatsbürgerschaft: Österreich), Sohn von Dr. Adolf Kronfeld (Arzt, 1861-1938), wohnte in Wien 9, Porzellangasse 22 und hatte im Juli 1920 am Staatsgymnasium in Wien IX, Wasagasse mit Auszeichnung maturiert. Daraufhin begann er im Wintersemester 1920/21 an der Philosophischen Fakultät Mathematik und Physik zu studieren und begann daneben in der chem. Industrie halbtags zu arbeiten. Die mittlerweile Vollzeit-Berufstätigkeit und der Tod seines Dissertationsbetreuers Prof. Hans Hahn führten dazu, dass er das Studium nur mit einem Absolutorium abschloss, aber ohne seine Dissertation abzuschließen und zum "Dr.phil." zu promovieren.
Seine 16jährige Berufstätigkeit endete 1937 mit einer rassistisch konnotierten Auflösung des Dienstverhältnisses, woraufhin er im Wintersemester 1937/38 begann, an der Universität Wien Medizin zu studieren.
Er war im Wintersemester 1938/39 an der Medizinischen Fakultät im 3. Studiensemester inskribiert (Wintersemester 1938/39 wurde ihm am 30. März 1939 als gültig angerechnet).
Hatte seine Tätigkeit als wissenschaftlicher Mitarbeiter in der chem.-pharm. Großindustrie - Prokurist in der wissenschaftlich-pharmazeutischen Abteilung der Vertretung der "BAYER" IG Farbenindustrie AG (Leverkusen/Deutschland) für Österreich, der Vedepha, Wien 1., Biberstraße 15 - 1937 bereits aus rassistischen Gründen geendet, scheiterte auch sein ersatzweise begonnenes Medizinstudium abzuschließen daran, dass er als 'Mischling 1. Grades' galt und daher sein Studium – bei jederzeitigem Widerruf – nur vorläufig fortsetzen konnte.
Im Juli 1942 hatte er zwar sein Medizinstudium mit allen erforderlichen Prüfungen beendet, wurde aber als "Mischling" weder zur Promotion noch für den Arztberuf zugelassen. Er konnte nur unbezahlt oder minderbezahlt Berufserfahrungen sammeln: u.a. vom August 1942 bei Februar 1943 als unbezahlter Gastarzt an der II. Medizinischen Universitätsklinik (Leitung: Prof. Nikolaus Jagić), dann als "Heilgehilfe" im Cottage-Sanatorium und von Oktober 1943 bis Mai 1944 wieder als unbezahlter Gastarzt, diesmal an der I. Medizinischen Universitätsklinik (Leitung: Prof. Hans Eppinger). Vom Juni 1944 bis Ende April 1945 war er als Pfleger und "Heilgehilfe" kriegsdienstverpflichtet in der Baracken-Abteilung für ausländische Arbeitskräfte im Wilhelminenspital, Wien 16.
Erst nach dem Ende des Nationalsozialismus wurde er am 8. Juni 1945 promoviert, wobei das Doktordiplom rückdatiert wurde auf den 27. Juli 1942, also jenen Tag, an dem er die letzte Prüfungsleistung erbracht hatte, und damals nur aufgrund seiner jüdischen Abstammung das Doktordiplom nicht erhalten hatte.
Er war verheiratet mit Elisabeth Kronfeld (geb. Seiler, 1915-2005) und eröffnete nach dem Krieg umgehend eine Praxis als praktischer Arzt (Wien 9, Porzellangasse 22) und war zumindest 1948 bis 1951 auch Assistent an der I. Medizinischen Universitätsklinik (Leitung: Prof. Ernst Lauda) und später Arzt am Ambulatorium Strohgasse (pensioniert 1968) und Internistischer Konsiliararzt der Psychiatrischen Univ.-Klinik (bis 1978).
Er starb am 5. März 1984 in Wien.
Lit.: Archiv der Universität Wien/Nationale MED 1937-1939, Promotionsprotokoll MED XIV (1941-1949), Nr. 1244, MED S 51.1, MED S 51.2, MED GZ 1115 ex 1939/40, Rektorat GZ 944 ex 1939/40/41; Wiener Stadt- und Landesarchiv/OF; POSCH/INGRISCH/DRESSEL 2008, 424; freundlicher Hinweis von Dr.in Barbara Sauer, Wien 06/2019; REITER-ZATLOUKAL/SAUER 2024.
Herbert Posch