Geb. am: | 05. April 1917 |
Fakultät: | Philosophische Fakultät |
Kategorie: | Vertriebene Studierende |
Paul HOFFMANN, geb. am 5. April 1917 in Willendorf i.d. Wachau/NÖ (heimatberechtigt in Wien/Österreich, Staatsbürgerschaft 1938: Österreich), Sohn von Dr. Paul Hoffmann (1885–1970, Gutsverwalter) und Jolantha Hoffmann, geb. Garszky (1888–1985) und wohnte im Studentenheim in Wien 9, Porzellangasse 30. Er hatte das Stiftsgymnasium Kremsmünster und das Gymnasium in Krems/NÖ absolviert, wo er 1935 auch erfolgreich die Reifeprüfung (Matura) ablegte. Anschließend begann er an der Universität Wien Germanistik mit Nebenfach Geschichte zu studieren. Er war zuletzt im Sommersemester 1938 an der Philosophischen Fakultät im 6. Studiensemester inskribiert und belegte Vorlesungen in Germanistik, Geschichte und Geographie.
Obwohl "röm.-kath." galt er im Nationalsozialismus als "Mischling 1. Grades" (da sein Vater bei Geburt der israelitischen Kultusgemeinde angehört hatte, aber schon 1915 ausgetreten war) und musste sein Studium beenden und die Universität Wien verlassen.
Der Familie gelang es, 1939 per Schiff nach Neuseeland zu flüchten, wo Paul Hoffmann die nächsten 12 Jahre auf der elterlichen Milchkühe-Farm mithelfen musste. Wichtig war für ihn die Begegnung und Freundschaft mit dem jüdischen Exilautor Karl Wolfskehl (1869-1948) und sobald es möglich war, immatrikulierte er sich an der Universität Auckland als externer Student und studierte Deutsch, Latein und Anglistik und schloss 1947 sein Studium mit dem M.A. ab.
Am 3. Februar 1948 heiratete er in Auckland/Neuseeland seine österreichische Jugendfreundin Eva Henriette Bichler (?-2014) und wurde am 14. Juli 1948 in New Zealand eingebürgert.
1951 kehrte er mit seiner Frau und seinen zwei kleinen Kindern für acht Jahre nach Wien zurück, wo er an einer umfangreichen Wolfskehl-Monographie arbeitete, ein Teil davon legte er auch 1957 als Dissertation vor: "Das religiöse Spätwerk Karl Wolfskehls" und wurde 1958 zum "Dr. phil." promoviert. Zum Broterwerb schrieb er als freier Mitarbeiter Texte für den Rundfunk (ORF) und bewarb sich - erfolglos - auf verschiedene Stellen eines Germanisten aber das fortgeschrittene Alter und die Referenz von zwölf Jahren Farmarbeit im Lebenslauf waren für die akademische Laufbahn nicht förderlich.
Schließlich erhielt er eine Stelle an der Victoria University of Wellington und kehrte daher Ende 1959 wieder von Wien in den englischen Sprachraum nach Neuseeland zurück, wo er mit Unterbrechung einer einsemestrigen Fulbright-Gastprofessur an der University of Illinois in Urbana, IL/USA bis 1970 lehrte, ab 1963 als ordentlicher Professor und Vorstand des neugegründeten Deutschen Seminars, das er mit aufbaute. 1970 wurde er als ordentlicher Professor für Deutsche Philologie an die Eberhard Karls Universität in Tübingen/Deutschland berufen und wechselte wieder nach Europa zurück, wo er dann bis zu seiner Emeritierung 1985 lehrte und forschte.
Prof. Dr. Paul Hoffmann starb am 2. Mai 1999 in Tübingen/Deutschland.
Lit.: Archiv der Universität Wien/Nationale PHIL 1935-1938; Promotionsprotokoll PHIL 1956-1966; Ilse AICHINGER, Zao ZHANG u. Delbrück HANSGERD (Hg.), Dem Dichter des Lesens. Gedichte für Paul Hoffmann [Festschrift zum 80. Geburtstag], Tübingen 1997; Hansgerd DELBRÜCK, Paul Hoffmann, in: James N. Bade (Hg.), Im Schatten zweier Kriege. Deutsche und Österreicher in Neuseeland im zwanzigsten Jahrhundert, Bremen 2005, 201-206; Paul HOFFMANN, Der verfremdende Blick. Als Germanist in Neuseeland - und zurück, in: Renate Meissner (Hg.), Exil in Neuseeland (=Erinnerungen Bd. 7.1), Wien 2022, 184-211; www.ancestry.de; www.myheritage.at.
Herbert Posch