Leo Allerhand
Geb. am: |
16. Jänner 1889 |
Fakultät: |
Juridische Fakultät |
Kategorie: |
Doktorgradaberkennung |
Leo ALLERHAND, geb. am 16. Januar 1889 in Wien/Österreich-Ungarn, als Sohn von Jacob Osias Allerhand und Sime Allerhand, geb Eilen. Er hatte an der Universität Wien Rechtswissenschaften studiert am 16. Juli 1912 an der Juridischen Fakultät der Universität Wien den akademischen Grad eines Dr. iur. erworben.
Er lebte vor dem 2. Weltkrieg in Brünn/Tschechoslowakei [Brno/Tschechische Republik], war verheiratet mit Klara Schindelmann (1905-1993) und auch ihre Töchter wurden dort geboren: Sabine (1923) und Ellen (1925-1998, später verheiratet mit Leon Zolotow (1916-1970)).
Leon Allerhand musste aus Brünn flüchten und konnte mit seiner Familie 1938/39 noch rechtzeitig nach Südamerika emigrieren. Daraufhin wurde ihm und allen Familienmitgliedern vom Deutschen Reich am 15. Juni 1942 die Staatsangehörigkeit des Reichsprotektorats Böhmen und Mähren aberkannt und alles Vermögen zu Gunsten des Deutschen Reichs enteignet (darunter u.a. die Häuser Parkstraße 40 und Senefeldergasse 11 in Brünn, die bereits ab 1939 treuhänderisch verwaltet wurden). Die Ausbürgerung und Enteignung wurde im
Deutschen Reichsanzeiger vom 18. Juni 1942 verlautbart. Das Berliner Reichsinnenministerium ging damals davon aus, dass er in Montevideo (Uruguay) lebte, er dürfte aber bereits in Buenos Aires/Argentinien gelebt haben.
Am 26. März 1943 forderte das Berliner Reichserziehungsministerium die Universität Wien auf, Leo Allerhand auch den Doktorgrad aus rassistischen Gründen abzuerkennen, da er im Nationalsozialismus 'als Jude als eines akademischen Grades einer deutschen Hochschule unwürdig' galt, was am 1. April 1943 erfolgte und am 13. April 1943 im
Deutschen Reichsanzeiger verlautbart wurde.
Erst 12 Jahre nach der Aberkennung und lange nach dem Ende des Nationalsozialismus wurde ihm der Doktorgrad am 15. Mai 1955 wieder zuerkannt, bzw. die Aberkennung für 'von Anfang an nichtig' erklärt.
Dr. Léon Allerhand starb 1966 in Buenos Aires/Argentinien.
Lit.: Archiv der Universität Wien, Rektorat GZ 151 ex 1942/43 (= S 127.9), Rektorat GZ 561 ex 1944/45; Promotionsprotokoll IUR 1911-1915 Nr. 371; POSCH 2009, 386.
Herbert Posch