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Herta Förster (Harriett H. Forster)

Geb. am: 20. Juni 1917
Fakultät: Philosophische Fakultät
Kategorie: Vertriebene Studierende

Herta FÖRSTER (später: Harriett H. Forster), geb. am 20. Juni 1917 in Wien (heimatberechtigt in Wien, Staatsbürgerschaft: Österreich), Tochter von Samuel Förster (ehemals Herrenausstatter, arbeitslos) und Olga (geb. Frankfurter), wohnte in Wien 2, Große Mohrengasse 38/14, war zuletzt im Wintersemester 1937/38 an der Philosophischen Fakultät im 5. Studiensemester inskribiert und belegte Vorlesungen in Physik und Mathematik.

Während ihrer Schul- und Studienzeit gab sie anderen SchülerInnen Nachhilfeunterricht um das Familieneinkommen aufzubessern. Nach dem "Anschluss" im März 1938 wurde sie von der Universität Wien vertrieben und konnte ihr Studium nicht mehr abschließen.

Ihr jüngerer Bruder Erich konnte 1939 nach England ausreisen, wurde aber als "enemy alien" ein Jahr in Australien interniert und kehrte erst dann wieder nach Europa zurück. Hertha Förster konnte 1939 mit einem Kindermädchenvisums aus Österreich nach Glasgow/Scotland emigrieren, wo sie nach einer kurzen Ausbildung an einer nursery school als "Nanny" arbeitete. Aber schon 1940 konnte sie weiter in die USA emigrieren und landete 1940 in New York, wo sie vorerst weiter als Nanny und in einer Bäckerei arbeitete. 1941 heiratete sie den ebenfalls aus Wien geflüchteten Wiener Physiker Kurt Engelberg (er hatte am 8. März 1938 als letzter jüdischer Physikstudent vor dem "Anschluss" noch regulär promovieren können, doch wurde ihm 1942 von der Universität Wien sein Doktorat aus rassistischen Gründen wieder aberkannt). Ihre Eltern Samuel (geb. 1884, Herrenausstatter) und Olga (geb. 1889, geb. Frankfurter) Förster konnten nicht mehr flüchten und wurden am 15. Mai 1942 von Wien nach Izbica deportiert und in einem der deutschen Vernichtungslager in Polen (vermutlich Belzec oder Treblinka) ermordet.

1943 zogen Harriet H. Forster-Engelberg und ihr Mann, der Anfang 1942 in die U.S. Army eingezogen worden war, nach Kalifornien, wo er stationiert war und als Meteorologe diente. Sie konnte so an der University of California (UC), Berkeley, ihr Physikstudium neu aufnehmen. Als Harriet H. Forster promovierte sie 1948 in Physik (Ph.D.) an der UC in Berkeley und begann im Herbst desselben Jahres an der renommierten privaten University of South California (USC) Los Angeles in Dornsife als Atomphysikerin zu arbeiten.

1952 trennte sich das Ehepaar Forster-Engelberg.

Sie leitete später das Nuclear Accelerator Program des Departements für mehrere Jahre und wurde 1964 Professorin für Physik, damals eine der weniger Frauen in diesem Feld. Ihre subatomare Teilchenforschung im Bereich der experimentellen Nuklearphysik war international hoch angesehen. Später fokussierte sie auf undergraduate teaching und war langjährige department’s director of undergraduate affairs in physics and astronomy. Sie war im Zuge Ihrer Arbeit im Kontakt und Austausch mit mehreren (späteren) Nobelpreisträgern wie Murray Gell-Mann (1969 für Physik), Richard Feynman (1965 für Physik) und Gerhard Herzberg (1971 für Chemie).

1977 heiratete Prof. Harriet H. Forster in zweiter Ehe den Physiker Prof. Dr. George “John” Frederick Garlick, ehemals Leiter des Institutes für Physik an der Univ. Hull/GB mit fast 100 Veröffentlichungen zwischen 1945 und 1979 nach dessen Emeritierung und er zog zu ihr in die USA.

Sie publizierte 62 papers im Bereich nuclear physics und erhielt zahlreiche Auszeichnung, Sie war fellow der American Physical Society und erhielt 1956-57 das Founders Fellowship der American Association of University Women und nutzte dies zu einem knapp einjährigen Forschungsaufenthalt an der Universität in Rom. 1981 erhielt sie den Women of Achievement Award. Sie emeritierte 1987 und erhielt 1988 den USC Faculty Lifetime Achievement Award.

Sie starb 97jährig am 28. September 2014 in Los Angeles.

Lit.: freundlicher Hinweis ihres Neffen Dr. Frank A. Forster, 08/2018; obituary der USC; Shoah Foundation Institute for Visual History and Education, University of Southern California, Interview 14622 (vom 24. April 1996, West Los Angeles/CA, USA, Interviewerin: Sidney Burke), 2 Videobänder, 48 Minuten).

Herbert Posch


Nationale von Herta Förster, Wintersemester 1937/38 (1. Formular Vorderseite), Foto: H. Posch (c) Universitätsarchiv Wien

Nationale von Herta Förster, Wintersemester 1937/38 (1. Formular Rückseite), Foto: H. Posch (c) Archiv der Universität Wien

Nationale von Herta Förster, Wintersemester 1937/38 (2. Formular Vorderseite), Foto: H. Posch (c) Universitätsarchiv Wien

Nationale von Herta Förster, Wintersemester 1937/38 (2. Formular Rückseite), Foto: H. Posch (c) Archiv der Universität Wien

Prof. Harriet Forster, 1963 Prof. f. Physik an der University of Southern California (c) USC

Prof. Harriet Forster mit Doktorand, um 1970, © Frank A Forster

Prof. Harriet Forster, Women scholar wins Fellowship, New York Herald-Tribune 25. Juni 1956, © Frank A Forster

Prof. Harriet Forster, 1962, (c) Dr. Frank Forster
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