Paul Gourary
Geb. am: |
25. August 1919 |
Fakultät: |
Juridische Fakultät |
Kategorie: |
Vertriebene Studierende |
Paul GOURARY, geb. am 25. August 1919 in Baden bei Wien/Niederösterreich (heimatberechtigt in Wien, Staatsbürgerschaft: Österreich), war der Sohn von Julius (Jules) Gourary (1883-1964, Industrieller) und dessen Frau Regina Gourary (1888-1973, geb. Schreiber) und wohnte in Wien 3, Strohgasse 45. Paul Gourary war im Wintersemester 1937/38 an der Juridischen Fakultät im 1. Studiensemester inskribiert. Er konnte sein Jusstudium aber nach dem "Anschluss" aus rassistischen Gründen nicht mehr an der Universität Wien weiterführen.
Nach dem "Anschluss" emigrierte er 1939 über England nach New York/USA, gemeinsam mit seiner Schwester, Lilly (verh. Gut) und seinen Eltern. Die große Wohnung in der Strohgasse wurde "arisiert" und der übrige Familienbesitz wurde ebenfalls "arisiert"/geraubt. Die Wohnung mit der gesamten Einrichtung übernahm der Rechtsanwalt SS-Hauptsturmführer Dr. Erich Führer, der 1934 Otto Planetta mit einer NS-Brandrede verteidigt hatte, der im Zuge eines NS-Putschversuchs Bundeskanzler Dr. Engelbert Dollfuss ermordet hatte und zum Tode verurteilt wurde. In der NS-Zeit zu einem führenden Rechtsanwalt aufgestiegen, "verwertete" Führer als NS-Vermögenskommissär nach 1938 u.a. auch das enteignete Vermögen und die "arisierte" Kunst-Sammlung Bloch-Bauer mit den berühmten Klimt-Gemälden, u.a. Adele Bloch-Bauer, die "woman in gold".
In den 1950er Jahren lernte Paul Gourary in den USA seine spätere Frau Marianne (1920-2014, geb. Wilmersdoerffer, verh. Frugoni) kennen, die aus München nach Genf/Schweiz und 1949 mit ihrem ersten Ehemann Orazio Frugoni in die USA emigriert war. Ende der 1950er Jahre heiratete Paul Gourary Marianne Frugoni in New York und sie ließen sich wie seine Eltern in Manhattan in New York/NY nieder. Neben der Tochter seiner Frau aus erster Ehe, Corinne Frugoni, bekam das Paar bekam noch einen gemeinsamen Sohn, John Gourary.
Paul Gourary und sein Frau Marianne waren sehr an alten Büchern, Drucken und Zeichnungen interessiert und sie bauten gemeinsam eine einzigartige Sammlung an Kunstwerken - besonders von frühen Festbücher auf ("The Paul and Marianne Gourary Collection of Illustrated Fete Books"), die nach seinem Tod auf 15 Mio US Dollar geschätzt und versteigert wurde. Paul Gourary war ab 1952 Mitglied und lange Zeit im Vorstand der bibliophilen New Yorker Vereinigung "The Grolier Club", danach ab 2001 dessen Ehrenmitglied.
Paul Gourary starb am 29. Jänner 2007. Seine Witwe Marianne Gourary starb am 2. Oktober 2014 im Alter von 93 Jahren in Manhattan, New York.
Lit.: Nachruf für Paul Gourary in: New York Times, 04.02.2007; Nachruf für seine Witwe Marianne Gourary in: New York Times, 11.10.2014; Nachruf auf seinen Vater Jules Gourary in: New York Times, 24. Oktober 1964; über den Verkauf der Kunstsammlung.
Katharina Kniefacz, Herbert Posch