Geb. am: | 29. März 1916 |
Fakultät: | Juridische Fakultät |
Kategorie: | Vertriebene Studierende |
Heinrich (später: Henry Albert) PORGES, geb. am 29. März 1916 in Wien (heimatberechtigt in Wien als Sohn von Dr. iur. Richard Hugerth, geb. Porges (1884-1944, Rechtsanwalt) und Anna Hugerth, geb. Flaschner (1895-1944) (Namensänderung der gesamten Familie von Porges zu HUGERTH am 27. Juni 1931). Heinrich war am 16. Juli 1934 aus der Israelitischen Kultusgemeinde Wien ausgetreten und konvertierte zu röm.-kath. Glauben, wohnte in Mödling, Riegerstraße 33, und studierte seit Wintersemester 1936/37 an der Universität Wien Rechtswissenschaften. Er war zuletzt im Sommersemester 1938 an der Rechts- und Staatswissenschaftlichen Fakultät im 4. Studiensemester inskribiert, und belegte Lehrveranstaltungen in Rechtswissenschaften.
Er wurde im Nationalsozialismus aus rassistischen Gründen gezwungen das Studium abzubrechen und die Universität Wien nach dem "Anschluss" zu verlassen.
Er musste aus Wien flüchten und konnte mit der Familie nach Prag/Tschechoslowakei gelangen, wo er kurz nach den Novemberpogromen am 14. November 1938 sein U. S. Visum erhielt, und konnte über Rotterdam/Niederlande noch rechtzeitig mit der SS Volendam in die USA emigrieren, wo er am 14. Dezember 1938 in New York, NY, ankam. Von dort reiste er weiter zu seinem Bekannten M. Kane nach East Haven, CT.
Henry A. Hugerth heiratete am 28. Juli 1939 in New Haven, CT, die aus Kanada eingewanderte Christine Mary Schelter (1914-2003) und wurde am 16. Oktober 1940 für die U. S. Army gemustert - damals arbeitete er für die Whitney Theatre Inc. in Hamden, CT. Er konnte sein Jus-Studium fortsetzen und abschließen, arbeitete an der Yale University am Strategic Index of South America und diente dann ab 20. Oktober 1943 als Private in der U. S. Army.
Seinen Eltern und seinem jüngeren Bruder Peter (1922-1943) gelang es nicht mehr rechtzeitig zu fliehen - sie wurden 1942 von Prag nach Theresienstadt [Terezín/Tschechische Republik] deportiert und 1943 (Bruder) bzw. 1944 (Eltern) weiter nach Auschwitz [Oświęcim/Polen] deportiert und ermordet.
Henry A. Hugerth wirkte an der Befreiung Europas vom Nationalsozialismus mit, erst bei der U.S. Infanterie in Italien, später als Jurist im Wiener Hauptquartier von General Mark W. Clark (1896-1984), U.S. Hochkommissar von Österreich und Oberbefehlshaber der U.S.F.A., der zu seinem Abschied am 20. Mai 1947 zum Ehrendoktor (Dr. rer.pol. h.c.) der Rechts- und Staatswissenschaftlichen Fakultät ernannt wurde. Hugerth selbst promovierte Anfang 1946 an der Universität Wien regulär zum Dr. iur. und schloss damit in Wien als Soldat einer der Befreiungsarmeen jenes Studium ab, dass er im Nationalsozialismus gezwungen war abzubrechen. Im Oktober 1946 kehrt er über Bremerhaven/Deutschland mit der SS U.S.T.A. George Washington in die USA zurück.
Henry A. Hugerth war am 14. Jänner 1944 U. S. Staatsbürger geworden und wurde Ende 1946 wieder aus der U. S. Army entlassen. 1947 wurde seine erste Ehe in Dade, Fl, geschieden und am 16. Mai 1954 heiratete er in Boston, MA, wo er mittlerweile lebte, die Amerikanerin Dorothy Louise Hersey (1926-2005). Er arbeitete damals als Salesmanager der Frederick Lawrence Co. in Cambridge, MA. Er arbeitete noch einige Jahre als Rechtsanwalt, musste krankheitshalber als "disabled veteran" aber dann die Berufstätigkeit aufgeben.
Er starb nach langer Krankheit mit nur 51 Jahren am 21. Jänner 1968 an Multipler Sklerose in Harvard, MA/USA.
Lit.: Archiv der Universität Wien/Nationale PHIL 1937-1938, Promotionsprotokoll IUR 1939-1959, 707; SAUER/REITER-ZATLOUKAL 2010, 186; The Greenville News (South Carolina) vom 9. Mai 1954, 23, und vom 22. Jänner 1968, 5; www.ancestry.de; www.doew.at.
Herbert Posch