Geb. am: | 26. Jänner 1916 |
Fakultät: | Medizinische Fakultät | Medizin Universität Wien |
Kategorie: | Vertriebene Studierende |
Hans (Ludwig) DIAMANT, geb. am 26. Januar 1916 in Wien (heimatberechtigt in Wien, Staatsbürgerschaft: Österreich), Sohn von Dr. med. Siegfried Diamant (1884-1958, Arzt) und Lili Diamant, geb. Ornstein und wohnte in Wien 2, Rotensterngasse 13. Die Familie war mit dem Vater, der vor und nach dem Ersten Weltkrieg als Bezirksarzt in Bosnien arbeitete ab 1924 fix nach Wien gezogen, wo der Vater als praktischer Arzt sowie als Arzt im AKH arbeitete - Hans Diamant absolvierte in Wien 1 das Akademische Gymnasium, wo er 1935 auch die Reifeprüfung (Matura) ablegte, begann anschließend an der Universität Wien Medizin zu studieren und war zuletzt im Sommersemester 1938 an der Medizinischen Fakultät im 6. Studiensemester inskribiert.
Er wurde im Nationalsozialismus nach dem "Anschluss" aus rassistischen Gründen gezwungen, das Studium abzubrechen und die Universität Wien zu verlassen (Abgangszeugnis vom 17. Mai 1938).
Hans Ludwig Diamant trat im August 1938 aus der Israelitischen Kultusgemeinde Wien aus und ließ sich in der Pfarre St. Stefan röm.-kathol. taufen. Sein Vater verlor als Jude seine Berufszulassung als Arzt, wurde aber ab September 1938 zumindest noch als "Krankenbehandler für Juden" zugelassen. Er konnte im September 1939 nach Jugoslawien ausreisen und lebte und praktizierte fortan in Zagreb.
Hans Ludwig Diamant musste ebenfalls aus Wien fliehen und konnte gemeinsam mit seinem Vater und seinem Bruder Robert Heinz Diamant (geb. 1919) noch rechtzeitig Österreich in Richtung Königreich Jugoslawien verlassen.
In Jugoslawien wurde seine österreichische Matura nicht als Studienzulassung anerkannt sowie fehlten auch die materiellen Mittel für eine Fortsetzung des Studiums und er arbeitete in Zagreb als Beamter.
Nach Kriegsende konnte er im Demokratisch Föderativen Jugoslawien bzw. in der Föderativen Volksrepublik Jugoslawien dann an der Universität Zagreb - unter Anerkennung seiner bereits in Wien absolvierten Semester und Prüfungen und unter Zuerkennung von Studienerleichterungen für die versäumten acht Jahre - das Studium doch wieder aufnehmen und promovierte im Juli 1947 zum "Dr.med." in Zagreb. An den dortigen Universitätskliniken absolvierte er auch das einjährige Praktikum bevor er im August 1948 als Bezirks- bzw. Gemeindearzt in der Umgebung von Zagreb zu arbeiten beginnen konnte: Er war drei Jahre lang Bezirksarzt in Jastrebarsko, dann ein Jahr in Dvor na Uni und zwei Jahre als Gemeindearzt in Desinić dann drei Jahre in Bistra.
Er heiratete 1957 noch in Jugoslawien Mira Obmarith, bevor er im November 1957 endgültig wieder nach Wien/Österreich zurückkehrte, wo er am 7. Februar 1958 die österreichische Staatsbürgerschaft weder erhielt, womit er auch sein Zagreber Doktorat nostrifizieren lassen und in Österreich wieder als Arzt arbeiten konnte.
Im Mai 1958 wohnt er in Wien 3, Hintere Zollamtsstraße 15/3/8, und erhielt für den aus rassistischen Gründen erzwungenen Studienabbruch in Österreich einen Opferausweis zuerkannt einen Opferausweis. Er arbeitete später als praktischer Arzt in Wien 10, Oberlaaer Straße 39.
Dr. Hans Diamant starb am 23. Jänner 1990 in Wien und ist am Friedhof in Wien-Oberlaa beigesetzt.
Lit.: Archiv der Universität Wien/Nationale MED 1937–1938; POSCH/INGRISCH/DRESSEL 2008, 374; REITER-ZATLOUKAL/SAUER 2022; www.genteam.at, www.friedhoefewien.at; www.ancestry.de; freundlicher Hinweis von Johann Kapsamer, Wien 07/2022 und Dr.in Barbara Sauer, Wien 08/2022.
Herbert Posch