Oskar Ewald (geb. Friedländer)
Geb. am: |
02. September 1881 |
Fakultät: |
Philosophische Fakultät |
Kategorie: |
Vertriebene WissenschafterInnen |
Oskar EWALD (geb. FRIEDLÄNDER), geb. am 2. September 1881 in St. Georgen, gest. am 25. September 1940 in Oxford/Großbritannien, war Privatdozent für Philosophie (Theoretische Philosophie) an der Philosophischen Fakultät der Universität Wien.
Er wurde im Nationalsozialismus aus politischen Gründen verfolgt und 1938 seines Amtes enthoben und von der Universität Wien vertrieben.
Ewald, dessen Vater Philosoph und Religionslehrer sowie Sekretär der "Alliance Israélite Universelle" und des "Baron Hirsch Found" war, besuchte das Franz-Josefs-Gymnasium in Wien, wo er 1899 maturierte. Anschließend studierte er an der philosophischen Fakultät der Universität Wien Geschichte und Philosophie, um 1903 mit der Dissertation "Immanenz und Relativismus" zum Dr. phil. zu promovieren.
[1] Sechs Jahre später habilitierte er sich. Ewald war von 1914 bis 1918 im Ersten Weltkrieg als Offizier der Österreichisch-Ungarischen Armee im Einsatz.
Abgesehen von seiner Tätigkeit an der Universität Wien, wo er 1921 einen Lehrauftrag erhielt, las er auch an der Wiener Volkshochschule. 1926 war er wesentlich an der Gründung des "Bundes der Religiösen Sozialisten" (BSR) beteiligt, während er auch enge Kontakte zu religiösen Sozialisten aus der Schweiz, wie etwa Leonhard Ragaz, unterhielt. So beteiligte sich Ewald auch an deren Zeitschrift "Neue Wege" und ebenso am österreichischen Pendant "Menschheitskämpfer". Sein politisches Engagement zeigte sich auch darin, dass er in den Jahren 1928 und 1929 in Wien zwei Konferenzen zu Christentum und Sozialismus organisierte. 1937 führte ihn eine Reise nach Estland bzw. zum lutherischen Bischof Rohamägi.
[2]
Nach dem "Anschluss" widerrief das Österreichische Unterrichtsministerium per 22. April 1938 seine Lehrbefugnis an der Universität Wien.
[3] Ausschlaggebend dafür waren nicht nur seine politischen Aktivitäten, sondern v. a. auch seine jüdische Abstammung. Noch im gleichen Jahr deportierten ihn die Nationalsozialisten in das Konzentrationslager Dachau, wo er bis 1939 inhaftiert war. Seine Freilassung ist einer Intervention des Schweizer Physikers und Autors Alexander von Muralt zu verdanken. Ewald kehrte nach Wien zurück und flüchtete nach Ausweisungsbefehlen über die Schweiz nach Großbritannien. Im Jahr darauf verstarb er in Oxford.
Seit 1971 ist die Ewaldgasse in Wien-Simmering nach ihm benannt.
Zu seinen bekanntesten Werken zählen "Kants Methodologie in ihren Grundzügen" (1906), "Die Erweckung: Selbsterkenntnis und Weltgestaltung" (1922) sowie "Die Religion des Lebens" (1925).
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Lit.: Archiv der Universität Wien/PH PA 467, PHIL GZ 659 ex 1937/38; MÜHLBERGER 1993, 40; RÖDER Bd. 2 1983.
[1] UA, PA, fol. 31, Curriculum vitae, o. D.
[3] UA, PHIL GZ 659-1937/38, O.-Nr. 68, PHIL Dekanat an Ewald, 23.