Geb. am: | 05. August 1916 |
Fakultät: | Philosophische Fakultät |
Kategorie: | Vertriebene Studierende |
Hans KREITLER, geb. am 5. August 1916 in Perchtoldsdorf bei Wien (heimatberechtigt in Wien, Staatsbürgerschaft: Österreich), Sohn von Wilhelm Kreitler (Kaufmann bzw. Klavierfabrikant und -händler aus Stanislau, Galizien/Österreich-Ungarn [später: Stanisławów/Polen, heute: Iwano-Frankiwsk|Івано-Франківськ/Ukraine]), wohnte in Wien 8, Buchfeldgasse 19/5, war zuletzt im Wintersemester 1937/38 an der Philosophischen Fakultät im 3. Studiensemester inskribiert und belegte Vorlesungen in Psychologie und Germanistik.
Er machte 1937 auch eine psychotherapeutische Ausbildung bei Wilhelm Stekel in Wien und arbeitete an der Neuropsychologischen Klinik im Rothschildspital. Er konnte seine Studien nach dem "Anschluss" nicht mehr fortsetzen und emigrierte im September 1938 nach Palästina/Israel, wo er vorerst als Barpianist und Klavierstimmer arbeitete.
1938-42 studierte er Psychologie, Philosophie und Soziologie an der Hebrew University und machte 1939-41 eine psychotherapeutische Ausbildung bei Dr. Dreifuss in Jerusalem. 1945 bis 1955 war er executive manager von "Kreitler Piano House and Workshops" in Israel, ab 1950 führte er daneben eine private psychotherapeutische Praxis. 1955-56 studierte er nochmals Psychologie, Philosophie und Germanistik in Österreich an der Universität Graz/Steiermark, wo er auch 1956 in Psychologie mit der Dissertation "Psychologische Grundlagen des Kunstgenusses" promovierte.
Von 1956 bis 1961 war er Chefpsychologe des Staatlichen Spitals für Geisteskrankheiten, Beer Yaakov, Israel. Er lehrte Psychologie an der Bar Ilan University, Tel Aviv 1958/59 wo er 1961 die Psychologische Abteilung gründete (1961-65 senior lecturer, 1965-70 ao. Prof., 1970 Professor). 1974/75 war er Gastprofessor an der Harvard University/USA. Er entwickelte zusammen mit seiner dritten Frau, Prof. Shulamit Kreitler, Theorien der kognitiven Orientierung und künstlerischen Erfahrung, forschte zur Sinntheorie und trug vielfach zu Bereichen der Psychopathologie (bes. Schizophrenie), Entwicklungspsychologie und Parapsychologie bei. 1977 erhielt er das Ehrendoktorat der Universität Mainz/BRD.
Er publizierte gemeinsam mit seiner Frau u.a.: "Die weltanschauliche Orientierung der Schizophrenen" (München-Basel, 1965); "Die kognitive Orientierung des Kindes" (München-Basel, 1967); auch das Bekannte "Psychology of the Arts", das er seinen Eltern, Wilhelm und Eugenie widmete (Durham, N.C., 1972) u.v.m.
Hans Kreitler starb am 7. Jänner 1993 in Tel Aviv/Israel.
Lit.: freundlicher Hinweis von Mag. Sabine Koch, Wien 2009, sowie von Mag. Dr. PhDr. Gregor Gatscher-Riedl, Archiv der Marktgemeinde Perchtoldsdorf, 2013; GATSCHER-RIEDL 2008, 64, 66; GEUTER 1986, 270; RÖDER 1983, 664; History of the School of Psychological Sciences, Tel Aviv University.
Katharina Kniefacz und Herbert Posch