Geb. am: | 28. Mai 1913 |
Fakultät: | Medizinische Fakultät | Medizin Universität Wien |
Kategorie: | Vertriebene Studierende |
Erwin (Moscow) ASRIEL, geb. am 28. Mai 1913 in Wien/Österreich-Ungarn [Österreich] (heimatberechtigt in Wien, Staatsbürgerschaft 1938: Österreich), war der Sohn von Dr.iur. Mosco/Mosche/Moritz Asriel (geb. 25. Juni 1875 in Belgrad/Serbien, Kaufmann, Prokurist) und Regina Asriel, geb. Enriquez (geb. 17. Juli 1887 in Izmir/Osmanisches Reich [Türkei]). Die Eltern waren Mitglieder der sephardischen Gemeinde in Wien und hatten 1905 dort geheiratet. Die Familie wohnte seit 1911 in Wien 19, Blaasstraße 9.
Nach der Reifeprüfung am Bundesrealgymnasium in Wien 19 begann Erwin Asriel im Wintersemester 1932/33 an der Universität Wien Medizin zu studieren. Er war zuletzt im Sommersemester 1937 an der Medizinischen Fakultät inskribiert – im Sommer 1937 reiste er für einige Monate nach New York.
Zur Zeit des „Anschlusses“ Österreichs an das nationalsozialistische Deutschland befand Erwin Asriel sich 1938 bereits im Stadium der Abschlussprüfungen (“Rigorosen“). Er konnte, nach längerer Unsicherheit, doch noch sein Studium abschließen (Absolutorium ausgestellt am 18. Juli 1938) und am 21. Juli 1938 unter zahlreichen symbolischen Diskriminierungen im Rahmen einer „Nichtarierpromotion“ zum „Dr.med.univ.“ promovieren, bei gleichzeitig ausgesprochenem Berufsverbot im gesamten Deutschen Reich.
Sein Vater Moritz Asriel trat im April 1938 als Gesellschafter aus der Firma „Brüder Asriel & Farchy“ aus (Türkischer Großhandel, Wien 2., Freilagergasse 1) und emigrierte mit seiner Frau nach Großbritannien, wo beide bis nach Kriegsende in London lebten.
Auch Erwin Asriel konnte Wien noch rechtzeitig in Richtung Großbritannien verlassen und lebte zunächst in Caterham, Sussex. Am 25. Jänner 1939 erhielt er in London sein US-Visum und konnte zwei Wochen später von Southampton mit der SS Aquitania in die USA emigrieren. Er kam am 17. Februar 1939 in New York, NY, an, wo er zuerst bei seinem Onkel mütterlicherseits, H. Enriquez, wohnen konnte.
Seine ältere Schwester Antonia („Nina“) Asriel (geb. 4. Februar 1906 in Mailand, Italien, gest. August 1980 in Bourbon, Kentucky/USA) konnte ebenfalls noch rechtzeitig aus Wien flüchten. Sie emigrierte im Mai 1939 von Flushing [Vlissingen]/Niederlande mit der SS Rotterdam in die USA. Auch sie lebte anfangs bei ihrem Bruder Erwin und ihrem Onkel. Im Herbst 1939 wohnte sie in W 150th Street in New York und gab beim Einbürgerungsantrag an, im Buchhandel zu arbeiten, fünf Monate später gab sie als Berufsbezeichnung bei der Volkszählung an, halbtags als Bibliothekarin zu arbeiten. Sie wohnte später in der Valentine Ave., Bronx, NY, und erhielt im Dezember 1944 die US-amerikanische Staatsbürgerschaft. Nach Kriegende, im Jänner 1946, übersiedelten ihre Eltern zu ihr nach New York.
Erwin Asriel war nur kurz in New York geblieben. Er lebte und arbeitete im April 1940 in Beaumont, Jefferson, Texas, als Arzt am St. Theresa Hospital. Hier lernte er seine spätere Ehefrau, die in Texas geborene Margaret Christine Ford (1917–2001), kennen. Im Oktober 1940, als er für die U.S. Army gemustert wurde, arbeitete sie am Veteran Hospital in Waco, McLennan, Texas als Krankenschwester, während er in derselben Stadt am Providence Hospital als Arzt tätig war. Die beiden heirateten am 21. Jänner 1941 in Waco und er diente in der U.S. Army.
Laut Volkszählung 1950 lebte er als Arzt mit seiner Frau, einer „registered nurse“, im Nurses Home in Paris, Kentucky/USA. Sie bekamen zwei Kinder, Mary Regina Asriel (geb. 1952, später verh. Shisler) und John Mosco Asriel (geb. 1953).
Erwin Asriel blieb auch nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs in der U.S. Army, rüstete 1973 mit dem Dienstrang eines Colonel ab und arbeitete weiter als Arzt.
Dr. Erwin Moscow Asriel lebte weiter in Paris, Kentucky/USA und starb dort am 23. Juni 2002. Er wurde am Camp Nelson National Cemetery in Nicholasville, Kentucky, beerdigt.
Lit.: Archiv der Universität Wien/ Nationale MED 1932–1937, Promotionsprotokoll MED (1929–1942) Nr. 4077; Österreichisches Staatsarchiv OeStA/AdR/E-uReang/ Hilfsfonds/Abgeltungsfonds 4421, 4422 und 6481 (Entschädigungsantrag), OeStA/AdR/E-uReang/VVSt/VA 17723, 28461 und 46421 (Vermögensanmeldung), OeStA/ AdR/ E-uReang/FLD 4821, 4822 (Restitutionsantrag); Wiener Stadt- und Landesarchiv WStLA/2.3.3 A3, 48a (Handelsgerichtsakten); POSCH 2009, 370; www.findagrave.com; www.ancestry.de; www.myheritage.de; www.genteam.at; www.familysearch.org; freundlicher Hinweis seiner Tochter Regina Asriel, USA 05/2025 und von Sarah N. Kaliga 05/2025.
Katharina Kniefacz und Herbert Posch