Geb. am: | 01. Juni 1918 |
Fakultät: | Philosophische Fakultät |
Kategorie: | Vertriebene Studierende |
Erich (Julius / Yehuda) DIAMANT, geb. am 1. Juni 1918 in Przemyśl, Galizien/Österreich-Ungarn [Polen] (heimatberechtigt in Wien, Staatsbürgerschaft 1938: Österreich), Sohn von Dr. iur. Gerold Diamant (1885-1930, Rechtsanwalt) und Mag. pharm. Laura "Lola" Diamant (1889-1975, Apothekerin), lebte ab 1921 mit seinen Eltern in Wien 8, Lerchenfelder Straße 44/19, absolvierte hier das Gymnasium, legte im Sommer 1936 erfolgreiche die Reifeprüfung (Matura) ab und begann ab Wintersemester 1936/37 an der Universität Wien Pharmazie und Chemie zu studieren – er war zuletzt im Wintersemester 1937/38 an der Philosophischen Fakultät im 3. Studiensemester inskribiert.
Nach dem Anschluss 1938 war er aus rassistischen Gründen gezwungen sein Studium abzubrechen und die Universität Wien zu verlassen.
Die Eltern stammten aus Galizien bzw. der Bukowina – Mutter Lola Diamant, geb. am 23. Dezember 1889 in Przemyśl [heute Polen], Vater Gerold Diamant geb. 12. Dezember 1885 in Hadikfalva, Dornești [heute Rumänien] – und hatten ihre akademische Ausbildung teilweise noch in Galizien absolviert – Mutter Lola graduierte am 27. Juli 1912 an der Universität Lemberg in Pharmazie zur "Mag.pharm." –, Vater Gerold studierte in Wien, wo er am 14. April 1919 zum "Dr. iur." promovierte.
Bei Beginn des Ersten Weltkrieges musste die Mutter vor den Kriegshandlungen 1914 aus Galizien fliehen (ab September 1914 russische Belagerung Przemysls, März 1915 Eroberung, Juni 1915 Rückeroberung) in die Reichshauptstadt Wien, wo sie 1916 Gerold Diamant heiratete. Beider Sohn Erich kam dann kurz vor Ende des Ersten Weltkriegs in Przemysl zur Welt, das kurz darauf bei der Aufteilung der Habsburgermonarchie Bestandteil der neuentstandenen Polnischen Republik wurde. Die Familie optierte aber für Österreich blieb in Wien bzw. kam 1921 auch Sohn Erich als Dreijähriger zu den Eltern nach Wien, wo er aufwuchs, ab 1923 mit Bruder Walter, und wo sein Vater Gerold als Rechtsanwalt und Mutter Laura ("Lola") Diamant als angestellte Apothekerin arbeiteten (anfangs in der Salvator-Apotheke in Reichenau an der Rax, NÖ, später in einer Apotheke in Wien 15 arbeitete.
Erich Julius Diamant wurde 12-jährig nach dem frühen Tod des Vaters 1930 Halbwaise, seine Mutter wurde im Verlauf der Weltwirtschaftskrise ab 1932 stellungslos, doch konnten er und sein Bruder das Gymnasium absolvieren. Erich Diamant legte 1936 erfolgreich die Reifeprüfung (Matura) ab und begann im Wintersemester 1936/37 an der Universität Wien Pharmazie zu studieren und war Mitglied der jüdischen Studentenverbindung Kadimah.
Nach dem Anschluss musste die Familie versuchen, möglichst rasch aus Wien zu fliehen doch fehlten die finanziellen Mittel und sie versuchten mithilfe der Auswanderungsabteilung der Israelitischen Kultusgemeinde das Land verlassen zu können. Im Unterstützungsantrag vom 16. Mai 1938 schienen als Emigrationsländer noch Australien, USA, Südamerika oder "British Empire" (dazu gehörte damals auch das Mandatsgebiet Palästina) in Überlegung zu sein, und Erich Diamant gab als Sprachkenntnisse Deutsch und Englisch an sowie, dass er aktuell Spanisch und Hebräisch lernte. Letztendlich gelang es ihm erst Anfang April 1939 nach Paris/Frankreich auszureisen mit dem Ziel, mit einem Studentenvisum der Hebrew University Jerusalem weiter nach Palästina [Israel] auszuwandern. Es gelang ihm, am 29. August 1939 in Paris von französischer Seite ein provisorisches Reisedokument und von britischer Seite am 30. August auch ein entsprechendes Einreisevisum zu erhalten und er kam am 14. September 1939 in Palästina an, wohin auch sein Bruder Walter emigrieren konnte. Seine Mutter konnte Mitte April 1939 mit einem "Dienstbotenvisum" nach Großbritannien ausreisen, wo sie in Südengland lebte - bei der Volkszählung im September 1939 taucht sie als Hausangestellte (domestic) beim Ehepaar John W. (geb. 1884) und Jessie M. Turner (geb. 1888) in Forest Cottage, Uckfield, Sussex auf, von der Internierung als enemy alien in England wurde sie ausgenommen. Nach Kriegsende erfuhr sie, dass beide Söhne überlebt hatten, und konnte später zu ihnen nach Israel emigrieren, wo sie am 10. Februar 1975 in Haifa starb.
Es ist bislang noch unklar, ob Erich Julius/Yehuda Diamant 1939-1941 an der Hebrew University Jerusalem tatsächlich das Studium fortsetzen und abschließen konnte, in jedem Fall diente er aber ab 15. Juli 1941 in der Britischen Armee und beantragte am 30. Dezember 1943 die Palästinensische Staatsbürgerschaft, die er am 21. April 1944 auch erhielt.
Er heiratet in Palästina [Israel] die in Rzeszów/Galizien geborenen Lucie Shulamit Neger (1912–1995) und sie hatten zwei Söhne, Ariel und Gabriel Diamant.
Erich Yehuda Diamant, geb. Erich Julius Diamant, starb am 8. August 1988 in Jerusalem/Israel und ist auch dort am Har HaMenuchot Cemetery Givat Shaul bestattet.
Lit.: Archiv der Universität Wien/Nationale PHIL 1937-1938; FRITSCH 2007; POSCH/INGRISCH/DRESSEL 2008, 374; www.ancestry.de; www.genteam.at; www.ancestry.at.