Walter Hollitscher
Geb. am: |
16. Mai 1911 |
Fakultät: |
Medizinische Fakultät | Medizin Universität Wien |
Kategorie: |
Vertriebene Studierende |
Dr. Walter HOLLITSCHER, geb. am 16. Mai 1911 in Wien (heimatberechtigt in Wien, Staatsbürgerschaft: Österreich), Sohn von Paul Hollitscher (Kaufmann), lebte nach der Trennung seiner Eltern ab 1920 mit seinem Vater in Prag, während seine Mutter in Berlin wohnte. Bereits als Mittelschüler trat er 1925 der kommunistischen Bewegung bei. Nach der Reifeprüfung an einem Gymnasium in Arnau an der Elbe [Hostinné/Tschechische Republik] begann er 1929 ein Studium der Philosophie (daneben Biologie und Medizin) an der Universität Wien und trat der Wiener KPÖ bei. 1933 schloss er sein Studium an der Philosophischen Fakultät der Universität Wien mit einer Dissertation über das Verständnis der Kausalität in der Quantenphysik (Referenten: Moritz Schlick, Robert Reininger) ab. Er wohnte in Wien 1, Gonzagagasse 12. Sein Studium an der Medizinischen Fakultät konnte er dagegen nicht mehr abschließen und war zuletzt im Sommersemester 1938 im 8. Studiensemester inskribiert.
Er emigrierte 1938 über Zürich/Schweiz nach Großbritannien und setzte sein Studium in London fort. Als engagierter Marxist arbeitete er unter anderem als Vizepräsident des „Austria Centre“.
Im Oktober 1945 kehrte Walter Hollitscher nach Österreich zurück, wo er im Bereich der Volksbildung und im Rahmen des Instituts für Wissenschaft und Kunst arbeitete. Ab 1946 leitete er die dortige Abteilung für Wissenschaftstheorie und wurde im Folgejahr Wissenschaftskonsulent im Amt für Kultur und Volksbildung der Gemeinde Wien.
1949-1953 war er ordentlicher Professor für Logik und Erkenntnistheorie und Leiter des Instituts für Philosophie an der Humboldt-Universität Berlin.
Zurück in Wien wurde er wieder Wissenschaftskonsulent, allerdings für die KPÖ, und gehörte von 1965 bis 1977 auch dem Zentralkomitee der KPÖ an. Zwischen 1965 und 1984 wirkte er auch als Gastprofessor für philosophische Probleme der modernen Naturwissenschaften an der „Karl-Marx-Universität“ in Leipzig. 1971 wurde er dort zum Ehrendoktor ernannt, 1974 wurde ihm die "Leninmedaille" vom Obersten Sowjet der UdSSR und 1976 der "Stern der Völkerfreundschaft in Gold" vom Ministerrat der Deutschen Demokratischen Republik verliehen.
Walter Hollitscher befasste sich mit allgemeinphilosophischen und speziellen Fragen der Naturwissenschaften, Biologie, Psychologie und Medizin (Hauptwerke: „Mensch und Natur im Weltbild der Wissenschaft“). Neben seinen wissenschaftlichen Veröffentlichungen betätigte er sich auch als Publizist und Journalist für wissenschaftspolitische und volksbildnerische Zwecke und leitete u.a. die Rubrik Wissenschaft der KPÖ-Zeitung Volksstimme.
Walter Hollitscher starb am 6. Juli 1986 in Wien. Seine Bibliothek und sein Nachlass befinden sich in der Alfred Klahr Gesellschaft.
Lit.: BRANDSTETTER 2007, 139; RÖDER 1980, 312; Alfred Klahr Gesellschaft – Verein zur Erforschung der Geschichte der Arbeiterbewegung; Hans Heinz HOLZ, Walter Hollitscher - Vom Wiener Kreis zu Marx, 2001; KNIEFACZ/POSCH 2017c.
Katharina Kniefacz