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Paula Gottdenker

Geb. am: 09. März 1914
Fakultät: Philosophische Fakultät
Kategorie: Vertriebene Studierende

Paula GOTTDENKER, geb. am 9. März 1914 in Wien, Österreich-Ungarn (heimatberechtigt in Wien, Staatsbürgerschaft 1938: Österreich), Tochter von Arnold/Aaron Adolf Gottdenker (1874–1942, seit 1918 Kassabeamter der Israelitischen Kultusgemeinde Wien) und Bertha/Schewe Beile Gottdenker, geb. Berger (1877–1943), wohnte in Wien 2., Zirkusgasse 39/22 und hatte am 7. Juli 1932 am Mädchen-Realgymnasium Wien II (Wien 2., Hollandstraße 4) die Reifeprüfung (Matura) abgelegt und studierte vom Wintersemester 1932/33 bis zum Sommersemester 1936 an der Philosophischen Fakultät Biologie (Schwerpunkt: Bakteriologie) aber auch Botanik (Fritz Knoll), Zoologie (Jan Versluys), Chemie (Ernst Späth), Philosophie (Moritz Schlick) und Geologie (Franz Eduard Sueß). Sie befand sich 1938 im Prüfungsstadium (Absolutorium ausgestellt am 6. August 1937) und arbeitete an ihrer Dissertation.

Sie wurde im Nationalsozialismus nach dem "Anschluss" aus rassistischen Gründen gezwungen, das Prüfungsverfahren abzubrechen und die Universität Wien zu verlassen. Sie hatte sich bereits am 11. Oktober 1937 zu den Abschlussprüfungen ("Rigorosen") angemeldet, bestand es aber am 15. Oktober nicht und durfte erst nach frühestens drei Monaten zur Wiederholung der Prüfung antreten. Diese konnte jedoch rund um den "Anschluss" nicht mehr stattfinden.

Sie musste aus Österreich fliehen und konnte dank eines Afffidavits eines Onkels in den USA am 1. Februar 1939 von Hamburg/Deutsches Reich mit der SS Hamburg in die USA emigrieren, wo sie am 9. Februar 1939 in New York ankam.
Ihren Eltern gelang die Flucht nicht mehr rechtzeitig - ihr Vater starb 1942 in Wien, ihre Mutter wird 1942 in das Konzentrationslager Theresienstadt [Terezín/Tschechische Republik] deportiert wo sie 1943 starb.

Paula Gottdenker studierte in den USA weiter - 1943–1944 an der New York University, sowie 1964–1966 an der Rutgers University und schließlich als Seniorin 1968–1974 an der Kansas University Geschichte und erwarb dort 60jährig einen Doktorgrad in Europäischer Geschichte (PhD). Während sie an der Kansas University studierte, arbeitete sie als teaching and reseach assistant instruuctor of Western civilization. Nach ihrer Graduierung in Geschichte war sie 1974–1981 assistant professor of biomedical medicine an der University of Wahington in Seattle wo sie auch lebte (2416 42nd Ave, Seattle, Washington 98112-2525).

Prof. Dr. Paula Gottdenker starb am 1. September 1990 in Seattle, Washington/USA und stiftete aus ihrem Erbe die "Paula Gottdenker scholarship"-Stipendienstiftung für unverheiratete arme Frauen über 50 die studieren wollen (graduate und postgraduate) an der Kansas University.


Lit.: Archiv der Universität Wien/Nationale PHIL 1932–1938; Rigorosenprotokoll- und -akt PHIL 13773; www.genteam.at; www.ancestry.de; www.myheritage.at; www.doew.at; The Lawrence Daily Jounal World vom 14. August, 4C und vom 25. August 1992, 3A.


Herbert Posch


Paula Gottdenker, Rigorosenprotokoll PHIL 13966 (1937/38), © Archiv der Universität Wien
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