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Kurt Haberfeld

Geb. am: 01. Juni 1916
Fakultät: Philosophische Fakultät
Kategorie: Vertriebene Studierende

Kurt HABERFELD, geb. am 1. Juni 1916 in Baden b. Wien/Niederösterreich (heimatberechtigt in Baden, Staatsbürgerschaft 1938: Österreich) als Sohn von Otto Haberfeld (1870-1925, Apotheker) und Ida Haberfeld, geb. Lindner (1885-1934), wohnte in Wien 9, Währinger Straße 66/II, studierte seit Wintersemester 1935/36 Pharmazie an der Universität Wien. Er war zuletzt im Sommersemester 1938 an der Philosophischen Fakultät im 6. Studiensemester inskribiert und belegte Vorlesungen in Pharmazie und Chemie.

Nach dem Anschluss 1938 war er aus rassistischen Gründen gezwungen sein Studium abzubrechen und die Universität Wien zu verlassen.

Er musste aus Wien flüchten und konnte mit seinem jüngeren Bruder Heinz Fritz Haberfeld (1920-1990) noch rechtzeitig im September 1938 über Triest mit der SS Neptunia nach Argentinien emigrieren, wo sie am 10. Oktober 1938 in Buenos Aires ankamen. Ihm und seinem Bruder hatter 1938 die väterliche Apotheke in Baden gehört, die aber bereits im Juli 1938 vom ehemaligen Pächter der Linden-Apotheke in Seitenstetten, Mag. Alois Brinke und Dr.in Rita Lanzdorf enteignet ("arisiert") wurde.
Die Brüder lebten anfangs vom Verkauf der mitgenommenen Bücher und sein Bruder Heinz lieferte als Bote eines deutschen Delikatessengeschäfts Lebensmittel per Rad mit Anhänger aus, um das Allernötigste zum
Leben zu finanzieren. Sie lernten intensiv Spanisch und lebten zu zweit jahrelang in einem 15m² großen Zimmer ohne Sanitäreinrichtung. Sein Pharmaziestudium konnte Kurt Haberfeld in Argentinien nicht mehr fortsetzen.

Nach dem Ende des Nationalsozialismus konnte die Rückstellung der Apotheke in einem prozessintensive Verfahren durch Rechtsanwalt Dr. Kurt Regner erstritten werden und am 7. Juli 1948 wurde sie wieder an die rechtmäßigen Eigentümer Kurt und Heinz Haberfeld restitutiert, die sie aber nicht weiter an die Ariseur*innen verpachteten, sondern bis 1960 an den Vorkriegsprovisor der Apotheke, Mag. Adolf Ehler.

1953 kehrte sein Bruder Heinz kurz nach Österreich zurück, heiratete, kehrte aber bald darauf wieder nach Argentinien zurück, da die Verstaatlichung der Apotheke durch die sowjetische Besatzung drohte. Mit seinen Kindern Heinz (1957) und Susanne (1959) kehrte er im März 1961 endgültig nach Österreich zurück wo er auch die Apotheke übernahm, die seinen Nachfahren bis heute betrieben wird.

Kurt Haberfeld kehrte nicht nach Österreich zurück sondern blieb in der Emigration.

Kurt Haberfeld starb am 23. Oktober 1966 in Buenos Aires, Argentinien, sein Name wird am Familiengrab amHelenenfriedhof in Baden angeführt.


Lit.: Archiv der Universität Wien/Nationale PHIL 1935-1938, Ph 66.3, Nr. 1085, Rigorosenprotokoll Pharmazie; POSCH/INGRISCH/DRESSEL 2008, 398; Kurt RYSLAVY, Materialien zur Geschichte der Apotheken und Apotheker Niederösterreichs, Wien 1991, 36-38; Heinz PUSITZ, Die Landschaftsapotheke in Baden seit 1661, Baden 2005; Alfred FEHRINGER, Arisierung und Rückstellung von Apotheken in Österreich, Göttingen u. Wien 2013, 319f.; https://www.baden.apo.or.at/de/aktuelles/aelteste-apotheke-badens/ [2023]; freundlicher Hinweis von Dr.in Nina Knieling, Wien 10/2023.


Herbert Posch


Nationale von Kurt Haberfelt, Wintersemester 1937/38 (1. Formular Vorderseite), Foto: H. Posch (c) Universitätsarchiv Wien

Nationale von Kurt Haberfelt, Wintersemester 1937/38 (1. Formular Rückseite), Foto: H. Posch (c) Archiv der Universität Wien

Nationale von Kurt Haberfelt, Sommersemester 1938 (1. Formular Vorderseite), Foto: H. Posch (c) Archiv der Universität Wien

Nationale von Kurt Haberfelt, Sommersemester 1938 (1. Formular Rückseite), Foto: H. Posch (c) Archiv der Universität Wien
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