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Kurt Glaser

Geb. am: 16. Februar 1915
Fakultät: Medizinische Fakultät | Medizin Universität Wien
Kategorie: Vertriebene Studierende

Kurt GLASER, geb. am 16. Februar 1915 in Wien/Österreich-Ungarn (heimatberechtigt in Innsbruck, Tirol, Staatsbürgerschaft: Österreich) war der Sohn von Richard Glaser (Kaufmann/Getreideagent, 1887-1939) und Alice Hedwig, geb. Gans-Schiller (1889-1982). Er übersiedelte im August 1933 von Innsbruck nach Wien und wohnte hier an verschiedenen Adressen – anfangs in Wien 19., Lammerstraße 14, Ende 1935 dann kurz in Wien 9., Widerhofergasse 8/5, 1936 dann in Wien 9., Müllnergasse 6/33 und ab Juli 1937 bis Juni 1938 in Wien 9., Müllnergasse 14/22 und verdiente seinen Lebensunterhalt und das Studium durch Nachhilfeunterricht.
Er war seit Oktober 1935 Demonstrator-Aspirant an der I. Anatomischen Lehrkanzel (Prof. Schmeidel) und von Oktober 1936 bis Oktober 1938 zum Demonstrator bestellt worden (das letzte Jahr mit Bezahlung) und war zuletzt im Sommersemester 1938 an der Medizinischen Fakultät im 10. Studiensemester inskribiert.

Er hatte das Erste Rigorosum bereits am 2. März 1936 abgelegt, stand kurz vor dem Absolutorium und dem 2. und 3. Rigorosum, durfte nach dem "Anschluss" im März 1938 aber vorerst nicht weiter studieren. Er konnte dann spät aber doch gegen Ende des Sommersemesters 1938 zumindest noch zwei Monate im Rahmen des 2%-numerus clausus für jüdische Studierende studieren, war aber dann aus rassistischen Gründen gezwungen sein Studium endgültig abzubrechen und die Universität Wien zu verlassen (Absolutorium ausgestellt am 30. Juni 1938).

Er ging im Juni 1938 kurz nach Linz und wohnte dann noch im Juni/Juli 1938 in Wien 14., Kauergasse 2/2/32, bevor er schließlich in die Schweiz emigrieren konnte, wo er sein Studium an der Universität Lausanne fortsetzen konnte und dort 1939 promovierte.
Sein Vater Richard Glaser (1887-1939) wurde am 8. September 1939 am Wiener Landesgericht hingerichtet.

Kurt Glaser emigrierte von er Schweiz weiter in die USA, wo er 1941 eine praktische Ausbildung am St. Mary’s of Nazareth Hospital in Chicago, IL,  absolvierte, gefolgt von einer Facharztausbildung am Jewish Hospital sowie am General Hospital in Louisville, Kentucky. Weitere Ausbildungen erhielt er in Kinderheilkunde am Kinderkrankenhaus Milwaukee und am Children’s Memorial Hospital in Chicago. Glaser lehrte ab 1945 am Chicago College of Medicine der University of Illinois sowie ab 1950 am Hadassah University Hospital in Jerusalem.
1954 wurde Kurt Glaser "associate professor" für Kinderheilkunde und "assistant professor" für Psychiatrie in Maryland (bis 1965). Daneben leitete er zwischen 1957 und 1961 die dortige Kinderklinik für Mentale Hygiene. Weitere berufliche Stationen waren u.a. Positionen als klinischer Leiter des Rosewood Center in Owings Mills und Leiter des Kinder- und Jugenddienstes am Springfield Hospital Center in Sykesville (1961-1972), "assistant professor" für Pädiatrie und Psychiatrie an der Johns Hopkins School of Medicine (1972-1981) und Psychiater am Sheppard and Enoch Pratt Hospital (1981-1985).

Kurt Glaser war verheiratet mit Susanne Stein (1923-2002), das Paar hatte vier Söhne: Richard Glaser, Dr. Benjamin Glaser, Dr. David Glaser und Dr. Dan Glaser.
Er lebte seit 1993 in einem Pensionistenheim in Sykesville, Maryland.

Kurt Glaser starb am 13. November 2009 in Sykesville, MD/USA und ist bestattet am Mikro Kodesh Beth Israel Cemetery, Baltimore, MD/USA.


Lit.: Archiv der Universität Wien/Nationale PHIL 1937-1938; Archiv Forum Zeigeschichte: E-Mail von Kurt GLASER vom 22. September 2002; Historisches Meldearchiv/Wiener Stadt- und Landesarchiv; Nachruf von der Medical Alumni Association of the University of Maryland 2009; Nachruf von Frederick N. Rasmussen in der Baltimore Sun; Nachruf in The New York Times; USC Shoah Foundation Institute for Visual History and Education, University of Southern California, Interview 36054; Austrian Heritage Collection am Leo Baeck Institute New York [AHC 917]; POSCH/INGRISCH/DRESSEL 2008, 392.


Herbert Posch


Nationale von Kurt Glaser, Sommersemester 1938 (1. Formular Vorderseite), Foto: H. Posch (c) Universitätsarchiv Wien

Nationale von Kurt Glaser, Sommersemester 1938 (1. Formular Vorderseite), Foto: H. Posch (c) Universitätsarchiv Wien

Nationale von Kurt Glaser, Wintersemester 1937/38 (1. Formular Vorderseite), Foto: H. Posch (c) Universitätsarchiv Wien

Nationale von Kurt Glaser, Wintersemester 1937/38 (1. Formular Vorderseite), Foto: H. Posch (c) Universitätsarchiv Wien

Kurt Glaser, Antrag um Zulassung im Rahmen des 2% numerus clausus, 28.4.1938, © Archiv der Universität Wien

Kurt Glaser, Antrag um Zulassung im Rahmen des 2% numerus clausus, 28.4.1938, © Archiv der Universität Wien
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