Geb. am: | 08. September 1907 |
Fakultät: | Philosophische Fakultät |
Kategorie: | Vertriebene Studierende |
Elisabeth SOFFER (KALS REILLEY, geb. KATZ, gesch SOFFER, verw. CLAWSON), geb. am 8. September 1907 in Wien/Österreich (heimatberechtigt in Wien/Österreich, Staatsbürgerschaft: Österreich), als Tochter von Otto Katz (1871-1933) und Irma Katz, geb. Taussig (1886-1933), studierte in Paris an der Ecole des Beaux Arts und 1926/27 an der Akademie für Bildenden Künste Wien Malerei und verfolgte auch gleichzeitig eine erfolgreiche Karriere als Amateurjockey. Sie war am 18. Juni 1932 aus der Israelitischen Kultusgemeinde ausgetreten (konfessionslos) und hatte am 27. Juni 1932 in Wien den Möbelarchitekten Hans Soffer (1892-1970) geheiratet (Werkbund) und sie wohnten von Mai 1933 bis Juli 1938 in Wien 3, Rechte Bahngasse 28/IV/17.
Elisabeth Soffer war seit dem Sommersemester 1937 an der Philosophischen Fakultät der Universität Wien als außerordentliche Hörerin inskribiert, zuletzt im Sommersemester 1938 im 3. Studiensemester, und belegte Vorlesungen in Völkerkunde und Urgeschichte.
Sie wurde im Nationalsozialismus nach dem "Anschluss" aus rassistischen Gründen gezwungen, das Studium abzubrechen und die Universität Wien zu verlassen.
Sie übersiedelte mit ihrem Mann Ende Juli 1938 noch nach Wien 1, Adolf-Hitler-Platz 8 (vormals Freiheitsplatz, heute Rooseveltplatz) und ließ sich aber kurz darauf von ihm scheiden. Sie musste aus Wien fliehen und konnte vorerst nach Paris/Frankreich ausreisen und emigrierte dann aber weiter mit der SS Conte di Savoia von Cannes in die USA, wo sie am 3. Februar 1939 in New York, NY, ankam.
Ihr Ex-Mann Hans Soffer konnte erst ein Jahr später als Antiquitätenhändler über Triest/Italien in die USA emigrieren und kam mit der SS Vulcania am 21. Februar 1940 in New York, NY, an, eröffnete den "Soffer-Shop" in 201, E. 56th str. und erhielt am 4. Juni 1945 die U.S.-Staatsbürgerschaft. Er starb in Wien am 14. März 1970 und wurde am dortigen Zentralfriedhof beigesetzt.
Elisabeth Soffer arbeitete während des Krieges als Bibliothekarin in einem Hüttenwerk und als freiberufliche Fotografin und wurde am 25. Mai 1944 U.S.-Staatsbürgerin. Sie wurde Rechercheurin und Reporterin für das Time Magazine, wo sie u.a. über die UN-Sitzung zur Gründung des Staates Israel berichtete. Später wechselte sie zur Zeitschrift Fortune, wo sie über das Entstehen des späteren Xerox-Konzerns berichtete. Sie heiratete am 24. August 1950 in New York City, NY, den Witwer Harry G. M. Clawson (1895-19??) und kaufte 1951 auf Long Island, NY, ein 200 Jahre alte Farmhaus in Muttontown, East Norwich, Nassau County, wo sie bis zu ihrem Tod lebte. Sie züchtete Pudel für Ausstellungen, arbeitete mit Pferden fürs Reiten und die Jagd und stürzte sich auf die Gartengestaltung. Mit ihren Gärtnern Jimmy Jarman und Walter Queren schuf sie einen vielbeachteten Garten.
Sie studierte Bibliothekswissenschaft an der Long Island University am C. W. Post Campus (LIU Post), einer Privat-Universität in Brookville, Nassau County, und graduierte 1963, nachdem sie an der Yale University mehrere Kurse in Architektur und Gartengestaltung absolviert hatte und begann eine herausragende Privatsammlung seltener Gartenbücher und -drucke anzulegen, die sie 2002 dem Botanischen Garten von New York schenkte. Sie war Trustee der Horticultural Society in New York, Mitglied der Garden History Society in London und des Congress of International Bibliophiles in Paris.
Nach dem Tod ihres zweiten Mannes heiratete sie am 8. September 1967 in New York Ewing Willard Reilley (1906–1988), einen Mitbegründer von McKinsey & Co. Sie gründete die Gartenbibliothek in Planting Fields, wo sie bis zu ihrer Pensionierung im Jahr 2001 im Alter von 93 Jahren Mitglied des Kuratoriums und Bibliothekarin war. Zu ihrem 99. Geburtstag wurde der neu eingerichtete Lesesaal zu ihren Ehren nach ihr benannt (The Elizabeth Reilley Reading Room). Sie gründete auch die Post Library Association um die C.W. Post Campus Library zu unterstützen und stiftete das Elizabeth K. Reilley-Stipendium an der dortigen Palmer Graduate School of Library and Information Science. 1989 erhielt sie den Distinguished Alumni Award von C.W. Post.
Elisabeth Kals Reilley, verw. Clawson, gesch. Soffer, geb. Katz, starb über 100jährig am 29. März 2007 in East Norwich, Nassau County, New York/USA und ist in Laurel Hollow, Nassau County, NY bestattet.
Lit.: Archiv der Universität Wien/Nationale PHIL 1937–1938; www.genteam.at, www.myheritage.at, www.ancestry.de, www.findagrave.com.
Herbert Posch