Geb. am: | 26. Februar 1915 |
Fakultät: | Philosophische Fakultät |
Kategorie: | Vertriebene Studierende |
Valerie DUKATENZÄHLER (verh. LETZTER / LESTER), geb. am 26. Februar 1915 in Wien (heimatberechtigt in Wien, Staatsbürgerschaft 1938: Österreich), Tochter von Max/Meier Dukatenzähler (1875-1940, Kaufmann, Schmuckfedernhandel) und Irene Dukatenzähler, geb. Mannheim (1874-1933), wohnte in Wien 7, Zieglergasse 5. Sie absolvierte das Gymnasium des Vereines für realgymnasialen Mädchenunterricht in Wien 8, Albertgasse 38, und legte dort 1934 die Reifeprüfung (Matura) ab und begann an der Universität Wien zu studieren und war zuletzt im Wintersemester 1937/38 an der Philosophischen Fakultät im 7. Studiensemester inskribiert und belegte Vorlesungen in Psychologie, Pädagogik und Völkerkunde.
Nach dem "Anschluss" im März 1938 war sie aus rassistischen Gründen gezwungen ihr Studium abzubrechen - nachdem auch ihr Antrag abgelehnt wurde, zumindest noch drei Monate im Rahmen des 2%-numerus clausus für jüdische Studierende weiterzustudieren. Sie musste die Universität Wien umgehend verlassen (Abgangszeugnis vom 3. Dezember 1938).
Valerie Dukatenzähler musste aus Wien fliehen und sie versuchte mit einem Unterstützungsansuchen bei der Auswanderungsabteilung der Israelitischen Kultusgemeinde Wien Ende Mai 1938 nach England, USA Schweiz, Frankreich, Belgien Luxemburg, Niederlande, Dänemark, Schweden, Australien oder Kanada auszuwandern. Um ihre Auswanderungschancen zu erhöhen, hatte sie neben dem Studium und ihrer Hospitation in einem Kindergarten, ihrer Erziehungserfahrung mit schwererziehbaren Kindern und Nachhilfestunden auch noch Kurse für Modistin und für Handtaschenerzeugung absolviert. In einem neuerlichen Antrag Ende Jänner 1939 zeigt sich, wie sich die wirtschaftliche Lage katastrophal verändert hatte, die Auswanderung dringlicher wurde und das einzige Ziel nur noch, als Erzieherin oder Psychologin nach England zu gehen, möglichst gemeinsam mit ihrer Familie.
Es gelang ihr 1939 noch rechtzeitig nach Großbritannien auszureisen, was dem Rest ihrer Familie nicht mehr gelang. Ihr Vater starb 1940 in Wien, ihr Bruder Imre Emmerich Dukatenzähler (1904-1942) mit nur 38 Jahren 1942 in Wien, ihre Schwester Hilda Dukatenzähler (1908-1942) wurde im April 1942 von Wien nach Izbica/Polen deportiert - sie überlebte nicht -, und ihre Schwester Elsa Sekules geb. Dukatenzähler (1909-1990), seit 1937 mit Abraham Sekules (1901-1980) verheiratet, wurde im Jänner 1942 aus Wien nach Riga deportiert, überlebte aber und emigrierte mit ihrem Mann nach der Befreiung 1945 nach Schweden.
Valerie Dukatenzähler konnte ihr fast abgeschlossenes Psychologiestudium in England unter den Bedingungen der Emigration nicht fortsetzen. Sie heiratete den in Wien geborenen Josef Letzter [Lester] (1913-2001) im Sommer 1939 in Paddington, London, wo sie in 124/126 Westbourne Terrace wohnten, und ging nach Belfast, Nordirland/Großbritannien, wo ihr Mann als Textilmechaniker bei der Messrs. Ulster Viennese Fabrics Ltd. arbeitete. Von Juni 1940 bis zu seiner Entlassung im Mai 1941 war er als enemy alien interniert. Sie hatten zwei Kinder. Im Jahr 1950 nahmen sie die britische Staatsbürgerschaft an und änderten den Nachnamen von "Letzter" in Lester".
Valerie Lester, geb. Dukatenzähler, starb 82-jährig im April 1998 in Bromley, Greater London.
Lit.: Archiv der Universität Wien/Nationale PHIL 1937-1938; POSCH/INGRISCH/DRESSEL 2008, 375; www.genteam.at; www.ancestry.de; www.myheritage.at; www.geni.com; www.findbuch.at; spurenimvest.de/2021/07/02/sekules-else/; freundlicher Hinweis von Dr.in Konstanze Kropatschek, Wien 07/2022.
Herbert Posch