Peter Klagsbrunn
Geb. am: |
24. Mai 1913 |
Fakultät: |
Medizinische Fakultät | Medizin Universität Wien |
Kategorie: |
Vertriebene Studierende |
Peter KLAGSBRUNN, geb. am 24. Mai 1913 in Wien (heimatberechtigt in Wien, Staatsbürgerschaft: Österreich), war ein Sohn von Leopold "Leo" Klagsbrunn (geb. 1888 in Wadowice/Galizien, gest. 1957 in Brasilien, Chemiker, Kaufmann) und dessen Ehefrau Friederike "Fritzi" (geb. Kohn, gest. 1964 in Brasilien). Die Familie hatte ihren Wohnsitz ("Villa Klagsbrunn") in Wien 21, Pilzgasse 9.
Nach der Reifeprüfung am Realgymnasium in Wien-Floridsdorf begann Peter Klagsbrunn 1932 ein Studium der Medizin an der Universität Wien. Er war zuletzt im Wintersemester 1937/38 an der Medizinischen Fakultät im 10. Studiensemester inskribiert (Wintersemester 1937/38 wurde ihm am 9. Februar 1938 als gültig angerechnet). Er stand bereits kurz vor dem Abschluss seines Studiums, konnte es aber nicht mehr beenden. Sein jüngerer Bruder
Kurt Klagsbrunn (1918-2005), der auch an der Medizinischen Fakultät studierte, wurde ebenfalls von der Universität Wien vertrieben.
Kurz nach dem "Anschluss" im März 1938 wurde der Familienwohnsitz von der Polizei durchsucht. Die Familie entschied sich rasch zur Emigration und verkaufte die Kohlenhandlung an eine Mitarbeiterin und Freundin der Familie, ebenso das Haus in Floridsdorf. Im Oktober 1938 emigrierte Peter Klagsbrunn gemeinsam mit seinen Eltern und seinem Bruder über Rotterdam/Niederlande und Lissabon/Portugal nach Rio de Janeiro/Brasilien, wo sie am 15. März 1939 eintrafen und sich im Stadtteil Laranjeiras niederließen.
In der Emigration konnte der Vater erneut ein Unternehmen für den Verkauf chemischer Produkte aufbauen, während die Mutter als Schneiderin arbeitete. Beide Söhne konnten ihr Medizinstudium unter den Bedingungen der Emigration (finanzielle Lage, mangelnde Sprachkenntnisse und strenge Zugangsbedingungen der Universitäten) nicht wieder aufzunehmen. Kurt Klagsbrunn begann eine erfolgreiche Karriere als selbständiger Berufsfotograf.
Peter Klagsbrunn arbeitete in Brasilien als Vertreter von Pharma- und Parfümprodukten – zunächst für lokale Unternehmen, dann für einen US-amerikanischen Konzern. 1942 heiratete er die aus Berlin emigrierte Ingeborg Röschen Steuer. Das Paar bekam 1944 die Tochter Vera und 1946 den Sohn Victor.
Peter Klagsbrunn starb bereits 1952 im Alter von 39 Jahren an einem Herzinfarkt, ebenso wie 1971 seine Witwe. Ihr Sohn, der Ökonom Victor Klagsbrunn, übernahm in den 1990er Jahren die Betreuung seines Onkels Kurt Klagsbrunn.
Lit.: POSCH/INGRISCH/DRESSEL 2008, 416; Barbara WEIDLE u. Ursula SEEBER, Hg., Kurt Klagsbrunn. Fotograf im Land der Zukunft, Wien/Bonn 2013.
Katharina Kniefacz