Fritz [Frederick J.] Hacker
Geb. am: |
19. Jänner 1914 |
Fakultät: |
Medizinische Fakultät | Medizin Universität Wien |
Kategorie: |
Vertriebene Studierende |
Fritz HACKER, geb. am 19. Januar 1914 in Wien (heimatberechtigt in Wien, Staatsbürgerschaft: Österreich), Sohn von Cornel Anthony Hacker (Kaufmann) und Johanna Carola Hacker und wohnte in Wien 1., Wallnerstraße 6. Fritz Hacker maturierte 1933 am Gymnasium Wien 1., Stubenbastei und begann anschließend sein Medizinstudium an der Universität Wien und war zuletzt im Sommersemester 1938 an der Medizinischen Fakultät im 9. Studiensemester inskribiert.
Nach dem "Anschluss" im März 1938 musste er aus rassistischen Gründen sein fast fertiges Studium abbrechen und die Universität Wien verlassen (Abgangszeugnis ausgestellt am 10. Mai 1938).
Er musste vor den Nationalsozialisten aus Österreich fliehen und konnte 1938 in die Schweiz emigrieren, wo er sein Medizinstudium 1939 abschließen konnte und zum "Dr. med." promovierte.
1940 emigrierte er in die USA und wurde als Frederick J. Hacker ain international bekannter Psychiater, Psychoanalytiker und Aggressionsforscher. Er arbeitete anfangs an verschiedenen Kliniken bevor er 1945 die Hacker Psychiatric Clinic (Beverly Hills und Lynwood, Kalifornien) gründete sowie die Hacker Foundation (Beverly Hills), die 1952/53 von Theodor W. Adorno geleitet wurde. In Amerika arbeitete er auch mit den emigrierten Mitgliedern der Frankfurter Schule u. a. an der Untersuchung über den "autoritären Charakter". Später wurde er Professor für Psychiatrie an der University of Kansas sowie Professor für Psychiatrie und Rechtswissenschaften an der Universität von Südkalifornien (USC) in Los Angeles. Er war verheiratet mit Anastasia, geb. Lohr.
Er teilte nach 1945 seine Arbeitsmittelpunkte zwischen Amerika und Europa und lebte auch in Wien, wo er 1968 die Sigmund-Freud-Gesellschaft begründete, als deren erster Präsident (bis 1977) er maßgeblich dazu beitrug, die langjährige Wohnung und Praxis Sigmund Freuds in der Wiener Berggasse 19 zu erhalten. Heute ist dort das Sigmund-Freud-Museum untergebracht.
Hacker war 1976 auch Gründer und wissenschaftlicher Leiter des "Instituts für Konfliktforschung" in Wien.
In den USA und Europa wurde Hackers Rat in spektakulären Verbrechensfällen gesucht, etwa bei der Ermordung der Schauspielerin Sharon Tate oder etwa 1972 in Deutschland als er die Regierung beriet bei den Terroranschlag bei der Münchner Olympiade, 1973 verhandelte er im Auftrag der österreichischen Regierung mit Terroristen, die die Passagiere eines Zuges in Niederösterreich in ihrer Gewalt hatten und konnte die Geiselnahme unblutig beenden. 1974 beriet er die Familie des gekidnappten Patty Hearst, Enkeltochter des amerikanischen Medienmoguls William Randolph Hearst. Ebenso wurde er bei der Geiselnahme des österreichischen Botschafters 1980 in Bogotá beigezogen, bei der er die Terroristen zur Freilassung ihrer Geiseln überreden konnte.
Friedrich Hacker wurde im deutschsprachigen Raum vor allem durch seine Publikationen zum Thema Aggression und Gewalt bekannt die Millionenauflagen erreichten (ua.: Versagt der Mensch oder die Gesellschaft? Probleme der modernen Kriminalpsylchologie, Wien 1964; Aggression. Die Brutalisierung der modernen Welt, Reinbek 1977; Terror. Mythos, Realität, Analyse, Reinbek 1975; Das Faschismus-Syndrom. Analyse eines aktuellen Phänomens, Frankfurt/Main 1992).
Friedrich Hacker starb am 23. Juni 1989 in Mainz/Deutschland während einer Fernsehdiskussion beim ZDF zum Thema "Die Republikaner".
Er war Mitglied der American Psychiatric Association, war 1971 mit dem Großen Goldenen Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich ausgezeichnet worden, 1984 mit dem Goldenes Ehrenzeichen für Verdienste um das Land Wien und erhielt nach seinem Tod ein Ehrengrab auf dem Wiener Zentralfriedhof (Gruppe 33 G, Nummer 76) und 2010 wurde in Wien Favoriten (10. Bezirk) die Hackergasse nach ihm benannt.
Lit.: POSCH/INGRISCH/DRESSEL 2008, 399; freundlicher Hinweis von Dr.in Barbara Sauer, Wien 2017; Wikipedia; Nachruf LA-Times 30. Juni 1993; Nachruf in New York Times; open library; REITER-ZATLOUKAL/SAUER 2022.
Herbert Posch