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Elfriede Feuer (verh. Sobiloff)

Geb. am: 15. März 1916
Fakultät: Juridische Fakultät
Kategorie: Vertriebene Studierende

Elfriede FEUER, geb. am 15. März 1916 in Wien (heimatzuständig nach Wien, Staatsbürgerschaft 1938: Österreich), Tochter von Moses Srul/Moritz Feuer (1877-1940, Kaufmann) und Rifke/Regine Feuer, geb. Eigenfeld (1884-?), und wohnte in Wien 2, Ausstellungsstraße 37/14. Sie hatte die Reifeprüfung (Matura) am Realgymnasium Wien 2 abgelegt und die Bundeslehranstalt für Textilindustrie in Wien 5., Spengergasse 20 absolviert und anschließend begonnen, neben ihrer Arbeit als Textiltechnikerin an der Universität Wien Rechtswissenschaften zu studieren. Sie war zuletzt im Wintersemester 1937/38 an der Juridischen Fakultät im 4. Studiensemester inskribiert und hatte bereits die erste Staatsprüfung bestanden.

Sie wurde im Nationalsozialismus nach dem "Anschluss" aus rassistischen Gründen gezwungen, das Studium abzubrechen und die Universität Wien zu verlassen, wie auch ihr Bruder, Artur Leo Feuer, der nach dem 1936 absolviertem Jusstudium noch nicht promoviert hatte und dies nach längerem Warten und nur unter den diskriminierenden Bedingungen einer "Nichtarier-Promotion" im Juli 1938 noch tun konnte, mit der gleichzeitig ein Berufsverbot im Deutschen Reich verbunden war.

Elfriede Feuer hatte seit November 1935 in der Weberei und Spinnerei der Felixdorfer Textilfabrik und Appretur AG in Wien 9, Tendlergasse 16 im Büro und in der Fabrik gearbeitet und war per Ende Juni 1938 als Jüdin entlassen worden und musste aus Wien fliehen. Sie suchte am 1. August 1938 bei der Auswanderungsstelle der Israelitischen Kultusgemeinde um Unterstützung für die Auswanderung nach entweder Argentinien, Australien, England, USA oder Kolumbien an. Noch im selben Monat holte sie ein Cousin ihrer Mutter, Sigmondo Eigenfeld, aus Wien zu sich nach Italien, nach Mailand/Milano, wo sie für ein Jahre lebte und arbeitete. Sie konnte dann 1939 über Paris bzw. Le Havre/Frankreich mit dem Schiff Ile de France weiter in die USA emigrieren, wo sie am 22. August 1939 in New York ankam.
Auch ihren Eltern gelang die Flucht und sie konnten im Frühjahr 1939 noch rechtzeitig  aus Wien nach Palästina [Israel] emigrieren wo ihr Vater aber kurz darauf starb.

Elfriede Feuer lebte einige Zeit in New York, erhielt dann Arbeit über einen Verwandten in der Textilindustrie in Fall Rivers, Mass., wo sie auch ihren späteren Ehemann, den Rechtsanwalt Jacob ("Jack") Gerald Sobiloff (1912-1994) kennen lernte, den sie am 21. April 1940 heiratete und mit dem sie Anfang 1942 ein Kind bekam - Sohn Michael Sobiloff. Ihre Mutter übersiedelte nach dem Tod ihres Mannes 1943 aus Palästina über Ägypten zu ihr in die USA.

Später zog die Familie nach San Francisco, CA, wohin auch Elfriedes Brüder Artur Leo und Julius, die über Shanghai und Manilla in die USA gekommen waren, lebten und im Import/Export Bereich arbeiteten und Elfriede Sobiloff begann, neben der Arbeit in Abendkursen ab 1959 an der Universität von San Francisco ein amerikanisches Jusstudium neu zu beginnen und konnte es auch 1963 abschließen.

Sie wurde in die kalifornische Rechtsanwaltskammer aufgenommen und arbeitete als Anwältin und Strafverteidigerin.

Später lebte und arbeitete Elfriede Sobiloff in Millbrae, San Matteo County/CA und ging 1999 in Pension.

Elfriede F. (Elly) Sobiloff, geb. Feuer, starb am 12. September 2012 in Millbrae, CA/USA und ist am Hills of Eternity Memorial Park in Colma, San Mateo County, CA/USA beigesetzt.


Lit.: Archiv der Universität Wien/Nationale IUS 1936–1938; POSCH/INGRISCH/DRESSEL 2008, 381; Austrian Heritage Collection am Leo Baeck Institute New York/Fragebögen AR10378; Interview mit Elfriede Feuer Sobiloff am 28. März 2007, The Bay Area Holocaust Oral History Project/USHMM (Interviewerin: Hilde Gattmann, Videographerin Ann Green Saldinger); https://familysearch.org; https://www.ancestry.at; https://www.myheritage.at.


Herbert Posch


Elfriede Feuer (später Sobiloff), Wien 1938, © JFCS San Francisco Holocaust Center, USHMM

Nationale von Elfriede Feuer, Wintersemester 1937/38 (Vorderseite), Foto: Herbert Posch, © Archiv der Universität Wien

Nationale von Elfriede Feuer, Wintersemester 1937/38 (Rückseite), Foto: Herbert Posch, © Archiv der Universität Wien

Elfriede Feuer Sobiloff mit Meldungsbuch der Universität Wien, San Matteo County 2007, interview screenshot, © JFCS San Francisco Holocaust Center, USHMM
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