Alexander Kallai
Geb. am: |
08. August 1905 |
Fakultät: |
Medizinische Fakultät | Medizin Universität Wien |
Kategorie: |
Vertriebene Studierende |
Alexander KALLAI, geb. am 8. August 1905 in Großwardein/Siebenbürgen, Österreich-Ungarn [Oradea/Rumänien] (heimatberechtigt in Arad/Siebenbürgen [Rumänien], Staatsbürgerschaft: Rumänien), Volkszugehörigkeit und Muttersprache: ungarisch (zwischen Sommer 1926 und Winter 1930 gab er als Volkszugehörigkeit an: jüdisch), war der Sohn von Maximilian Kallai (Buchdrucker in Arad/Rumänien).
Alexander Kallai maturierte 1924 am Römisch-Katholischen Obergymnasium in Arad/Rumänien und begann im Wintersemester 1924/25 sein Studium an der Medizinischen Fakultät der Universität Wien. Bis zum Sommersemester 1937 studierte er mit zahlreichen, teils mehrjährigen Unterbrechungen, wobei ihm auch einige Semester "mangels Frequenzbestätigung" nicht angerechnet wurden.
Er hatte in Wien lange Zeit keine fixe Wohnung, sondern zog fast jedes Semester um. Er war daher im Lauf von 14 Jahren in Wien nacheinander an über 20 Adressen, besonders im 9. Bezirk, gemeldet. Im Frühjahr 1932 heiratete er Elsa Stadler (geb. 4. Jänner 1903 in Wien), mit der er von 1933 bis 1937 auch seinen längsten Wohnsitz in Wien hatte - in Wien 9, Althanplatz 5/2/9 -, von dem beide im März 1937 nach Wien 9, Spittelauer Platz 5a/6 übersiedelten.
Zuletzt war Kallai im Wintersemester 1937/38 an der Medizinischen Fakultät im 6. Studiensemester inskribiert (Abgangszeugnis vom 4. Januar 1939).
Bereits am 11. Mai 1938 meldete Samuel Stadler, der ältere ledige Bruder von Alexander Kallais Ehefrau Elsa, bei der Auswanderungsabteilung der Israelitischen Kultusgemeinde (IKG) Wien seinen Wunsch an, gemeinsam mit seinen Eltern, zwei Schwestern und Brüdern und deren EhepartnerInnen, insgesamt 11 Personen, auszureisen - egal wohin, am liebsten nach USA, Kanada oder Australien. [Fragebogen Nr. 1701]
Kallai war gemeinsam mit seiner Frau zuletzt noch Ende Oktober 1938 für eine Woche in Wien 15, Herklotzgasse 1A gemeldet mit dem Meldehinweis, davor im "Lager Arnoldstein" gewesen zu sein.
Er bemühte sich, gemeinsam mit seiner Frau Elsa nach Palästina [Israel] zu emigrieren und meldete sich am 15. Oktober 1938 bei der Auswanderungsabteilung der IKG Wien für eine Unterstützung an [Fragebogen Nr. 17703], da er zu diesem Zeitpunkt weder über gültige Ausreisedokumente, noch über finanzielle Mittel, um diese zu beschaffen, verfügte. Er gab an, als staatenlos zu gelten, seit 1924 mit Unterbrechungen, seit 1927 durchgängig in Wien wohnhaft zu sein und Deutsch und Ungarisch zu sprechen. Neben seinem Medizinstudium, in dessen Rahmen er auch Nachhilfekurse in Anatomie gegeben habe, und Kenntnissen in der Lithographie (Steindruck) habe er jedoch keine weiteren beruflichen Ausbildungen, weshalb er "alles was sich findet arbeite". Er wollte mit seiner Ehefrau sofort und nur nach Palästina auswandern – sollte dies nicht möglich sein, sei ihm das Emigrationsland egal.
Am 28. Oktober 1938 stellten Elsa und Alex Kallai formal das Ansuchen an die Ausreiseabteilung der IKG um Unterstützung der Ausreise, sie wohnten mittlerweile schon in Wien 15., Herklotzgasse 21 und hatten gültige Reisepässe, aber weiterhin keine finanziellen Mittel für die Reise und planten am 30. Oktober 1938 nach Liberia aufzubrechen. Als Unterstützung für Ausrüstung und Kost für die Emigration erhielten Alexander und Elsa Kallai insgesamt 40 RM.
Am 1. November wurde er schließlich abgemeldet. Ein Abmeldevermerk vom 16. Mai 1939 hielt fest: "vor circa 1 Jahr nach Palästina übersiedelt".
Lit.: POSCH/INGRISCH/DRESSEL 2008, 412; Archiv der Universität Wien: Nationale MED 1924-1938; Archiv der Israelitischen Kultusgemeinde Wien:
Bestand Jerusalem, A/W 2590, 105 AW 2589/74, AW 2589/5, AW 2590/105; Wiener Stadt- und Landesarchiv: Historische Meldedaten Anfragebeantwortung B-MEW-302587-2013-2 vom 2. Mai 2013; freundlicher Hinweise der Enkelin Nina Nir, Israel 2013.
Herbert Posch