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Wilhelm Kallir

Geb. am: 21. Juni 1912
Fakultät: Juridische Fakultät
Kategorie: Doktorgradaberkennung
Wilhelm (William) KALLIR, geb. am 21. Juni 1912 in Wien, war der Sohn des Elektrotechnikers Ludwig Kallir (1874-1943), der für die Allgemeine Elektricitäts-Gesellschaft (AEG) arbeitete. Nach der Reifeprüfung am Franz Joseph Realgymnasium 1931 begann er wegen der administrativen und wirtschaftlichen Anstellungsmöglichkeiten in Industrie und Handel ein Jusstudium an der Universität Wien und absolvierte im ersten Studienjahr daneben einen Wirtschaftskurs an der Handelsakademie der Wiener Kaufmannschaft. Kallir erwarb am 8. Mai 1936 an der Juridischen Fakultät der Universität Wien den Grad eines Dr. iur.
Nach seinem Studium arbeitete er zunächst am Gericht als Stenograf, fand dann eine Anstellung als Konzipient bei Dr. Josef Zitter, einem prominenten Wiener Anwalt, dessen Arbeit er krankheitsbedingt im Februar 1938 übernehmen musste.

Nach dem "Anschluss" im März 1938 war Wilhelm Kallir die Ausübung seines Berufes verboten und er stellte im April 1938 den Antrag auf ein Visum für die USA. Im Oktober 1938 emigrierte er nach New York/USA.
Am 9. März 1939 heiratete er die Volksschullehrerin Edith Haber (1915-1982), die wenige Monate vor ihm aus Wien nach New York emigriert war.
1940 erhielt Edith Kallir den Auftrag, die Malerin Grand’ma Moses zu porträtieren – ein Fotoserie die weltberühmt wurde. Aufgrund des gemeinsamen Interesses für Fotografie eröffnete das Ehepaar Kallir 1942 ein Fotostudio in New York.
Am 17. Juli 1942 wurde ihm der an der Universität Wien erworbene Doktorgrad aus rassistischen Gründen aberkannt, da er im Nationalsozialismus 'als Jude als eines akademischen Grades einer deutschen Hochschule unwürdig' galt.
Erst 13 Jahre nach der Aberkennung und lange nach dem Ende des Nationalsozialismus wurde ihm der Doktorgrad  am 15. Mai 1955 wieder zuerkannt, bzw. die Aberkennung für 'von Anfang an nichtig' erklärt.

Ab 1948 arbeitete William Kallir als Wirtschaftsprüfer (Public Accountant), während Edith Kallir bis 1965 als Kinderfotografin arbeitete und daneben ein Bachelor-Studium der Philoosphie abschloss. Ab 1965 betätigte sie sich als Sozialarbeiterin für NYC Board of Child Welfare und andere Wohlfahrtsorganisationen.

Edith Kallir starb am 2. September 1982 in New York, William Kallir am 5. September 1999 in New York.


Lit.: Anna AUER (Hg.), Kunsthalle Wien: Übersee: Flucht und Emigration österreichischer Fotografen 1920-1940 | Exodus from Austria, Emigration of Austrian Photographers 1920-1940, Wien 1997, 51-55, 150-153; William Kallir Collection [AR 11313] an der Austrian Heritage Collection am Leo Baeck Institute New York; William Kallirs Memoiren [ME 856] am Leo Baeck Institute New York.


Katharina Kniefacz

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