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Hermann (Zvi) Finkelstein (Shamir)

Geb. am: 01. November 1914
Fakultät: Medizinische Fakultät | Medizin Universität Wien
Kategorie: Vertriebene Studierende

Hermann FINKELSTEIN (Zvi Shamir), geb. am 1. November 1914 in Wien (heimatberechtigt in Wien, Staatsbürgerschaft: Österreich), Sohn von Dr. Max Finkelstein (1880-1946, Rechtsanwalt) und Amalia Finkelstein, geb. Lipschitz (geb. 1893), wohnte in Wien 9, Wasagasse 11, war zuletzt im Sommersemester 1938 an der Medizinischen Fakultät im 10. und letzten Studiensemester inskribiert, wobei es ihm mit der euphemistischen Begründung: "wegen mangelnder Frequenz" nicht mehr angerechnet wurde.
Er hatte bereits 1936 der I. Rigorosum mit Auszeichnung abgelegt und hospitiert an der Internen Abteilung des Spitals der Wiener Kaufmannschaft, an der Wiener Herzstation und an der Chirurgischen Abteilung im Wiener Allgemeinen Krankenhaus

Er wurde im Nationalsozialismus nach dem "Anschluss" aus rassistischen Gründen gezwungen, das Studium abzubrechen und die Universität Wien zu verlassen (Abgangszeugnis vom 9. Juli 1938).

Er musste aus dem nationalsozialistischen Wien fliehen und er versuchte mit Unterstützung der Auswanderungsabteilung der Israelitischen Kultusgemeinde nach England, USA, Australien, Südamerika oder Palästina zu emigrieren. Er gab neben seinem Medizinstudium auch an, dass er Zusatzausbildungen in Massage, und Hydrotherapie, Elektrotherapie als medizinisch-chemischer Laborant absolviert hatte, sowie eine Ausbildung an der Wiener Fangoheilanstalt mit Diplom abgeschlossen hatte und neben Deutsch- auch über Englisch-, Französisch- und Hebräisch-Sprachkenntnisse verfüge.
Hermann Finkelstein, der auch zwei Cousins in Großbritannien sowie seinen Onkel Prof. Harry Torczyner und einen weiteren Cousin in Palästina als Kontaktpersonen in potenziellen Emigrationsländern benennen konnte, gelang es noch im Oktober nach Palästina [Israel] zu emigrieren, wo er im Dezember 1940 auch eingebürgert wurde.
Er änderte den Namen in Zvi Shamir, konnte sein Studium abschließen und lebte und arbeitete Kinderarzt in Israel.
Auch seine Eltern konnten noch rechtzeitig aus Österreich flüchten, vorerst nach Luxemburg und konnten von dort im Dezember 1939 nach Palästina [Israel] emigrieren, wo sie 1942 auch die Staatsbürgerschaft erwarben.

Am 4. Oktober 1999 wurde Zvi Shamir gemeinsam mit fünf anderen 1938 vertriebenen Medizinstudierenden im Rahmen eines Festaktes von der Medizinischen Fakultät der Universität Wien geehrt.

Zvi Shamir, MD, geb. Hermann Finkelstein, starb am 18. März 2009.


Lit.: Archiv der Universität Wien/Nationale MED 1937-1938; POSCH/INGRISCH/DRESSEL 2008, 382; SAUER/REITER-ZATLOUKAL 2010, 131; freundlicher Hinweis Dr.in Babara Sauer, Wien 09/2019 und von David Magen, Israel 11/2022.


Herbert Posch


Zvi Shamir (Hermann Finkelstein), 1940

Nationale von Hermann Finkelstein, Wintersemester 1937/38 (1. Formular Vorderseite), Foto: H. Posch (c) Universitätsarchiv Wien

Nationale von Hermann Finkelstein, Wintersemester 1937/38 (1. Formular Vorderseite), Foto: H. Posch (c) Universitätsarchiv Wien

Nationale von Hermann Finkelstein, Sommersemester 1938 (1. Formular Vorderseite), Foto: H. Posch (c) Universitätsarchiv Wien

Nationale von Hermann Finkelstein, Sommersemester 1938 (1. Formular Vorderseite), Foto: H. Posch (c) Universitätsarchiv Wien

Zvi Shamir and Otto Fleming, ceremony at the University of Vienna, October 4th, 1999, © David Magen, Israel
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