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Paul Dohan

Geb. am: 19. Oktober 1911
Fakultät: Medizinische Fakultät | Medizin Universität Wien
Kategorie: Vertriebene WissenschafterInnen
Paul DOHAN, geb. 19. Oktober 1911 in Wien, gest. im Februar 1981 in Beverley, East Riding of Yorkshire, England, wohnte Wien 9, Thurngasse 15A/I/8 hatte im Dezember 1937 promoviert und war seit Jänner 1938 als unbesoldeter Hilfsarzt an der I. Medizinischen Universitätsklinik (Leitung: Prof. Eppinger) angestellt an der Medizinischen Fakultät der Universität Wien. 1938 wurde er aus rassistischen Gründen verfolgt und als Hilfsarzt von der Universität Wien bzw. dem Allgemeinen Krankenhaus Wien entlassen. Paul Dohan war der Sohn von Prim. Dr. Norbert Dahon (1872-1935) und Mary, geb. Eisenstädter (1889-1948), seine Schwester Eva Dohan konnte nicht mehr emigrieren, wurde in das Konzentrationslager Ausschwitz in Polen deportiert und dort 1944 ermordet. Er selbst mußte Anfang Juni 1938 aus Österreich flüchten und konnte über Italien (Juli/August 1938), England (September 1938-Jänner 1939) nach China emigrieren, wo er im Februar 1939 einlangte und bis zur Demobilisierung der britischen Armee im November 1946 blieb, danach lebte er in Yorkshire, England wurde britischer Staatsbürger und praktischer Arzt.
Er beschreibt seine Erfahrungen 1963 rückblickend folgendermaßen: "Am Tage nach dem Anschluss wurde ich meiner Stelle enthoben. Am 2. April 1938 wurde ich verhaftet und war zuerst im Sammellager in der Karajangasse und dann bis zu meiner Entlassung im Mai 1938 im Gefangenenhaus in der Landesgerichtsstraße. Um entlassen zu werden musste ich versprechen das Land binnen eines Monats zu verlassen. Im Juni 1938 verließ ich Österreich und nach mehreren Mona­ten in Italien und England fuhr nach China als freiwilliger für das Chinesische Rote Kreuz, wo ich meine Arbeit als Chirurg für die Chinesische Armee im April 1939 begann. Mein Gehalt war vier Pfunde im Monat. Nach 1½ Jahren an der Front und dem Zusammenbruch des Roten Kreuzes in Nordchina trat ich dem Internationalen Hilfs­kommitée in China bei und arbeitete weitere 2½ Jahre in den Hungergebieten Nordchinas. Dann wurde ich als Arzt in die englische Armee in China aufgenommen und im Dezember 1946 in England demobilisiert. Der Nachteil meiner mangelhaften klinischen Spitalsausbildung (2 Monate an Stelle von mindestens 2 Jahren) war ein unüberbrückbares Hindernis; untergeordnete Stellen und keine Promotion für viele Jahre und besonders die Tatsache, dass ivh ein ganzes Jahr nämlich während der Gefangenschaft, Flucht, Wanderung und Emigra­tion keine medizinische Arbeit machen konnte. Nach meiner Rück­kehr nach England versuchte ich meine unterbrochene Ausbildung wieder aufzunehmen und die chirurgische Spezialisten Prüfung zu absolvieren aber hier wieder machte sich meine mangelhafte Spitals­ausbildung (und Geldmangel) bemerkbar und ich musste es nach zwei er­folglosen Versuchen aufgeben und praktischer Arzt werden." Paul Dohan starb im Februar 1981 im Alter von 69 Jahren in Beverley, East Riding of Yorkshire, England, Großbritannien.


Lit.: Archiv der Universität Wien/RA GZ 680 ex 1937/38, Nationale MED; Österreichisches Staatsarchiv/Archiv der Republik/06-Finanzen/Hilfsfonds; geni.com; freundlicher Hinweis von Dr.in Barbara Sauer, Wien 09/2018; REITER-ZATLOUKAL/SAUER 2022.

Herbert Posch

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