Rudolf Csoknyai
Geb. am: |
09. Oktober 1917 |
Fakultät: |
Medizinische Fakultät | Medizin Universität Wien |
Kategorie: |
Vertriebene Studierende |
Rudolf CSOKNYAI, geb. am 9. Oktober 1917 in Wien (heimatberechtigt in Wien, Staatsbürgerschaft: Österreich), Sohn von Paul Stefan Csoknyai (1883-1951, Friseur) und Elsa, geb. Thieberger (1889-1921), wohnte in Wien 9, Porzellangasse 39/14. Nach der Matura im Juni 1935 an der Bundesrealschule Wien 1, Heßgasse inskribierte er vom Wintersemester 1935/36 bis Sommersemester 1936 an der Philosophischen Fakultät, wechselte dann aber ab dem Wintersemester 1936/37 an die Medizinische Fakultät.
Er galt im Nationalsozialismus als 'Mischling 1. Grades' und konnte sein Studium zwar nach dem 'Anschluss' noch vorläufig fortsetzen – aber bei jederzeitigem Widerruf, der nach der Ablegung des ersten Rigorosums am 2. Juli 1940 durch das Berliner Reichsinnenministerium erfolgte. Daraufhin arbeitete er als Famulus von August 1940 bis Juli 1941 an der II. Chirurg. Univ.-Klinik (Prof. Denk) und wurde nach mehreren Rekursen und aufgrund neuer Richtlinien am 18. Februar 1941 wieder zum Weiterstudium ab dem 1. Trimester 1941 bis inklusive Sommersemester 1942 zugelassen und am 18. März 1942 ausnahmsweise noch zum Abschluss nach der alten österreichischen Studienordnung in Form eines 2. und 3. Rigorosums zugelassen, wobei ausdrücklich darauf hingewiesen wurde, dass er trotzdem als 'Mischling 1. Grades' den Beruf als Arzt nicht ausüben dürfe.
Ende März 1943 war damit sein Studium erfolgreich abgeschlossen, er durfte aber nicht promovieren und erhielt als 'Mischling 1. Grades' kein Doktordiplom, infolge dessen auch keine Anstellung als Arzt. Im November/Dezember 1943 konnte er zumindest am Krankenhaus Lainz bei Prof. Kunz in Chirurgie ohne Gehalt famulieren und ab 21. Februar 1944 wurde er von Prof. Leopold Schönbauer in der Wiener Privatklinik als bezahlter Operationsdiener aufgenommen.
Nach Kriegsende konnte er am 8. Juni 1945 endlich an der Universität Wien promovieren - sein Doktordiplom wurde dabei rückdatiert auf den 21. Juni 1943.
Er arbeitete dann als Hausarzt bis Ende September 1951 weiter in der Wiener Privatklinik (Wien 9., Pelikangasse 15). Später wurde er Angestellter in der pharmazeutischen Industrie und ging krankheitshalber 1977 in Pension. Er wohnte in Wien 19, Döblinger Hauptstraße 91/3 und war verheiratet mit Helene Leopoldine Csoknyai (1921-2007).
Rudolf CSOKNYAI starb im Februar 1983 in Wien und ist am Neustifter Friedhof in Wien 18 beigesetzt.
Lit.: Archiv der Universität Wien/Nationale PHIL 1935-1936, MED 1936-1942, MED Promotionsprotokoll M 33.14 (1942-1949), Nr. 1225; WStLA/M.Abt. 208/A36 - Opferfürsorgeakten/Entschädigungen (E): Dr. R. Csoknyai; POSCH/INGRISCH/DRESSEL 2008, 372; REITER-ZATLOUKAL/SAUER 2022; freundlicher Hinweis von Dr.in Barbara Sauer, Wien 02/2019; www.friedhoefewien.at.
Herbert Posch