Agathe Krasny (geb. Tochten)
Geb. am: |
08. Mai 1888 |
Fakultät: |
Philosophische Fakultät |
Kategorie: |
Doktorgradaberkennung |
Agathe KRASNY (geb. TOCHTEN), geb. am 8. Mai 1888 in Eiwanowitz, Mähren/Österreich-Ungarn [Ivanovice na Hané/Tschechien], hatte am 30. Juni 1911 an der Philosophischen Fakultät der Universität Wien den Grad eines Dr. phil. in Germanistik erworben (Dissertation: 'Konkurrenz vom alten iu und u').
Dr. Agathe Tochten heiratete am 5. August 1914 im Tempel in Wien 2., Tempelgasse, den Bergbauingenieur Ing. Otto Krasny (1888-1942) aus Mährisch-Ostrau [Ostrava/Tschechische Republik], der ab 1. März 1922 Mitglied in der Freimaurerloge B´nai Brith in Wien war.
Sie und ihr Mann wurden im Nationalsozialismus als Jüdin bzw. Jude verfolgt und mussten nach dem "Anschluss" aus Wien flüchten, wo sie zuletzt in Wien 19., Fürfanggasse 5 gewohnt hatten. Sie konnten noch rechtzeitig über England in die USA emigrieren. Nachdem sie in der Londoner U.S.-Botschaft am 18. März 1939 ein Einreisevisum erhalten hatten, reisten sie von Southampton/England am 4. Mai 1939 mit der
SS Ile de France in die USA, wo sie am 11. Mai 1939 in New York City, NY, ankamen, aber nach wenigen Wochen weiter nach San Francisco, CA, zogen, wo sie künftig lebten und arbeiteten.
Daraufhin wurden beide vom Deutschen Reich ausgebürgert (Ausbürgerungsliste Nr. 111, verlautbart im
Deutschen Reichsanzeiger am 6. August 1941), wurden damit staatenlos und ihr Eigentum wurde zugunsten des Deutschen Reichs beschlagnahmt.
Am 14. Juli 1942 wurde ihr als Rechtsfolge auch der akademische Grad aus rassistischen Gründen aberkannt, da sie im Nationalsozialismus "als Jüdin als eines akademischen Grades einer deutschen Hochschule unwürdig" galt.
Ihr Mann starb, erst 54-jährig, am 23. Dezember 1942, doch Agathe Krasny wurde am 21. August 1944 in San Francisco, CA U.S. amerikanische Staatsbürgerin.
Agathe Krasny, geb. Tochten, starb am 5. Jänner 1954 in San Francisco, CA/USA und ist am Friedhof Hills of Eternity Memorial Park in Colma, San Mateo County, CA/USA begraben.
Erst 1 Jahr nach Ihrem Tod, 13 Jahre nach der Aberkennung und lange nach dem Ende des Nationalsozialismus wurde ihr der Doktorgrad am 15. Mai 1955 wieder zuerkannt, bzw. die Aberkennung für "von Anfang an nichtig" erklärt.
Lit.: Archiv der Universität Wien/Promotionsprotokoll PHIL 1905–1913 Nr. 1069, Rigorosenakt und -protokoll PHIL 3088, Rektorat GZ 118 ex 1941/42 ONr. 65, GZ 561 ex 1944/45 ONr. 15; Österreichisches Staatsarchiv OeStA/ AdR/ E-uReang/ FLD 14560, OeStA/ AdR/ E-uReang/ VVSt/ VA/ 61681; Deutscher Reichsanzeiger Nr. 181 vom 6. August 1941; POSCH 2009, 439; www.genteam.at www.ancestry.de.
Herbert Posch