Geb. am: | 17. August 1906 |
Fakultät: | Medizinische Fakultät | Medizin Universität Wien |
Kategorie: | Vertriebene Studierende |
Dr.phil. Egon FELDMANN, geb. am 17. August 1906 in Wien (heimatberechtigt in Wien, Staatsbürgerschaft: Österreich), Sohn von Rudolf Feldmann (1880-1942) und Sophie Feldmann, geb. Fleischner (1882-1942, ab 1914 geschieden), und wohnte mit seiner Mutter in Wien 2, Große Sperlgasse 40. Er hatte die Handelsakademie 1925 mit der Reifeprüfung (Matura) abgeschlossen, anschließend das Vorbereitungsjahr für die Ergänzungsreifeprüfung absolviert und ab Wintersemester 1926/27 an der Philosophischen Fakultät Germanistik und Anglistik studiert (Dissertation in Germanistik 1931: "Das Bürgertum im deutschen Roman von Schnabel bis Jung-Stilling", Betreuer: Prof. Nadler, Prof. Kralik) und am 20. Juli 1932 zum "Dr.phil." promoviert. Er hatte 1933 begonnen Medizin zu studieren und war zuletzt im Sommersemester 1938 an der Medizinischen Fakultät im 10. und letzten Studiensemester inskribiert.
Nach dem "Anschluss" im März 1938 durfte er im Sommersemester 1938 vorerst zumindest noch zwei Monate im Rahmen des 2%-numerus clausus für jüdische Studierende weiterstudieren, war aber dann aus rassistischen Gründen gezwungen sein Studium endgültig abzubrechen und musste die Universität Wien verlassen (Abgangszeugnis vom 5. Januar 1939).
Er hatte neben dem Studium als Lehrer für Deutsche, Englische, und Französische Sprache und Handelskorrespondenz an einer Wiener Privatschule für Maturavorbereitung gearbeitet und wurde nach dem Anschluss gekündigt. Er musste aus Wien fliehen und er führte als zusätzliche Qualifikation an, dass er seit 10 Jahren professionell fotografiere und in zahlreichen Ausstellungen vertreten war sowie dass er seit eineinhalb Jahren Zahntechnik erlerne. Das fast abgeschlossene Medizinstudium erwähnte er bei seinem Antrag nicht.
Der Vater seiner Freundin - Dr. Esther (Else) Stryzower (1910-2002), sie hatte 1935 in Medizin promoviert - willigte ein, ihm gefälschte Papiere zu besorgen, unter der Bedingung, dass er seine Tochter heirate, was er zusagt. Egon ging 1939 in die Schweiz und absolvierte sein letztes Jahr des Medizinstudiums und konnte es mit der Dissertation "Beitrag zur Klinik und Aetiologie der Stieldrehung bei Ovarialtumoren" an der Universität Basel mit dem "Dr.med.univ." abschließen. Obwohl er im Mai 1938 im Wiener Ausreiseantrag "Dr. Ester Feldmann" als schon mit ihm verheiratet ausweist, geben beide dann bei der Einreise in die USA 1939 an, dass sie am 17. Jänner 1939 in Basel geheiratet haben.
Im August 1939 reisen sie mit der SS Ile de France über Southampton/England in die USA aus, wo sie am 7. August 1939 in New York City, NY, ankamen. Egons Mutter Sophie, die nach London/England ausreisen konnte, emigrierte von dort ebenfalls in die USA, und kam wenige Monate später am 30. Dezember 1939 in New York an. Bei der Volkszählung im April 1940 lebten die drei mit sechs anderen zur Untermiete in Manhattan in 196 West End Avenue und waren noch ohne Arbeit. Bald wechselten sie nach Illinois und beide arbeiteten im Oak Park Hospital, IL und ließen sich im August 1941 in Chicago, IL, scheiden. Egon übersiedelte mit seiner Mutter nach Texarkana, Bowie, TX wo seine Mutter aber kurz darauf am im Mai 1942 an Brustkrebs starb, und in New York bestattet wurde. Bald darauf trat er als Arzt in die Küstenwache ein.
Egon Fleischmann wurde im Februar 1945 in Ohio U.S.-Staatsbürger, lebte 1949 in 270 Empire Blvd., Brooklyn, New York und heiratete 1954 in Brooklyn Harriet Cohen (1930-?) und sie lebten in 27 School House Ln, Great Neck, Nassau, NY, USA.
DDr. Egon Feldmann starb am 19. Oktober 1984 in Nassau, NY/USA.
Seine Witwe Harriet Feldmann schenkte 2015 seine Sammlung an Dokumenten, biografischen Aufzeichnungen und Fotografien dem United States Holocaust Memorial Museum in 2015.
Lit.: Archiv der Universität Wien/Nationale MED 1937-1938, Rigorosenakt und -protokoll PHIL 11239, Promotionsprotokoll PHIL 1931-1941 Nr. 377, Promotionsprotokoll MED 1929-1941 Nr. 2675; POSCH/INGRISCH/DRESSEL 2008, 381; www.genteam.at; www.ancestry.de; www.myheritage.at; www.geni.com; www.findbuch.at; Egon Feldmann Collection/USHMM; freundlicher Hinweis von Dr.in Konstanze Kropatschek, Wien 07/2022.
Herbert Posch