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Emilie (später: Emily) Kerdeman (verh. Edelman)

Geb. am: 03. November 1912
Fakultät: Medizinische Fakultät | Medizin Universität Wien
Kategorie: Vertriebene Studierende
Emilie KERDEMAN (später verh. Emily EDELMAN), geb. am 3. November 1912 in Kalaharovka, Galizien/Österreich-Ungarn [später: Polen, heute: Ukraine] (heimatberechtigt in Wien, Staatsbürgerschaft: Österreich), Tochter von Chaim Kerdeman (1882-1967, Textilwarenhändler) und Livia Kerdeman, geb. Eti, war mit ihrem Vater und ihren Geschwistern nach Kriegsende 1918 nach Wien gekommen und wohnte 1938 mit ihrer Familie, ihrer Stiefmutter Rosche, geb. Riss, geschiedene Zehner einer Stief- und einer Halbschwester in Wien 5, Margaretenstraße 134/12.
Sie hatte nach der Matura in Wien begonnen Medizin zu studieren und war zuletzt im Wintersemester 1937/38 an der Medizinischen Fakultät im 9. Studiensemester inskribiert (Wintersemester 1937/38 wurde ihr am 15. Februar 1938 als gültig angerechnet). Sie wurde im Nationalsozialismus nach dem "Anschluss" aus rassistischen Gründen gezwungen, das Studium abzubrechen und die Universität Wien zu verlassen (Abgangszeugnis vom 25. Mai 1938). Emilie Kerdeman musste aus Österreich fliehen und konnte mit ihrer Schwester mit einem "domestic servants permit" nach Großbritannien emigrieren um dort als Dienstmädchen zu arbeiten.
Ihr Bruder Arthur Kerdeman (1911-2008) hatte an der Fakultät für Maschinenbau an der Technischen Hochschule Wien studiert und hatte dort am 17. Juni 1938 sein Absolutorium erhalten, konnte aber aus rassistischen Gründen nicht mehr abschließen. Er war in der Reichspogromnacht im November 1938 verhaftet, misshandelt und in das Konzentrationslager KZ Dachau deportiert worden, wo er erst im März 1939 unter Vorlage einer Option für eine Ausreise nach Shanghais und mit der Auflage der umgehenden Ausreise aus dem Deutschen Reich entlassen wurde. Seine Schwestern konnten ihm aus England ein temporäres Visum für Großbritannien besorgen damit er rascher aus Wien ausreisen konnte und er landete im April 1939 in England. Nach Erhalt eines US-Visums im August konnte er im September 1939 weiter in die USA ausreisen, wo er bei seiner Cousine Anne Weidenthal in Cleveland, Ohio lebte. Emilie Kerdeman schaffte es nach einiger Zeit ebenfalls ein US-Visum zu erhalten und reiste im Oktober 1940 über Glasgow mit dem Dampfschiff "Cameronia" in die USA, wo sie am 28. Oktober 1940 in New York ankam und von dort zu ihrem Bruder Artur nach Cleveland, Ohio weiterreiste. Er hatte in den USA auch ohne Studienabschluss ab Oktober 1939 Arbeit als Elektroingenieur bei Columbia Electricity Mfg Co. gefunden. Er wurde 1943 zur US-Army eingezogen und wurde am 17. Dezember 1943 US-Staatsbürger. Er diente im Army Intelligence Service, in Afrika, Italien, Korsika, frankreich, Österreich und Deutschland, u. a. im November 1945 in Berlin und konnte im Dezember 1945 in den USA abrüsten. 1951 heiratete er in Chicago Esther Haskin (1914-1991) mit der er zwei Töchter hatte. Auch Emilie Kerdeman lebte dann in Chicago, wohin auch ihr Vater Chaim (Charles) und ihre Stiefmutter Rosche Kendeman, geb. Riss, emigriert waren. Sie wurde später US-Staatsbürgerin, heiratete Rabbi Szachna S. Edelman (1905-1990) mit dem sie einen Sohn hatte. Emily Edelman, geb. Emilie Kendeman, starb am 24 September 1972 und ist am Shalom Memorial Park, Palatine Illinois/USA beigesetzt.


Lit.: Archiv der Universität Wien/Nationale MED 1937-1938; POSCH/INGRISCH/DRESSEL 2008, 415; EBNER/MIKOLETZKY/WEISER 2017, 36; Ellis Island passenger database; USHMM Arthur Kerdeman Papers; USHMM Interview Arthur Kerdeman 1991.


Herbert Posch


Nationale von Emilie Kerdeman, Wintersemester 1937/38 (1. Formular Vorderseite), Foto: H. Posch (c) Universitätsarchiv Wien

Nationale von Emilie Kerdeman, Wintersemester 1937/38 (1. Formular Vorderseite), Foto: H. Posch (c) Universitätsarchiv Wien

Nationale von Emilie Kerdeman, Wintersemester 1937/38 (1. Formular Vorderseite), Foto: H. Posch (c) Universitätsarchiv Wien

Nationale von Emilie Kerdeman, Wintersemester 1937/38 (1. Formular Vorderseite), Foto: H. Posch (c) Universitätsarchiv Wien
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