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Adolf Gerstenhaber

Geb. am: 08. Oktober 1912
Fakultät: Medizinische Fakultät | Medizin Universität Wien
Kategorie: Vertriebene Studierende
Adolf GERSTENHABER, geb. am 8. Oktober 1912 in Kolomea, Galizien/Österreich-Ungarn [später Polen, heute Kolomyja| Коломия/Ukraine] (heimatberechtigt in Wien, Staatsbürgerschaft: Österreich), Sohn von Heinrich/Hersch Gerstenhaber (1885-1979, Mechaniker) und der Adele Gerstenhaber, geb. Hirom (1888-?), wohnte in Wien 2, Wolfgang-Schmälzlgasse 14/23. Er begann 1931 an der Universität Wien Medizin zu studieren und war zuletzt im Wintersemester 1936/37 im 10. Studiensemester an der Medizinischen Fakultät inskribiert und befand sich seither im Stadium der Abschlussprüfungen. Nach dem "Anschluss" 1938 war Adolf Gerstenhaber aus rassistischen Gründen gezwungen sein Studium bzw. das laufende Prüfungsverfahren abzubrechen und die Universität Wien zu verlassen, doch nach längerer Unsicherheit wurde ihm am 18. Juli 1938 das Absolutorium ausgestellt und er konnte doch noch am 21. Juli 1938 unter zahlreichen symbolischen Diskriminierungen im Rahmen einer "Nichtarierpromotion" promovieren, bei gleichzeitig ausgesprochenem Berufsverbot im gesamten Deutschen Reich. Er musste aus Wien fliehen und konnte noch rechtzeitig nach England/Großbritannien emigrieren, wo er aber als "enemy alien" im Kitchener Camp in Richborough, Sandwich, Kent interniert wurde und erst später von dort weiter in die USA gelangen konnte. Er reiste am 6. April mit der SS Scythia von Liverpool/England in die USA weiter, wo er am 17. April 1940 in New York City, NY, ankam. Mit dem selben Schiff kam auch die ebenfalls 1938 aus Wien vertriebene Ilse Margarethe Forges (1923-1987) in den USA an, die er im April 1942 in Manhattan, New York, NY, heiratete. Er lebte anfangs mit seinen Eltern, und seinen jüngeren Geschwistern Julius (1923-2011) und Sophie Gerstenhaber Schoen (1920-2010) in Kings, New York, NY und konnte am Mount Sinai Hospital in Manhatten, NY, bzw. am Unity Hospital in Brooklyn, NY, sein internship absolvieren und wurde dort am 16. Oktober 1940 für die U. S. Army gemustert. Er wurde mit seiner Frau 1945 eingebürgert, sie erhielten die US-Staatsbürgerschaft und lebten in Bayside and Flushing, NY, und er arbeitete als Arzt am Unity Hospital und am Long Island Jewish-Hillside Medical Center und auch als Internist am Deepdale General Hospital.
Er war Mitglied der American Geriatrics Society, der New York Cardiological Society, der Clinical Society, New York Diabetes Association, der Medical Society of the County of Queens, der Medical Society of the State of New York und der American Medical Association. Adolf Gerstenhaber starb am 5. September 1980 im Alter von 67 Jahren in Flushing, Queens, NY/USA und ist bestattet am Beth David Cemetery in Elmont, Nassau, NY/USA.


Lit.: Archiv der Universität Wien/Nationale MED 1931-1938, Promotionsprotokoll MED 1929-1941, Nr. 4090; POSCH 2009, 369; GAUGUSCH 2011, 2528; New York State Journal of Medicine 1980, p. 1897; www.genteam.at www.ancestry.de; freundlicher Hinweis Irene Messinger, Wien 02/2022.


Katharina Kniefacz, Herbert Posch


Adolf Gerstenhaber, Eintrag 4090 'Nichtarierpromotion' 21. Juli 1938, Promotionsprotokoll Medizinische Fakultät 1929-1942, Foto: Herbert Posch, (c) Archiv Universität Wien

Nationale von Adolf Gerstenhaber, Wintersemester 1936/37 (Vorderseite), Foto: Katharina Kniefacz (c) Archiv der Universität Wien

Nationale von Adolf Gerstenhaber, Wintersemester 1936/37 (Rückseite), Foto: Katharina Kniefacz (c) Archiv der Universität Wien
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