Heinrich (Henry Joseph) Glas (Grant)
Geb. am: |
29. September 1912 |
Fakultät: |
Medizinische Fakultät | Medizin Universität Wien |
Kategorie: |
Vertriebene Studierende |
Heinrich GLAS (später: Henry Joseph GRANT), geb. am 29. September 1912 in Wien (heimatberechtigt in Wien, Staatsbürgerschaft: Österreich), Sohn von Dr. Ernst Glas (1872-1944, Rechtsanwalt) und Anna Josefa Glas, geb. Dinzl (1886-?), wohnte in Wien 7, Kaiserstraße 77, war Mitglied der zionistischen Mittelschülerverbindung "Massada" und war zuletzt im Sommersemester 1938 an der Medizinischen Fakultät im 9. Studiensemester inskribiert als einer von wenigen, die noch im Rahmen des 2% Numerus clausus für jüdische Studierende vorerst zum Weiterstudium bis zum Semesterende zugelassen wurden (Sommersemester 1938 wurde ihm am 5. September 1938 als gültig angerechnet).
Danach wurde er im Nationalsozialismus aus rassistischen Gründen gezwungen, das Studium abzubrechen und die Universität Wien ohne Studienabschluss zu verlassen.
Er mußte aus Wien flüchten und konnte in die Schweiz ausreisen, wo er in Lausanne lebte und auch sein Medizinstudium noch abschließen konnte, bevor er in ein dortiges Internierungslager kam. Er emigrierte dann erst nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges in die USA mit der
SS Queen Mary, die Ende Juli von Southampton/England ablegte und am 5. August 1947 in New York ankam, wo er auch mit einem medical internship am
New York Hospital seine medizinische Ausbildung abschloß.
Sein Vater Dr. Ernst Glas, der seit 1905 in Wien als Rechtsanwalt arbeitete mit einer Kanzlei in Wien 9., Kolingasse 11, musste seine Rechtsanwaltspraxis aus rassistischen Gründen 1938 schließen und wurde am 22. Juli 1942 aus Wien nach Theresienstadt [Terezín/Tschechische Republik] deportiert, wo er am 2. Februar 1944 starb. Heinrich Glas' Mutter und seine ältere Schwester Elisabeth konnten noch rechtzeitig mit einem "Dienstmädchenvisum" nach England emigrieren und überlebten.
Heinrich Glas zog nach Kalifornien, machte ein dreijährige Ausbildung zum Psychiater am
Sawtelle Veteran Hospital in Westwood, Kalifornien, und lebte und arbeitete dann als Psychiater in Beverly Hills bei Los Angeles, wo er am 19. Dezember 1949 die geborene Schweizerin Antoinette B. Jason (geb. 8. Oktober 1925 in St. Gallen/Schweiz) heiratete, die bereits im Februar 1941 in die USA emigriert und am 5. Jänner 1948 US-Staatsbürgerin geworden war (Scheidung 1955). Sie hatten eine Tochter, Catherine Mann, geb. Glas.
Er selbst wurde am 12. Jänner 1951 US-Staatsbürger und wurde Professor für Neuropsychiatrie an der
University of Southern California wo er über 30 Jahre arbeitete und war auch psychiatrischer Gerichtsgutachter am
Los Angeles Superior Court.
Er war begeisterter Boxer, Tennisspieler und Schifahrer und Mitglied der
National Ski Patrol und der
Far Western Medical Association, einer Organisation die die Begeisterung für das Schifahren mit der Weiterbildung für Mediziner*innen verband. Als begabter Geigenspieler war er an der Gründung des
Los Angeles Doctors Symphony Orchestra beteiligt, in dem er auch mitspielte.
1992 übersiedelte er nach Santa Fe, New Mexico.
Henry Joseph Grant, geb. Heinrich Glas, starb am 24. Dezember 2007 in Santa Fe, New Mexico/USA.
Lit.: Archiv der Universität Wien/Nationale PHIL 1937-1938; POSCH/INGRISCH/DRESSEL 2008, 392; SAUER/REITER-ZATLOUKAL 2010, 152; Robert C. DAILEY, Resilience. A Journey from Fear to Freedom: Henry J. Grant, MD, Kindle Ebook 2014; Nachruf im Santa Fe New Mexican vom 29. Dezember 2007; www.genteam.at; www.ancestry.at; DÖW-Opferdatenbank; freundlicher Hinweis von Dr.in Barbara Sauer, Wien 10/2021 und von Dr. Gregor Gatscher-Riedl, Perchtoldsdorf, 02/2022.
Herbert Posch