Karl Wilhelm Gerstl
| Geb. am: |
24. Jänner 1904 |
| Fakultät: |
Medizinische Fakultät | Medizin Universität Wien |
| Kategorie: |
Vertriebene Studierende |
Karl Wilhelm GERSTL, geb. am 24. Januar 1904 in Wien (heimatberechtigt in Wien, Staatsbürgerschaft: Österreich), Sohn von Ignatz Isidor Gerstl (1863-1925, Kaufmann) und Rosalia Gerstl, geb. Schmidek (1869-1940), wohnte in Wien 6, Stumpergasse 65/III/18, hatte als Externist die Matura am Reform-Realgymnasium in Wien 14 abgelegt, eigentlich Techniker und seit 1925 Mitglied des Elektrotechnischen Vereins, studierte seit Sommersemester 1930 an der Universität Wien Medizin und war nach mehreren ausgesetzten Semestern und nicht anrechenbaren Semestern zuletzt im Wintersemester 1937/38 an der Medizinischen Fakultät im 10. Studiensemester inskribiert (Absolutorium ausgestellt am 1. Juni 1938).
Gerstl konnte Anfang 1939 nach England flüchten, wo er am 20. Jänner 1939 eintraf. Seine ältere Schwester Johanna Gerstl, verh. Haas (1894-1979) blieb in England und lebte die nächsten Jahrzehnte in London während er bereits am 7. August 1939 weiter nach Neuseeland emigrieren. Er arbeitete und konnte ab Herbst 1939 daneben an der University of New Zealand in Wellington und später an der University of Otago in Dunedin studieren - er musste fast das gesamte Medizin-Studium und alle Prüfungen erneut absolvieren - und erhielt 1945 den "Bachelor of Medicine". Karl Wilhem Gerstl arbeitete später als Arzt in Neuseeland. Er war verheiratet mit Violet Maud Gerstl (geb. 1907) und beide lebten in 52, Ottawa Road, Wellington. Er erhielt nach Kriegsende die neuseeländische Staatsbürgerschaft, ohne die österreichische aufzugeben.
Seinem Antrag beim "Fonds zur Hilfeleistung an politisch Verfolgte, die ihren ständigen Aufenthalt im Ausland haben" ("Hilfsfonds") wurde entsprochen und eine Entschädigung nach dem NS-Opferfürsorgegesetz für den erlittenen "Berufsschaden" zugesprochen. Das Verfahren zog sich aber über Jahre und die letzte Rate wurde erst seiner Witwe 1970 überwiesen.
Karl Wilhelm Gerstl starb 60jährig am 31. Jänner 1964 in Wellington/Neuseeland.
Lit.: Archiv der Universität Wien/MED Nationale 1930-1938; Österreichisches Staatsarchiv ÖStA/AdR/E-uReang/VVSt/VA 13748, ÖStA/AdR/E-uReang/FLD 16393, ÖStA/AdR/E-uReang/FLD 15848, ÖStA/AdR/E-uReang/Hilfsfonds/Abgeltungsfonds 10022; Technische und Wirtschaftliche Nachrichten, Beilage zu Elektrotechnik und Maschinenebau Jg. 44 Heft 1, vom 3. Jänner 1926, XXXIV; Graduates of the Year, in: Otago Daily Times vom 9. Mai 1945, 8; POSCH/INGRISCH/DRESSEL 2008, 391; REITER-ZATLOUKAL/SAUER 2022; freundlicher Hinweis von Dr.in Barbara Sauer, Wien 11/2015.
Herbert Posch
