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Johann Felix Klappholz (Jarociński)

Geb. am: 11. November 1917
Fakultät: Philosophische Fakultät
Kategorie: Vertriebene Studierende
Johann Felix KLAPPHOLZ (später: JAROCIŃSKI), geb. am 11. November 1917 in Wien/Österreich (heimatberechtigt in Wien, Staatsbürgerschaft 1938: Österreich), Sohn von Dr. iur. Felix Klappholz (1879-1943, Rechtsanwalt) und Irene Klappholz, geb. Jarocińska (1897-1943), wohnte in Wien 4, Gußhausstraße 19, war zuletzt im Sommersemester 1938 an der Philosophischen Fakultät im 6. Studiensemester inskribiert und belegte Vorlesungen in Chemie. Johann Klappholz war römisch-katholisch getauft, galt aber im Nationalsozialismus als Jude und wurde nach dem "Anschluss" aus rassistischen Gründen gezwungen, das Studium abzubrechen und die Universität Wien zu verlassen. Seine Mutter war Ende 1916 aus der Israelitischen Kultusgemeinde ausgetreten, sein Vater 1900. Der Vater hatte 1904 an der Universität Wien zum Dr. iur promoviert und war seit 1912 als Rechtsanwalt in Wien eingetragen mit einer Kanzleigemeinschaft mit Dr. Ernst und Dr. Friedrich Bunzl in Wien 1 Naglergasse 6 - er wurde aus rassistischen Gründen 1938 aus der Rechtsanwaltsliste gestrichen. Sie mussten auch die Wohnung räumen und die Eltern wohnten zuletzt in Wien 1., Opernring 11 bevor sie Anfang 1939 noch nach Łódź/Polen emigrieren konnten, dem Geburtsort seiner Frau, der aber bald vom Deutschen Reich besetzt wurde. Am 23. Mai 1943 wurden beide bei einer Razzia in Białołęka Dworska, Warschau [Warszawa]/Polen erschossen. Ob Johann Klappholz mit den Eltern nach Polen emigrierte und wie er dort der NS-Verfolgung entkommen konnte, oder welchen anderen Weg er fand, um den Nationalsozialismus zu überleben, ist derzeit nicht bekannt.
Er nahm jedenfalls den Familiennamen seiner Mutter an und kehrte als Johann Felix Jarociński einige Zeit nach dem Ende des Nationalsozialismus wieder nach Wien zurück: 1960 lebte er als Angestellter in Wien 19., Boschstraße 24/4/7.
Sein Studium hatte er unter den Bedingungen der Emigration, der Deportation und Ermordung der Eltern weder in der Emigration noch nach der Rückkehr nach Österreich abschließen können. Aus seinem Entschädigungsantrag für seine Eltern an den Abgeltungsfonds in Wien geht hervor, dass seine Eltern erst am 31. Dezember 1948 vom Landesgericht für Zivilrechtssachen Wien offiziell für tot erklärt wurden mit dem Todesdatum 23. Mai 1943. Erst 1959 konnte die Verlassenschaft nach den Eltern abgeschlossen werden. Johann Felix Jarociński, geb. Klappholz, starb Anfang 1988 in Wien und ist am Wiener Zentralfriedhof im Grab seiner Großmutter und seines Onkels bestattet.


Lit.: Archiv der Universität Wien/Nationale PHIL 1937/38; Österreichisches Staatsarchiv OeStA/ AdR/ E-uReang/ Hilfsfonds/ Abgeltungsfonds 143, OeStA/ AdR/ E-uReang/ AHF J Jarocinski Jan, OeStA/ AdR/ E-uReang/ VVSt/ VA/ 20165, OeStA/ AdR/ E-uReang/ FLD 10755; SAUER/REITER-ZATLOUKAL 2010, 201; freundlicher Hinweis von Dr.in Barbara Sauer, Wien 12/2021; Verstorbenensuche Friedhöfe Wien; www.genteam.at; www.ancestry.de; www.findbuch.at; DÖW-Opferdatenbank; Yad Vashem | Shoah Victims' Names.


Herbert Posch


Johann Klappholz, Nationale Philosophische Fakultät, Wintersemester 1937/38, 1. Formular, Vorderseite, (Foto: Herbert Posch), © Archiv der Universität Wien

Johann Klappholz, Nationale Philosophische Fakultät, Wintersemester 1937/38, 1. Formular, Rückseite, (Foto: Herbert Posch), © Archiv der Universität Wien

Johann Klappholz, Nationale Philosophische Fakultät, Sommersemester 1938, 1. Formular, Vorderseite, (Foto: Herbert Posch), © Archiv der Universität Wien

Johann Klappholz, Nationale Philosophische Fakultät, Sommersemester 1938, 1. Formular, Rückseite, (Foto: Herbert Posch), © Archiv der Universität Wien
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