Geb. am: | 20. August 1916 |
Fakultät: | Medizinische Fakultät | Medizin Universität Wien |
Kategorie: | Vertriebene Studierende |
Johannes Heinrich HARDECK, geb. am 20. August 1916 in Gmünd/NÖ (heimatberechtigt in Bad Vöslau/NÖ, Staatsbürgerschaft 1938: Österreich), Sohn von Dr. Heinrich Hardeck (Arzt, 1875–1945) und Marie Ernestine Hardeck (1886–?). Die Familie lebte in Bad Vöslau und er absolvierte das Gymnasium in Baden, wo er 1935 auch die Reifeprüfung ("Matura") ablegte und anschließend nach Wien zog zu seinem älteren Bruder Oswald Hardeck (1910–1996) nach Wien 17, Hernalser Hauptstraße 25, der im Juli 1935 gerade zum Dr.med. promoviert hatte und begann selbst Medizin zu studieren. Er war zuletzt im Sommersemester 1938 an der Medizinischen Fakultät im 5. Studiensemester inskribiert (Sommersemester 1938 wurde ihm am 4. Juli 1938 als gültig angerechnet, Abgangszeugnis vom 14. November 1938).
Er wurde im Nationalsozialismus nach dem "Anschluss" aus rassistischen Gründen gezwungen, das Medizinstudium abzubrechen und die Universität Wien zu verlassen.
Er musste aus Wien fliehen, denn obwohl er katholisch getauft war und Mitglied in der katholischen CV-Studentenverbindung "Amelungia Wien" (trotz deren "Arier-Paragraphs") galt er im Nationalsozialismus nach den "Nürnberger Rasse-Gesetze" als Jude und wurde aus "rassischen" Gründen verfolgt. Er konnte im Sommer zu seinem Bruder nach Prag in die Tschechoslowakei ausreisen und plante, dort sein Medizinstudium fortzusetzen, was aber ebenfalls nicht mehr möglich war, ebensowenig wie die Fortsetzung des dort begonnenen Orgelstudiums, das er nach dem deutschen Einmarsch in Prag im März 1939 auch wieder gezwungen war abzubrechen. Es folgten Beschäftigungen als Schreibmaschinenmechaniker und Mitarbeiter bei einem Juwelier.
Bald wurde Johannes Heinrich (auch Jan, Hans oder Hanuš) Hardeck aber interniert und war 1942 als Zwangsarbeiter im "Umschulungslager" in Linden/Lípa in Südostböhmen, von wo er am 14. September 1943 in das Ghetto Theresienstadt [Terezín/Tschechische Republik] deportiert wurde und von dort am 29. September 1944 in das Konzentrationslager Auschwitz [Oświęcim] im deutsch besetzen Polen. Von dort wurde er am 10. Oktober 1944 ins bayerische Konzentrationslager Dachau deportiert und im Januar 1945 vom Stammlager in ein Lager des Außenlagerkomplexes Kaufering in Bayern überstellt, wo er am 7. Februar 1945 (nach anderen angaben: 3. März) verstarb und in einem Massengrab bestattet wurde.
Seine Eltern und sein Bruder überlebten die Konzentrationslager, aber sein Vater starb unmittelbar nach der Befreiung 1945 und seine Mutter einige Jahre später, während sein Bruder nach Wien zurückkehrte und hier als Arzt lebte und arbeitete.
Heute wird in Wien noch in der 1988 errichteten Gedenkstätte der katholischen Couleurstudenten im ÖCV (Wien 8, Lerchenfelderstraße 14) an ihn erinnert, seit 2010 im Gedenkbuch der Universität Wien und seit 2021 auch auf der Namensmauern Gedenkstätte für die in der Shoah ermordeten österreichischen Jüdinnen und Juden im Ostarrichi-Park in Wien 9.
Lit.: Archiv der Universität Wien/Nationale MED 1935–1938; Arolsen Archives; Opferdatenbank Tschechien; DÖW 1998, 177; Gerhard HARTMANN, Für Gott und Vaterland. Geschichte und Wirken des CV in Österreich, Kevelaer 2006; Gerhart HARTMANN, Johannes Heinrich Hardeck, in: ÖCV-Biolex.
Herbert Posch